Das RP-Klimahaus Was die vegetarische Ernährung ausmacht

Düsseldorf · In Zeiten von Klimawandel, Diskussionen über Tierhaltung und hoher Inflation machen sich immer mehr Menschen Gedanken über ihren Fleischkonsum. Vegetarismus liegt allerdings schon länger im Trend. Wir stellen diese Ernährungsform vor und geben Tipps, wie man sich morgens, mittags und abends fleischlos ernähren kann.

Speiseplan für fleischlose Kost: Ideen für eine vegetarische Ernährung
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Ideen für eine vegetarische Ernährung

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Foto: Lena Steffens

Früher war es nur das Osterlamm, die Martinsgans oder der Braten an Weihnachten, heute essen viele Deutsche mehrmals in der Woche Wurst, legen Dutzende von Spießen auf den Grill oder essen ihr Hähnchen zu Mittag. 2021 haben laut BMEL etwa 33 Prozent der Männer mindestens einmal täglich Fleisch oder Wurst gegessen, bei den Frauen waren es hingegen etwa 18 Prozent. Dagegen ernährten sich 2020 rund fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland vegetarisch, 2021 waren es bereits zehn Prozent.

Fleisch ist für den einen Teil der Bevölkerung keine Besonderheit mehr und vom Luxusgut zum Alltagsessen geworden. Ein Teil der Menschen stellt sich bewusst dagegen und verzichtet aus ethischen, klimatechnischen oder gesundheitlichen Gründen auf Fleisch und ernährt sich rein pflanzlich sowie mithilfe von Milchprodukten. Vegetarier zu sein, bedeutet aber nicht für alle Menschen das gleiche. Diese Ernährungsart wird unterteilt in verschiedene Formen.

Pesco-Vegetarier verzichten auf Fleisch, essen aber Meeresfrüchte und Fisch.

Lakto-Vegetarier verzichten zusätzlich auf Eier, essen dafür aber Käse, Honig und trinken Milch, wie eine Krankenkasse die Ernährungsform beschreibt.

Noch spezieller ernähren sich die Ovo-Lacto-Vegetarier. Sie essen laut dem „Fokus“ alles außer tote Tiere, also Fisch und Fleisch, dafür Eier, Milchprodukte und pflanzliche Lebensmittel.

Flexitarier essen hin und wieder mal Fleisch, tun das aber sehr bewusst. Sie verzichten zudem auf Fleisch, das nicht aus einer artgerechten Haltung kommt.

Ovo-Vegetarier verzichten auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte, essen aber Eier und pflanzliche Lebensmittel. Semi-Vegetarier verzichten auf alle Fleischprodukte, außer auf Hühnerfleisch. Sie ernähren sich von pflanzlichen Lebensmitteln und Fisch.

Neben Fleisch, Fisch, Milchprodukten oder Eiern gibt es aber noch mehr Lebensmittel, auf die Vegetarier verzichten, da sie im strengeren Sinne Fleisch beinhalten. Hätten Sie gewusst, dass manche Weinsorten tierische Bestandteile enthalten? Ja, richtig gehört. Denn im Weinkeller, also nach dem Pressen der Trauben, enthält der Wein Schwebstoffe. Um diese zu entfernen – damit der Wein klar und rein wird – werden nicht ausschließlich mechanische Mechanismen verwendet. Diese genügen nicht immer, weshalb beispielsweise aufbereitete Schwimmblasen von Fischen, oft die eines Störs, verwendet werden, die sogenannte „Hausenblase“. Diese hilft dabei, die Schwebstoffe im Wein zu binden und herauszufiltern. Zudem trägt sie zu einem besseren Geschmack des Weins bei.

Auch in Getränken kann der Farbstoff E120, ebenfalls bekannt als echtes Karmin, enthalten sein. Dieses wird aus Läusen gewonnen. Die trächtigen Weibchen werden dazu getrocknet und anschließend ausgekocht. E120 ist beispielsweise in manchen Schokolinsen, in Joghurts, die Früchte enthalten, in Kaugummi oder in Weingummi enthalten. Der Farbstoff wird dazu verwendet, um Lebensmittel rot zu färben.

Wer aus Bayern kommt, wird wahrscheinlich öfter im Jahr eine Laugenbrezel zu sich nehmen. Auch diese kann tierische Produkte beinhalten, sofern sie mit Schweineschmalz, also einem Schlachtabfall, zubereitet wurde. Dieser Inhaltsstoff findet sich auch in fertigen Gemüsemischungen und anderen Fertigprodukten wie Aufbackbrötchen oder fertigem Toastbrot wieder.

Apropos verarbeitete Lebensmittel: Kartoffelbrei aus dem Supermarkt, Tiefkühltorten, Marmeladen, Brotbackwaren oder Schnellkochreis enthalten oft den Zusatzstoff E471. Größtenteils wird dieser aus den pflanzlichen Fetten von Sojabohnen produziert. Es ist jedoch auch üblich, tierische Fette wie Schweineschmalz, Rinder- oder Milchfett für die Herstellung zu nutzen. E471 „umfasst die Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren. Das sind Stoffe, die hauptsächlich als Emulgator in Lebensmitteln stecken. Sie helfen dabei, fetthaltige und wässrige Bestandteile miteinander zu verbinden“, schreibt die Supermarktkette Rewe auf ihrer Website. Auch sorgt der Zusatzstoff dafür, dass die Produkte nicht so schnell austrocknen. Wer wissen möchte, in welchen Produkten E471 enthalten ist, findet hier eine Liste mit exemplarischen Produkten.

Ein tierischer Inhaltsstoff, den wahrscheinlich viele schon einmal gehört haben, ist tierisches Lab, auch gekennzeichnet als Chymosin oder Pepsin. Das ist ein Enzym, das aus den Mägen von Kälbern gewonnen wird, und zur Herstellung von Parmesankäse, Quark und anderen Milchprodukten dient. Je jünger die Kuh ist, desto besser ist dabei die Qualität des Labs.

Da der Markt für vegetarische Ersatzprodukte immer größer wird, gibt es mittlerweile auch Weingummi ohne Gelatine. Der tierische Stoff, der auch als E441 gekennzeichnet sein kann, stammt aus Schlachtnebenprodukten und wird somit aus Körperteilen von Tieren hergestellt. Etwa 80 Prozent der Speisegelatine stammt laut der Tierschutzorganisation Peta und NDR aus der Haut von Schweinen, zehn Prozent aus den Knochen von Schweinen und etwa zehn Prozent aus der Haut von Kühen. Gelatine wird in purer Form auch zum Backen verwendet. Auch in Joghurt oder in Frischkäsezubereitungen kann Gelatine enthalten sein, ebenso in Wein oder in Fruchtsaft.

Wer nun nach dem Lesen dieses Textes im Supermarkt steht und sich überfordert fühlt, dem hilft vielleicht der Einkaufsguide von „Peta Zwei“ weiter, in dem sämtliche tierfreie Produkte aufgelistet sind. Und am Ende sollte man immer daran denken: Nur weil man sich vegetarisch ernähren möchte, heißt das nicht, dass man von heute auf morgen auf alles verzichten muss. Jeder bestimmt sein eigenes Tempo.

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