Vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen Was droht der Menschheit?

München (RPO). Verschwindende Inselketten und Tierarten, heftigere Stürme und heißere Hitzewellen, Wassermangel mit Konsequenzen für Milliarden Menschen - die Prognosen mancher Klimaforscher erinnern in ihrer Heftigkeit an die sprichwörtlichen biblischen Plagen. Doch was droht genau?

Was der Klimawandel mit der Tierwelt macht
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Was der Klimawandel mit der Tierwelt macht

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Foto: dpa/Stephanie Jenouvri

Überall auf der Welt hinterlässt der Klimawandel bereits jetzt seine Spuren. Dabei steht die Menschheit erst am Anfang dessen, was Experten zufolge droht. Eine Tour durch mögliche Folgen des Klimawandels.

Wer an einer flachen Küste wohnt, sollte sich Sorgen machen. Seit der Weltklimarat 2007 vor einem Anstieg des Meeresspiegels um 58 Zentimeter warnte, haben neuere Studien immer wieder drastischere Veränderungen vorhergesagt. So könnte der Meeresspiegel bis 2100 um einen halben bis 1,40 Meter ansteigen, wie Professor Peter Höppe erklärt, der sich für den Rückversicherungsriesen Munich Re mit dem Klimawandel beschäftigt. Sollte gar der Eispanzer Grönlands abschmelzen, könnte das Wasser um sechs bis sieben Meter steigen.

Anstieg der Meere

Was vielen Staaten zumindest Küstenschutz-Probleme, vielleicht aber auch den Verlust größerer Flächen einbringen könnte, wird für Inselstaaten wie die Malediven oder Tuvalu zur existenziellen Bedrohung. Große Teile von ihnen würden durch einen steigenden Meeresspiegel schlicht verschwinden. Auch an den Metropolen der Erde ginge ein Anstieg nicht vorbei, schließlich liegen viele von ihnen an der Küste: Zwei Drittel wären Experten zufolge direkt von einem steigenden Meeresspiegel betroffen.

Wärmere Meere geben den Stürmen mehr Energie

Auch die auf den Meeren entstehenden Stürme macht der Klimawandel stärker. Wärmere Meere bedeuten, dass mehr Wasser verdunstet. Und dieser Wasserdampf gibt den Stürmen zusätzliche Energie, wie Höppe erklärt. Natürlich kann er auch als Regen niedergehen und Überschwemmungen verursachen.

Das ist einer der Gründe dafür, dass die weltweiten Schäden durch Stürme und Überschwemmungen in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen haben. Der andere sei, dass immer mehr Menschen und mit ihnen auch immer größere Werte in die gefährdeten Regionen kämen, sagt Höppe. So habe es Anfang der 80er Jahre jährlich rund 100 schwere Überschwemmungen gegeben, am Ende des aktuellen Jahrzehnts seien es im Schnitt 320. Bei Stürmen sieht es ähnlich aus: Hier stieg die Zahl schadensträchtiger Ereignisse nach Berechnungen der Munich Re von rund 145 auf 320.

Gleichzeitig kann der Klimawandel auch für zu wenig Wasser sorgen. Dem Bericht des Weltklimarates zufolge könnten im Jahr 2050 bis zu zwei Milliarden Menschen von Wasserknappheit bedroht sein.

Auch Hitzewellen haben zugenommen. Die des Jahres 2003 sei eigentlich ein Ereignis gewesen, was statistisch nur einmal in 500 Jahren vorkomme, sagt Höppe. Einer Schweizer Studie zufolge könne es solche Extremhitzen nun aber alle 25 bis 30 Jahre geben.

Fast ein Drittel aller Arten bedroht

Sollte die Temperatur um mehr als zwei Grad steigen, wären bis zu 30 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht, wie die UN-Klimaexperten befürchten. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Korallenbleiche, die weltweit große Teile der Riffe schädigt: Experten vermuten dahinter die Folgen der steigenden Wassertemperaturen und der Tiffige Idee, um r Kohlendioxid-Anteil nicht nur in der Atmosphäre, sondern auch im Wasser gestiegen ist. Dies macht die Meere saurer.

Neuere Studien zeigen eine Beschleunigung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur. Bei Ökosystemen zeigten sich die Folgen oft nur mit Verzögerungen, weil diese die Temperaturveränderungen einige Zeit abpuffern könnten, erklärt Professorin Annette Menzel vom Fachgebiet für Ökoklimatologie der Technischen Universität München.

Langfristig bedeute der Klimawandel aber, dass sich Vegetationszonen und Lebensräume in Richtung der Pole - beziehungsweise in den Bergen nach oben - verschöben, sagt Menzel. Neue Arten wanderten ein und drängten die alten zum Rückzug, was auch als Verdrängung enden könne: "Manchmal ist der Berg oder das Land dann eben zu Ende."

(AP/felt)
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