Prognose des Wetterdienstes NRW droht heißer Sommer – Gefahr von Trockenheit und Waldbränden

Düsseldorf · Im Sommer dürften die Temperaturen in NRW gegenüber dem langjährigen Mittel wieder steigen – bei gleichzeitig niedrigeren Niederschlagsmengen. Das wird der Landwirtschaft zusetzen und die Waldbrandgefahr erhöhen. Es gibt aber auch Anlass zu einem gelassenen Umgang mit der Hitze.

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Hitzewelle, Unwetter, Hochwasser - Wetterextreme in NRW 2022

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Foto: dpa/Martin Gerten

Das Land Nordrhein-Westfalen muss sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf höhere Temperaturen und geringere Niederschlagsmengen in diesem Sommer einstellen. Nach der aktuellen Prognose der Behörde ist in den Monaten Juni bis August mit einer Wettererwärmung von 0,5 bis ein Grad gegenüber dem Mittel der Jahre 1991 bis 2020 zu rechnen. Zugleich dürften im Schnitt in dieser Zeit zehn bis 20 Liter weniger Niederschlag pro Quadratmeter fallen – bei einer mittleren Regenmenge von 220 Litern pro Quadratmeter.

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Foto: Harald Weber

Für beide Schätzungen gibt der DWD eine mittlere Vorhersagequalität an. Es könnte also Abweichungen sowohl nach oben wie nach unten geben. Trotzdem gilt auch in diesem Jahr ein heißerer und trockenerer Sommer als im langjährigen Schnitt als wahrscheinlich.

Bezogen auf die Temperaturen in der Landeshauptstadt Düsseldorf (Messstation Flughafen) ist mit einem Anstieg von durchschnittlich 19,4 Grad Celsius auf bis zu 20,4 Grad zu rechnen. Deutschlandweit lag die Durchschnittstemperatur im heißen Sommer 2022 rund 1,6 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel der Jahre 1991 bis 2020.

Die Folgen eines heißeren Sommers sind unterschiedlich. Die Betriebe der Außengastronomie, Frei- und Spaßbäder sowie die Veranstalter von Outdoor-Freizeitaktivitäten dürften sich über viele warme und sonnige Tage freuen. In den Städten und größeren Kommunen hingegen könnte es unerträglich heiß werden, was insbesondere die Gesundheit älterer Menschen beeinträchtigen könnte. Hier sind die Stadtverwaltungen gefordert, Konzepte zu entwickeln, die für eine ausreichende Zahl von kühleren Orten oder für eine bessere Durchlüftung der Städte sorgen.

Ein besonderes Problem ergibt sich durch die heißeren Sommer, die nach Ansicht von Experten eine Folge der allgemeinen Klimaerwärmung sind, für die Land- und Forstwirtschaft. Nach Angaben des Landesamts für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) sind insbesondere auf den Äckern in den tieferen Schichten noch nicht alle Defizite der Trockenperiode des vergangenen Sommers ausgeglichen. „Wir bräuchten dafür einen leichten Landregen, der über mehrere Monate die Böden durchfeuchtet“, sagte ein Sprecher des Amtes. Auch das regnerische Frühjahr hat nach Lanuv-Angaben die Folgen der Trockenheit nur teilweise beseitigt. Ein weiterer heißer Sommer könnte die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft erneut verschärfen.

Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftskammer sieht die Lage etwas optimistischer. Durch das regnerische Frühjahr hätten die Böden trotz einiger Defizite genug Wasservorräte. Für den Anbau von Winterweizen, Wintergerste und Raps gebe es deshalb keine Probleme. Allerdings sind die Saaten von Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben schon auf dem Feld. „Hier hängt jetzt alles vom Wetter ab“, sagte eine Sprecherin. Das gelte auch für den Obst- und Gemüseanbau. Allerdings hätten die Landwirte schon ihren Anbau auf die höheren Temperaturen eingestellt. So gebe es einen wachsenden Anteil von Anbausorten, die unempfindlicher gegen längere Trockenperioden seien.

Auch die Wasserversorgung für NRW gilt bei einem heißen Sommer als ungefährdet. Zwar sei das Grundwasser im vergangenen Jahr auf nie gekannte Tiefstände gesunken. Aber die Mächtigkeit der Reserven, so ein Lanuv-Sprecher, würden dazu beitragen, dass es nicht zu einer generellen Knappheit käme. Auch das Talsperrenmanagement trage dazu bei, dass immer ausreichend Trinkwasser zur Verfügung stehe. Es sei aber möglich, dass es in einzelnen Kommunen zu Wasserknappheit und Rationierungen kommen könnte, hieß es aus dem Lanuv. Dafür seien die Wasserbehörden in den einzelnen Kreisen und Kommunen zuständig.

Ein Sonnentag im Teutoburger Wald in der Nähe von Bielefeld. Die Sonne scheint durch zwei Stämme eines Ahorns hindurch.

Ein Sonnentag im Teutoburger Wald in der Nähe von Bielefeld. Die Sonne scheint durch zwei Stämme eines Ahorns hindurch.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Ein ernstes Problem könnte die Waldbrandgefahr werden. Schon jetzt gab es kleinere Feuer, im hohen Venn im Süden von NRW brannte sogar mehrere Tage das Moor. In NRW gilt derzeit nach einer Reihe von sonnigen Tagen die Brandstufe drei. „Wenn es zu einer längeren Trockenheit kommt, kann sehr schnell eine akute Gefahr eintreten“, sagte Julian Mauerhof, der Leiter des Regionalforstamts Niederrhein. Die Lage für den Wald sei derzeit gefährlicher als im vergangenen Herbst. „Durch Wind und Sonne trocknet die Oberfläche aus“, fügte der Forstbeamte hinzu. Der hohe Bestand an Kiefern am Niederrhein würde zusätzlich für eine höhere Brandgefahr sorgen. Allerdings sei derzeit die Lage gut unter Kontrolle. Aber bei länger anhaltender Trockenheit wäre es gut möglich, dass die NRW-Forstbehörden die Brandstufe vier ausrufen würden, die eins unter der maximalen Warnstufe liegt.

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