Bonn Kometenstaub mit Wunschprogramm

Bonn · Astronomen rechnen in der heutigen Nacht mit mehr als 100 Sternschnuppen pro Stunde.

Bonn: Kometenstaub mit Wunschprogramm
Foto: Oliver Berg

In jedem August weint der Himmel: Wenn die Erde auf ihrem Weg um die Sonne die Bahn des Kometen Swift-Tuttle quert, fällt eine große Menge Trümmer des Kometen in die Erdatmosphäre und verglüht. Niemals sonst im Jahresverlauf lässt sich eine so große Menge Sternschnuppen beobachten.

Der Volksmund sagt, dass der sich etwas wünschen darf, der eine Sternschnuppe auf ihrer Bahn durch den Himmel verfolgt. Und dass dieser Wunsch auch in Erfüllung gehen soll, weil die kosmische Energie das irdische Leben beeinflusst. Im Volksmund werden sie auch als "Tränen des Laurentius" bezeichnet, weil sie um den Namenstag dieses populären Heiligen zu sehen sind.

Die meisten Sternschnuppen werden sich nach Angaben von Astronomen in der Nacht von heute auf morgen beobachten lassen. Dann soll es mehr als 100 pro Stunde regnen. "Da dieses Maximum recht breit ist, darf man sich in der gesamten Nacht auf zahlreiche, auch helle Sternschnuppen freuen", kündigt die Internetseite www.leoniden.net an.

In den Jahren um 1992, als der Mutterkomet 109P/Swift-Tuttle zum letzten Mal in Erdnähe war, seien allerdings deutlich höhere Zahlen beobachtet worden. Inzwischen sei die Sternschnuppenzahl aber wieder auf dem Normal-Level angelangt. Doch auch in den Nächten danach werden Hunderte der meist millimeterkleinen Gesteinsbrocken mit 60 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eintreten und in 80 bis 300 Kilometer Höhe durch die Reibungshitze verglühen. Wegen eines perspektivischen Effekts scheinen alle Sternschnuppen von einem Punkt im Sternbild Perseus herzukommen; die Fachbezeichnung lautet daher "Perseiden".

Ihre Zahl ist nicht in jedem Jahr gleich: Denn Swift-Tuttle kommt in unterschiedlichen zeitlichen Abständen der Umlaufbahn der Erde nahe – zuletzt 1992, das nächste Mal 2126. In Sonnennähe verliert ein Komet bei jedem Umlauf einen Teil seiner Materie, sagt der Wissenschaftler. Die Überreste verteilen sich entlang seiner Bahn, etwa so, als verlöre ein LKW beim Fahren Sand von der Ladefläche.

Der Begriff "Laurentius-Tränen" leitet sich vom Märtyrer Laurentius her, der am 10. August im Jahr 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein soll. Dabei soll der Heilige einerseits Tränen über die Sünden seiner Mitmenschen vergossen haben. Andererseits berichtet die Legende von einem lachenden Märtyrer: Er soll dem Henker befohlen haben, ihn auf dem Feuer zu wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Seitdem gilt Laurentius als Nothelfer für Brandverletzte und Fieberleidende sowie als Patron der Feuerwehrleute, Köche, Bäcker, Glasbläser und Köhler. Außerdem soll er vor den Qualen des Fegefeuers bewahren. Realistischer sind Berichte, nach denen Laurentius als einer der sieben Diakone in Rom für die Finanzen und die Armenfürsorge zuständig war. Nachdem Kaiser Valerian von ihm vergeblich die Herausgabe von Gütern verlangt hatte, wurde er gefoltert und hingerichtet. Laurentius wurde zu einem der meistverehrten Heiligen.

Das Haupt von Laurentius gilt als eine der kostbarsten Reliquien; es liegt im Mönchengladbacher Münster, auch wenn andere Quellen sagen, es liege im Vatikan. Eine weitere Kopfreliquie wird in der Kathedrale in Dubrovnik aufbewahrt.

Der Laurentius-Tag erhielt darüber hinaus eine wichtige Bedeutung im Brauchtum. "Laurentiusbrot" wurde gesegnet und an Arme, oft auch an das Vieh, verteilt. "Laurenzilorbeer", die oft meterhohe, gelbblütige Goldrute, gilt als homöopathisches Heilmittel. Im Bauernkalender gilt Laurentius als der erste "Herbstbruder", der den Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes ankündigt. Dem Laurentiustag wurde in alten Zeiten auch Bedeutung für die Wettervorhersage zugemessen. heißt es. Die Regel lautet: "Kommt Sankt Lorenz mit heißem Hauch / füllt er dem Winzer Fass und Bauch."

(kna)
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