Konsequenz aus Pisa-Studie Kultusminister beschließen erstmals bundesweite Bildungsstandards

Bonn (rpo). Die Kultusminister haben erstmals für alle Schulen bundesweit gültige Bildungsstandards beschlossen. Sie geben vor, was ein Schüler künftig im jeweiligen Fach am Ende der Klasse beherrschen muss. Dazu werden Beispielaufgaben vorgegeben.

<P>Bonn (rpo). Die Kultusminister haben erstmals für alle Schulen bundesweit gültige Bildungsstandards beschlossen. Sie geben vor, was ein Schüler künftig im jeweiligen Fach am Ende der Klasse beherrschen muss. Dazu werden Beispielaufgaben vorgegeben.

Mit der Verabschiedung der ersten Standards für die Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache am Donnerstagabend in Bonn zog die Kultusministerkonferenz die bislang weitestgehende Konsequenz aus dem miserablen deutschen Abschneiden beim weltweiten PISA-Schultest. Standards für weitere Fächer sollen folgen.

Kritik kam vom Bundeselternrat und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die noch einen "echten Qualitätssprung" an den Schulen vermisst. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sprach von einem "wichtigen Schritt nach vorn". Notwendig wäre allerdings in der Schulpolitik eine "wirkliche Richtungsänderung". Bulmahn: "Wir dürfen in unseren Schulen nicht länger auf Auslese setzen sondern brauchen echte Qualitätsverbesserungen."

Die neue KMK-Vereinbarung über den Mittleren Bildungsabschluss schreibt etwa für das Fach Deutsch vor, dass Schüler am Ende der 10. Jahrgangsstufe sich konstruktiv an einem Gespräch beteiligen, sich durch Fragen notwendige Informationen beschaffen sowie eine eigene Meinung begründet und nachvollziehbar in freier Rede vertreten können. Beim Lesen sollen sie einen Roman von einer Novelle unterscheiden können. Verlangt wird, Texte wie etwa einen Lebenslauf "in gut lesbarer handschriftlicher Form" abzufassen und entsprechend Zweck und Adressat sinnvoll zu strukturieren. Zum neuen Schulstandard gehört auch das Nutzen von Textverarbeitungsprogrammen.

Für alle Fächer werden Beispielaufgaben vorgegeben. In Mathematik gehören neben dem sicheren Beherrschen der grundständigen Rechengesetze auch Überschlagrechnen, Algorithmen und das Beherrschen geometrischer Konstruktionen zum Standard-Programm. In der ersten Fremdsprache - überwiegend Englisch - sollen sich die Schüler nach der zehnten Klasse sowohl in "alltags- wie berufsbezogenen Themen" verständigen können. Schriftlich wie mündlich sollen sie Informationen und Gedanken darlegen und zu anderen Positionen Stellung beziehen können.

Die Elternrats-Vorsitzende Renate Hendricks bezeichnete nationale Schulstandards als "absolut unverzichtbar". Die Entwicklung in den Länder beobachte sie jedoch mit Sorge. Es gehe nicht an, dass einzelne Länder teilweise noch zusätzlich eigene Standards entwickeln wollten. Gleiche Leistungen müssten gleiche Bewertungen erhalten. Schulabschlüsse müssten von Land zu Land vergleichbar sein.

Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange forderte von den Kultusministern ein Gesamtkonzept, wie sich Schule in Deutschland verändern soll. "Die Schulen jetzt mit Tests und Ranking zu überziehen wie in einigen Bundesländern bereits absehbar, wird die Probleme weiter verschärfen", sagte Stange. Das Schulsystem muss auf den Prüfstand, nicht die individuelle Leistung von Schülern. Bei der Entwicklung der neuen Standards müssten unabhängige Wissenschaftler in einer Bildungsagentur zusammenarbeiten. Dafür biete auch die GEW den Kultusministern ihre Mitarbeit an.

Der Philologenverband begrüßte die Standards und warnte vor einem zu niedrigem Niveau. Wer besser werden wolle, dürfe die Messlatte nicht zu niedrig hängen, sagte Vorsitzender Heinz-Peter Meidinger.

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