Das RP-Klimahaus Veganismus - Bewusster Umgang mit dem Konsum

Düsseldorf · Komplett auf tierische Produkte verzichten, ethisch handeln und nachhaltig leben. Das ist die Ethik des Veganismus. Hauptgrund für diesen Lebensstil ist das Tierwohl, es gibt aber auch noch andere. Wir fragen Veganer nach ihren Beweggründen und geben Tipps, wie man sich tierfrei ernähren kann.

 Veganer essen möglichst viel Gemüse und Hülsenfrüchte, um wichtige Nährstoffe zu bekommen.

Veganer essen möglichst viel Gemüse und Hülsenfrüchte, um wichtige Nährstoffe zu bekommen.

Foto: LikeMeat GmbH/The LIVEKINDLY Collective

Die Auswahl an tierfreien Produkten in deutschen Supermärkten steigt. Vegane Würstchen, veganen Joghurt oder vegane Milch gibt es von immer mehr Anbietern. Daran sieht man: Das Thema Veganismus gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut dem Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geben 30 Prozent der Befragten an, öfter mal Ersatzprodukte in den Einkaufswagen zu legen. Zusätzliche 13 Prozent haben einmal danach gegriffen. Insbesondere die Jüngeren kaufen solche Produkte öfter (47 Prozent der 14- bis 29-Jährigen; 38 Prozent der 30- bis 44-Jährigen). „Je größer der Wohnort, desto höher ist der Anteil der Befragten, die diese Produkte regelmäßig einkaufen“, hat das BMEL festgestellt.

Ein veganer Lebensstil bedeutet aber nicht nur, bei seiner Ernährung auf tierische Produkte zu verzichten. Veganer, die laut BMEL 2021 rund zwei Prozent der deutschen Bevölkerung ausgemacht haben, tragen in der Regel auch keine Kleidung, die beispielsweise aus tierischem Leder hergestellt wurden. Sie würden auch keine Schuhe tragen, die im Innern mit Schafwolle gefüttert sind oder einen Mantel, der aus Pelz besteht. Veganer setzen deswegen auf Kleidungsstücke aus Baumwolle, Leinen und Alternativen wie Kork oder Ananasleder.

Und es geht noch weiter: Auch bei Kosmetikprodukten schauen Veganer genauer auf die Liste der Inhaltsstoffe. Sie achten darauf, dass bei der Herstellung keine Tierversuche unternommen wurden und dass die Produkte keine tierischen Bestandteile beinhalten. Veganer meiden zudem Zoos, besuchen keine Zirkusse, in denen Tiere zur Unterhaltung der Zuschauer Tricks vorführen, und meiden generell Veranstaltungen, bei denen Tiere leiden müssen. Natürlich gibt es aber auch immer Ausnahmen von dieser Regel.

Ein Grund für den Veganismus ist das Tierwohl. Veganer wollen nicht, dass Tiere für sie gequält oder getötet werden müssen. Auch das Klima spielt bei veganer Ernährung eine wichtige Rolle: Allein durch die Herstellung von beispielsweise einem Kilogramm Rinderhackfleisch wird eine Wassermenge von 15.000 Litern benötigt. Ein hoher Fleischkonsum hat zudem Auswirkungen auf die Gesundheit, was auch ein Grund sein kann, sich vegan zu ernähren. Bei einer solchen Ernährung ist das Risiko, an Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Adipositas sowie an einigen Krebserkrankungen zu erkranken, deutlich geringer. Ein letzter Grund für eine vegane Ernährung kann die Welternährung sein. Die meisten Agrarflächen werden für den Anbau von Tierfutter genutzt. Pflanzen direkt für Menschen anzubauen, würde auch mehr Menschen satt machen, sagen Veganer.

Unsere Redaktion hat über die Sozialen Netzwerke mal RP-Leser gefragt, warum sie sich vegan ernähren. Eine 23-Jährige, die namentlich nicht genannt werden möchte, erzählt: „Ich bin am Ende meiner Schulzeit aus unterschiedlichen Gründen vegan geworden und habe für mich gemerkt, dass ich die Umstellung gut vertrage. Davor hatte ich nie Interesse an der Ernährungsweise, weil ich das Militante von Vegetariern und Veganern anstrengend finde, da jeder für sich individuell am besten weiß, was gut für den eigenen Körper ist."

Auch Hannah Wenzlokat, 22 Jahre alt, ernährt sich seit vielen Jahren bereits vegan. Sie sagt zu ihren persönlichen Beweggründen: „Ich bin Veganerin, weil ich Gewalt und Ausbeutung an Tieren gleichermaßen verurteile wie an Menschen. Ich habe es nie verstanden, warum wir zwischen Haustieren und sogenannten ‚Nutztieren‘ unterscheiden, die einen streicheln und die anderen essen. Außerdem sind tierische Produkte vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise alles andere als verantwortungsvoll; es werden große Flächen an Regenwald für den Sojaanbau gerodet, da dies für die Viehzucht benötigt wird. Und wir fördern auch den Welthunger: Pflanzen an Tiere zu verfüttern und diese dann zu essen, ist ein irrsinniger Umweg, den wir auf uns nehmen.“

Anfangs ist es für ehemalige Fleischesser oder Vegetarier, die sich komplett von tierischen Produkten abwenden wollen, oft erst mal eine Schwierigkeit, die Ernährung umzustellen. Helfen können dann, wie bereits oben angesprochen, tierische Ersatzprodukte, die so aussehen und ähnlich schmecken wie echtes Fleisch oder Wurst. Diese werden oft auf einer Basis von Soja, Erbsen, Linsen oder Seitan, einem Weizeneiweiß, hergestellt. Vegane Käsealternativen werden entweder aus verarbeiteten Nüssen hergestellt oder sind in Form von Käseaufschnitt eine Mischung aus Kartoffelstärke, pflanzlichen Ölen und diversen Zusatzstoffen. Auch für Eier gibt es inzwischen eine Alternative: Eiersatzpulver. Das wird auf der Basis von Süßlupinenmehl hergestellt und ersetzt ungefähr drei Eier. Wer darauf verzichten möchte, kann auf zerdrückte Bananen, beispielsweise zum Backen, oder Apfelmus ausweichen. Auch mit einem Esslöffel Essig und zwei Teelöffeln Natron lässt sich ein Ei ersetzen.

Aber zurück zu den Ersatzprodukten für Wurst und Fleisch: Da die Gesundheit auch eine große Rolle spielt, wenn es um Ernährung geht, hat sich unsere Redaktion mal eine Teewurst exemplarisch herausgesucht und mit einem veganen Ersatzprodukt verglichen, das auf der Basis von Erbsen hergestellt wurde. Auffällig ist, dass die vegane Teewurst viel weniger Kohlenhydrate enthält. Während die Teewurst aus Schweinefleisch und Speck 419 kcal enthält, hat die vegane Wurst nur 244 kcal auf 100 Gramm. Auch Fett, Salz und Zucker und gesättigte Fettsäuren sind bei der veganen Wurst geringer als bei der Wurst aus Fleisch.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch Wissenschaftler des Instituts für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE). Sie haben in einer Studie 80 fleischlose Ersatzprodukte und 27 Fleisch- beziehungsweise Wurstprodukte im Hinblick auf ihren ernährungsphysiologischen Wert analysiert. Dabei wurden Parameter wie der Protein- und Energiegehalt, das Fettsäurespektrum und der Salzgehalt untersucht.
Die Ersatzprodukte schnitten dabei im direkten Vergleich in mehreren Kriterien besser ab als die tierischen Produkte. Sie enthielten kaum gesättigte Fettsäuren und waren reicher an Protein. Zudem haben sie die Umwelt bei der Herstellung weniger belastet, das heißt, es wurde beispielsweise weniger Wasser und eine geringere Anbaufläche verwendet.


Auch, wenn dies so scheint, als ob vegane Ersatzprodukte per se besser als ihre fleischlichen Alternativen seien, muss bedacht werden, dass der Markt für vegane Ersatzwaren mittlerweile so groß ist, dass sich keine allgemeingültigen Aussagen treffen lassen. Ein strenger Blick auf die Supermarktregale lohnt sich also.

Einen beispielhaften Speiseplan zur veganen Ernährung finden Sie hier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort