Die Auswirkungen der Erderwärmung Wenn im Februar gefühlt schon Frühling ist

Düsseldorf · Die Erderwärmung sorgt dafür, dass sich die Jahreszeiten verschieben. Die warme Periode beginnt immer früher. Das hat gravierende Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt. Zwitschernde Vögel, sprießende Pflanzen – obwohl wir uns meteorogolisch im tiefsten Winter befinden, fühlt sich das Wetter fast schon frühlingshaft an. Zumindest im Rheinland hat die kalte Jahrszeit bislang kaum stattgefunden. Das entspricht einem Trend, den Klimaforscher schon seit langem beobachten. Der Frühling beginnt immer früher, und der Herbst kommt immer später. Das ist eine Folge der globalen Erderwärmung, die sich konkret auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Zwischen 1906 und 2005 ist die Temperatur auf unserem Planeten um 0,74 Grad gestiegen, bis zum Jahr 2100 wird die Durchschnittstemperatur in Deutschland um 2,1 bis 5,5 Grad ansteigen. Der Niederschlag im Sommer wird um 30 Prozent zurückgehen. Die anhaltende Wärmeperiode bringt das Ökosystem vieler Arten völlig durcheinander.

Klimawandel in Bildern: Wenn US-Städte versinken
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Die Erderwärmung sorgt dafür, dass sich die Jahreszeiten verschieben. Die warme Periode beginnt immer früher. Das hat gravierende Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt.

Zwitschernde Vögel, sprießende Pflanzen — obwohl wir uns meteorogolisch im tiefsten Winter befinden, fühlt sich das Wetter fast schon frühlingshaft an. Zumindest im Rheinland hat die kalte Jahrszeit bislang kaum stattgefunden. Das entspricht einem Trend, den Klimaforscher schon seit langem beobachten. Der Frühling beginnt immer früher, und der Herbst kommt immer später. Das ist eine Folge der globalen Erderwärmung, die sich konkret auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt.

Zwischen 1906 und 2005 ist die Temperatur auf unserem Planeten um 0,74 Grad gestiegen, bis zum Jahr 2100 wird die Durchschnittstemperatur in Deutschland um 2,1 bis 5,5 Grad ansteigen. Der Niederschlag im Sommer wird um 30 Prozent zurückgehen. Die anhaltende Wärmeperiode bringt das Ökosystem vieler Arten völlig durcheinander.

So besteht die Gefahr, dass Pflanzen, die aufgrund der hohen Temperaturen zu früh sprießen, unbestäubt bleiben, da sich die Insekten noch in der Winterruhe befinden. 60 bis 80 Prozent der Wildpflanzen sind auf Hummeln und Bienen angewiesen, bei Agrarpflanzen sind es 35 Prozent.

Jahreszyklus um 1,7 Tage nach vorne verschoben

Laut einer Studie der Universität in Berkley hat sich der Jahreszyklus in den vergangenen 50 Jahren um 1,7 Tage nach vorne verschoben, der Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter nimmt kontinuierlich ab. Der Frühling beginnt sechs bis acht Tage früher als noch vor 35 Jahren. Das führt etwa in den USA dazu, dass der Kiefernkäfer den Winter übersteht und die Wälder befällt. Neue, exotische Pflanzenarten werden in gemäßigten Zonen heimisch und bedrohen die angestammten Bestände. Die verlängerte Trockenheit wird dazu führen, dass in Spanien oder Portugal Reptilien und Amphibien verenden.

In 20 Jahren, so hat es die Technische Universität in München errechnet, könnte der Gletscher auf der Zugspitze komplett verschwunden sein. Den Eisbären in Kanada werden die Eisschollen fehlen, um im Herbst auf Robbenjagd zu gehen. Bis zum Jahr 2050, so eine Prognose von Klimaforschern, wird das Sommereis in der Region um 60 Prozent zurückgehen. Die heimischen Bauern bekommen die Folgen des Klimawandels ebenfalls konkret zu spüren. Der Anbau von Kartoffeln, Roggen und Hafer wird durch die aus den Fugen geratenen Wärmeverhältnisse erschwert.

Wenn in wenigen Tagen die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi beginnen, werden die Organisatoren gut zu tun haben, um alle Wettkampfstätten mit ausreichend Schnee zu versorgen. Das liegt zwar vor allem am subtropischen Klima der Stadt, doch Mitte des 21. Jahrhunderts werden laut einer Studie der kanadischen Universität Waterloo auch andere ehemalige oder potenzielle Olympiastädte wie Squaw Valley (USA), Garmisch-Patenkirchen oder Vancouver nicht über die nötigen klimatischen Bedingungen verfügen, um die Spiele auszutragen. Es ist dort schlichtweg zu warm. Die Lift- und Skihüttenbetreiber in den deutschen Mittelgebirgen sollten sich schon mal vorsorglich nach anderen Einnahmequellen umsehen. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung prophezeit, dass in den kommenden Jahrzehnten immer häufiger nicht genug Schnee fallen wird.

Zehn Naturwunder, die schon bald verschwinden werden
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Foto: flickr/ cc by-sa 2.0/Guillaume Baviere

Das Beispiel Energiewende

All diese Hiobsbotschaften sind bekannt und heute schon spürbar. Doch so lange globale Mächte wie die USA und China sich nur zögerlich zum Kampf gegen den Klimawandel bekennen, um die heimische Industrie nicht zu beschränken, wird sich der fatale Trend fortsetzen, der schon heute die Existenz einiger Südsee-Inseln bedroht. Die Europäische Kommission hat angekündigt, den Ausstoß von Kohlendioxid bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent senken zu wollen. Europaweit sollen 27 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen kommen. Viel mehr als Absichtserklärungen sind das allerdings nicht.

Deutschland geht zwar mit seinem Projekt Energiewende beispielhaft voran, doch können andere Länder lebhaft beobachten, wie teuer, kompliziert und unvorhersehbar das Unterfangen ist. Viele Staaten sind wirtschaftlich und sozial nicht in der Lage, sich mit diesem vermeintlichen Luxusproblem zu befassen. Aufstrebende Schwellenländer wie Brasilien oder Indien haben ebenfalls vor allem Marktanteile und weniger Klimaschutzziele im Sinn. Es spricht vieles dafür, dass wir uns auf einen Frühling einstellen müssen, der bereits im Februar beginnt.





(das)
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