Das RP-Klimahaus So heizen Sie klimaneutral

Düsseldorf · Gas- und Ölheizungen sind nicht nur teuer, sondern auch umweltschädlich. Wer das Klima nicht belasten möchte, sollte sich eine Alternative überlegen. Wir geben eine Übersicht und verraten, wie hoch die optimale Heiztemperatur ist.

 Beim klimafreundlichen Heizen kommt es auf die Heizung an – und auf die richtige Temperatur.

Beim klimafreundlichen Heizen kommt es auf die Heizung an – und auf die richtige Temperatur.

Foto: dpa/Franziska Gabbert

Gas- und Ölheizungen sind verrufen. Sie sind nicht nur besonders teuer, seit Russland die Ukraine angegriffen hat – sie gelten auch als besonders schlecht fürs Klima. „Bei der Förderung von Öl und Gas entweicht das Treibhausgas Methan. Das ist sehr viel klimaschädlicher als CO2“, sagt Energie-Experte Gerald Neubauer von Greenpeace. Wer das vermeiden möchte, kann auf andere Heizformen zurückgreifen. Wir haben die Übersicht.

Wärmepumpen
Wärmepumpen gibt es in drei verschiedenen Ausführungen: Die Erdreichwärmepumpe bezieht die Wärme aus dem Erdreich, die Grundwasserwärmepumpe aus dem Grundwasser und die Luftwärmepumpe aus der Luft. Betrieben werden sie mit Strom. Wer klimaneutral heizen möchte, muss daher schauen, wie der produziert wird. „Wärmepumpen sind nur klimaneutral, wenn sie mit grünem Strom betrieben werden“, sagt Energie-Experte Neubauer. Wer eine Wärmepumpe hat, kann grünen Strom beziehen oder die Pumpe mit Photovoltaik kombinieren und so zumindest im Sommer einen Teil des Stroms für die Pumpe selber produzieren.

Auch wenn alle Nachbarn schon Wärmepumpen installiert haben, kann man noch eine installieren. „Umgebungswärme ist praktisch unbegrenzt vorhanden“, sagt Neubauer. Ein paar Bedingungen gibt es allerdings, damit es sich lohnt. „Die Wärmepumpe setzt voraus, dass das Haus relativ gut gedämmt ist. Vielleicht muss man vorher einzelne Heizkörper austauschen“, sagt Energieberater Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale NRW. Ideal ist zwar eine Fußbodenheizung, aber auch andere große Heizkörper eignen sich gut. Außerdem sollten Wärmepumpenkäufer unbedingt einen hydraulischen Abgleich vornehmen lassen. Dieser sorgt dafür, dass die Vorlauftemperatur, also die Temperatur des Heizungswassers, möglichst gering ist.

Wer überlegt, eine Wärmepumpe zu installieren, sollte sich außerdem fragen, wie gut zugänglich der Garten ist. „Bei freistehenden Häusern kann man eigentlich immer eine Wärmepumpe anbringen“, sagt Loch. Allerdings passt nicht jede Pumpe zu jedem Grundstück. „Für die Erdwärmepumpe wird eine Erdsonde bis zu 60 Meter tief ins Erdreich gesenkt. Dafür braucht es schweres Gerät. Da muss man sich fragen: Kann ich so ein Loch auf meinem Grundstück bohren?“, gibt Loch zu bedenken. Für Grundwasserwärmepumpen braucht es wiederum eine Genehmigung. Diese benötigt man für Luftwärmepumpen nicht, genauso wenig wie für Bohrungen.

 Gerald Neubauer ist Energie-Experte bei Greenpeace.

Gerald Neubauer ist Energie-Experte bei Greenpeace.

Foto: © Maria Feck / Greenpeace/Maria Feck

Ein Nachteil von der Luftwärmepumpe sei aber, dass sie im Gegensatz zur Erdwärmepumpe Geräusche mache, sagt Loch. „Man muss drei Meter Abstand halten zum Nachbargrundstück mit dem Außenaggregat, also mit dem Wärmetauscher mit dem Ventilator. Außerdem müssen die TA-Lärm-Richtwerte eingehalten werden“, so der Energieberater. Um diese Richtwerte kümmere sich aber derjenige, der die Wärmepumpe installiere. „Der muss auch darauf achten, dass das Aggregat nicht bei dem Nachbar unter dem Schlafzimmerfenster steht“, sagt Loch. Da aber die Erdwärmepumpe effizienter arbeitet, rät Loch zu dieser Art von Pumpe. „Im Allgemeinen würden wir Berater sagen: Wer eine Erdwärmepumpe bauen kann, sollte sie bauen“, sagt Loch.

Die Wärmepumpe nutzt Strom, um Wärme aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Luft zu ziehen.

Die Wärmepumpe nutzt Strom, um Wärme aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Luft zu ziehen.

Foto: djd

Die Kosten für eine Luftwärmepumpe für ein Einfamilienhaus liegen bei etwa 25.000 bis 30.000 Euro. Eine Erdwärmepumpe kostet etwa 35.000 Euro, die Bohrung ist da schon einberechnet. Allerdings seien Wärmepumpen gerade sehr gefragt, gibt Loch zu bedenken. Wer sich für eine Wärmepumpe interessiere, könne aber schon einen Termin mit einem Energieberater vereinbaren, der beurteilen kann, welche Pumpe zum Grundstück und Haus passt und genauere Informationen zu Fördermöglichkeiten geben kann. Da Wärmepumpen vom Staat gefördert werden, gibt es eine Liste mit denen, die im Förderprogramm zugelassen sind. Die Liste lässt sich auf der Internetseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) abrufen.

Sowohl Loch als auch Neubauer sehen in der Wärmepumpe großes Potenzial. „Die Wärmepumpe ist die wichtigste Technik, um klimafreundlich zu heizen“, sagt Neubauer.

Heizen mit Holz

Auch mit Holz lässt sich eine Wohnung heizen. Das geht mit einer Pelletheizung, die normalerweise als Zentralheizung funktioniert. Diese Heizung verbrennt Holzspäne und wärmt damit nicht nur das Haus auf, sondern sorgt auch dafür, dass Warmwasser zur Verfügung steht.

Pelletheizungen eignen sich am ehesten für Häuser im ländlichen Raum mit mindestens 200 Quadratmetern. Im innerstädtischen Bereich stören die Feinstaubbelastung und ihr Geruch. Weil man für eine Pelletheizung ein Pelletlager braucht, benötigt dieses Heizsystem Platz.

Die Anschaffung einer Holzpelletheizung kostet zwischen 20.000 und 25.000 Euro. Ein Vorteil gegenüber der Wärmepumpe ist, dass man das Gebäude nicht vorbereiten und nicht bohren muss. Als großes Manko gilt die Feinstaubbelastung.

Wenn der Rohstoff, der in der Heizung verbrannt werde, aus nachhaltiger Forstwirtschaft komme, sei eine Pelletheizung umweltfreundlich, sagt Loch. Der Energie-Experte Neubauer von Greenpeace sieht das anders. „Mit Holz zu heizen kann für das Klima so schädlich sein wie fossiles Öl und Gas“, sagt Neubauer. „Wenn man Holz verbrennt, wird CO2 freigesetzt. Ein lebendiger Baum bindet CO2. Es dauert allerdings viele Jahre, bis ein Baum nachgewachsen ist. Daher ist es sinnvoller, ihn stehen zu lassen.“ Greenpeace stuft Pelletheizungen deshalb nicht als klimafreundlich ein.

Fernwärme

Pellets werden aus Holz hergestellt.

Pellets werden aus Holz hergestellt.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Eine weitere Möglichkeit, klimafreundlicher zu heizen, bietet der Fernwärmeanschluss. Die Wärme wird in einem Kraftwerk in der Nähe erzeugt und gelangt über Leitungen in die Wohnhäuser. Fernwärme ist allerdings nur nachhaltig, wenn die Wärme auf klimafreundliche Weise, etwa mit einer riesigen Wärmepumpe, erzeugt wird. Durch einen Anruf beim örtlichen Energieversorger lässt sich herausfinden, ob das der Fall ist.

Nicht jeder Haushalt kann sich aber an ein Wärmenetz anschließen lassen, da nicht überall Netze verlegt sind. Meist liegen die Leitungen eher im innerstädtischen Bereich. Auf der Internetseite des Energieatlas NRW steht, wo es Netze in der Umgebung gibt. 

Ein Vorteil eines Fernwärmeanschlusses sei, dass man sich um wenig kümmern müsse, sagt Loch. Allerdings hätten die Anbieter eine Monopolstellung und damit sei man dann von ihnen abhängig, warnt er. „Die Kosten für einen Fernwärmeanschluss sind sehr unterschiedlich je nach Anbieter; sie liegen bei einigen hundert Euro bis im einstelligen Tausenderbereich“, sagt Loch. Wer einen Fernwärmeanschluss habe, habe zwar keine Wartungskosten für die Heizung mehr, dafür seien die Arbeits- und Grundgebühren oft höher als bei anderen Heizformen.

Im Moment wird die Wärme aus Wärmenetzen meistens noch nicht nachhaltig produziert. Man könne aber davon ausgehen, dass Wärmenetze Schritt für Schritt klimafreundlicher werden, sagt Energie-Experte Neubauer. Gerade in dicht besiedelten Gebieten könne es schwierig sein, einen Platz für Erdsonden oder einen Ventilator für eine Wärmepumpe zu finden. Da könne ein Fernwärmeanschluss dann die bessere Lösung sein.

Allerdings ist nicht jeder Fernwärmeanschluss, der als grün verkauft wird, auch automatisch nachhaltig. Einige Anbieter von Fernwärme gewinnen die Wärme durch die Verbrennung von Biomasse und vermarkten sie als „grün“. „Es hält sich dieser Mythos, dass Biomasse klimaneutral sei“, sagt Neubauer. „Die einzige klimafreundliche Art von Biomasse ist die Nutzung von Reststoffen. Allerdings sind die verfügbaren Mengen an Reststoffen schon mehr als ausgeschöpft.“ Die übrige Biomasse bestehe oft aus Pflanzen, die extra dafür angebaut werden, in einem Kraftwerk verbrannt zu werden. Der Anbau dieser Pflanzen habe aber nicht nur negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt, sagt Neubauer. Die Pflanzen bräuchten auch Düngemittel, die wiederum mit Erdgas hergestellt werden und klimaschädliches Lachgas verursachten. Neubauer argumentiert, dass sich die Anbaufläche viel nachhaltiger nutzen ließe. „Wenn man auf der gleichen Fläche Solaranlagen bauen würde, könnte man viel mehr Energie erzeugen“, sagt Energie-Experte. Für Verbraucher bedeutet das: Wer überlegt, sein Haus an ein Fernwärmenetz anzuschließen, sollte den Versorger fragen, wie genau die Wärme gewonnen wird und was der Versorger für die nächsten Jahre plant.

Solarthermie

 Ein Fernwärmenetz gibt es nicht überall. Statt die Straße aufzubrechen, kann man aber online nachschauen, ob eine Leitung verlegt ist.

Ein Fernwärmenetz gibt es nicht überall. Statt die Straße aufzubrechen, kann man aber online nachschauen, ob eine Leitung verlegt ist.

Foto: WEP

Eine Solarthermie-Anlage ist keine eigene Heizform, sondern nur eine klimafreundliche Ergänzung. Dennoch lassen sich damit rund 10 bis 20 Prozent Brennstoff und zusätzlich CO2 einsparen. Für schlecht gedämmte Haushalte lohnt sich das besonders, weil die einen erhöhten Wärmebedarf haben. Und so funktioniert es: Eine Glykolmischung fließt durch die Röhren auf dem Dach, nimmt die Sonnenwärme von dort mit in den Keller und gibt sie an das Heizwasser ab. Auf diese Weise unterstützt die Solarthermie-Anlage die Warmwasserproduktion und die Heizung kann im Sommer ausbleiben.

Wer Solarthermie nutzen möchte, hat zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt er nur die Warmwasserunterstützung. Dafür muss er dann rund ein bis eineinhalb Kollektoren pro Person auf dem Dach installieren lassen. Das kostet rund 5000 Euro oder etwas mehr. Die zweite Möglichkeit ist die Heizungsunterstützung. Dafür braucht man je nach Form 0,5 bis einen Quadratmeter Kollektoren pro zehn Quadratmeter Wohnfläche. Die Kosten belaufen sich auf rund 10.000 Euro. Ein bisschen günstiger wird’s allerdings, denn der Bund fördert Solarthermie.

Ideales Heizverhalten

Zwar können sich nur Hausbesitzer eine umweltfreundlichere Heizung anschaffen. Doch die Verbraucherzentrale gibt auch Mietern Tipps, wie sie die Wärme möglichst in der Wohnung halten und sie nicht über undichte Fenster und Türen entweichen lassen. Am nachhaltigsten ist es nämlich, wenig zu heizen und die Wohnung gut zu dämmen.

Wer die Heizung dennoch einschaltet, sollte sie so niedrig wie möglich einstellen, so warm wie nötig und nicht unter 16 Grad, weil sich sonst Schimmel bilden kann. Menschen atmen jede Nacht ein paar Liter Wasserdampf aus, der sich an kalten Stellen niederschlägt. Besonders im Schlafzimmer ist es deshalb wichtig, nicht nur zu heizen, sondern auch zu lüften.

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