Waldbrände in Südfrankreich „Dieses Feuer ist ein Monster“

Paris · Beliebte Urlaubsregionen im Südwesten Frankreichs stehen meterhoch in Flammen. Schwarze Rauchwolken hüllen Strände ein, die Feuerwehr sieht sich einer Übermacht entgegen. An einem Tag allein mussten 15.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

 Dieses von der Feuerwehr der Region Gironde zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen Feuerwehrmann bei Löscharbeiten vor einem brennenden Waldgebiet im Südwesten Frankreichs.

Dieses von der Feuerwehr der Region Gironde zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen Feuerwehrmann bei Löscharbeiten vor einem brennenden Waldgebiet im Südwesten Frankreichs.

Foto: dpa/Uncredited

Die Dune du Pilat mit ihrem feinen weißen Sand gehört zu den Touristenattraktionen im Südwesten Frankreichs. Doch seit Sonntag ist die beliebte Urlaubsregion die Kulisse eines Albtraums: In den sozialen Netzwerken zeigten Videos am Montag meterhohe Flammen an den Stränden rund um die größte Wanderdüne Europas lodern. Dicke schwarze Rauchwolken hüllten den Strand von La Lagune ein, nur wenige hundert Meter südlich der Dune du Pilat gelegen. Seit Tagen wüten in dem Gebiet westlich von Bordeaux Waldbrände, die die Feuerwehr auch mit einem Großaufgebot nicht in den Griff bekommt.

„Die Situation ist sehr schwierig“, sagte die Präfektin des Départements Gironde, Fabienne Buccio, am Montagnachmittag sichtlich angespannt. „Das Feuer breitet sich in alle Richtungen aus.“ Mehr als 14.000 Hektar wurden bereits durch die Flammen vernichtet, 15.000 Menschen mussten allein am Montag ihre Wohnungen verlassen.

„Alle haben ihre Koffer gepackt und die Autos sind voll beladen“, berichtete eine junge Frau, die zusammen mit ihrer Familie aus dem Badeort Pyla-sur-Mer evakuiert wurde, dem Fernsehsender BFMTV. Unter denjenigen, die in den vergangenen Tagen überstürzt aus der Brandregion fliehen mussten, waren rund 16.000 Touristen. Auch der Zoo der Bucht von Archachon begann am Montagnachmittag damit, seine rund tausend Tiere in Sicherheit zu bringen.

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1700 Feuerwehrleute kämpfen seit Tagen gegen die Flammen. In der Gironde wurden am Montag alle professionellen und freiwilligen „Pompiers“ eingezogen. „Alle müssen uns helfen, die nächsten Stunden zu überstehen“, sagte Buccio, die in ihrem Département gleich zwei riesige Brandherde hat. Menschen seien bisher nicht verletzt worden. Innenminister Gérald Darmanin verlegte am Sonntag drei weitere Löschflugzeuge in den Südwesten, wo bereits sechs Canadair im Einsatz sind. Außerdem wurden 200 Feuerwehrleute mit elf Löschfahrzeugen zur Verstärkung in die Region entsandt.

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Die Gironde gehört zu 16 Départements im Westen Frankreichs, in denen am Montag die höchste Alarmstufe Rot wegen bisher noch nie da gewesener Temperaturen herrschte. So wurden in Brest 38, in Nantes mehr als 40 Grad gemessen. Sogar auf der bretonischen Insel Ouessant, wo normalerweise im Sommer nur 18 Grad herrschen, stieg das Quecksilber auf über 30 Grad. Für 69 Départements galt die zweithöchste Alarmstufe Orange. Die hohen Temperaturen wecken Erinnerungen an den Hitzesommer 2003, als 15 Prozent der Wetterstationen Temperaturen über 40 Grad meldeten. Die Notaufnahmen waren damals vor allem mit alten Menschen überlastet - mindestens 15.000 Menschen starben.

Im Großraum Bordeaux herrschen schon seit Tagen 40 Grad, begleitet von einem Wind, der das Feuer in der ausgetrockneten Gegend immer weiter vor sich hertreibt. Anwohner sprechen bereits vom „Brand des Jahrhunderts“ - und das ausgerechnet in einer der waldreichsten Regionen Frankreich. Im Badeort La Teste-de-Buch, rund 70 Kilometer westlich von Bordeaux, zerstörte das Feuer den größten Teil des Jahrhunderte alten Stadtwaldes. Rund 30 Freiwillige versorgen dort seit Tagen die Feuerwehrleute, die in den Flammen mit Temperaturen von über 50 Grad konfrontiert sind. „Dieses Feuer ist ein Monster“, sagte der Präsident des Départements, Jean-Luc Gleyze, der Zeitung „Le Monde“.

Für seine Region ist es bereits die zweite Hitzewelle seit Sommeranfang. Dazu kamen stellenweise starke Hagelschäden. „Wir spüren den Klimawandel nicht nur, wir bekommen ihn mitten ins Gesicht geklatscht“, kommentierte Gleyze. Für den Abend warnten die Wetterdienste vor einem Temperatursturz und Stürmen von 70 Stundenkilometern. An der gesamten westfranzösischen Küste vom Baskenland bis zur Bucht von Arcachon wurde deshalb der Wassersport verboten.

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