Vor Weltklimakonferenz Klimaforscher: Ende unserer Zivilisation ist denkbar

Berlin, Potsdam · Kurz vor dem Beginn der Weltklimakonferenz in Ägypten, zeigt sich der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf skeptisch - und hält gar das Ende unserer Zivilisation für denkbar.

 Professor Stefan Rahmstorf: Der promovierte Physiker ist Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Archivfoto).

Professor Stefan Rahmstorf: Der promovierte Physiker ist Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Archivfoto).

Foto: Astrid Eckert

Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf warnt vor einem Ende der Zivilisation, sollte es zum Klimakollaps kommen. „Der Mensch wird sicher nicht aussterben, aber das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, kann ich mir schon vorstellen“, sagte der Physiker und Ozeanograph am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung dem „Tagesspiegel“ (Donnerstag): „Ich bin nicht sicher, wie stabil unsere gesellschaftliche Ordnung ist, wenn es in größerem Ausmaß zu Missernten, Hungersnöten und Massenmigration kommt.“

Schon 2007 habe der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung ein Gutachten „Sicherheitsrisiko Klimawandel“ erarbeitet, wo es auch um solche Risiken ging. „Wir haben vor dem Kollaps fragiler Staaten nach Extremereignissen gewarnt, wie es Jahre später nach der Rekorddürre in Syrien geschehen ist“, sagte Rahmstorf.

Vor diesem Hintergrund frage er sich seit Jahrzehnten, warum wir beim Klimaschutz nicht weiterkommen, sagte Rahmstorf, der 2007 einer der Leitautoren des 4. Berichtes des Weltklimarates war. Er komme immer mehr zu dem Schluss, dass es Lobbygruppen seien, die nachweislich hunderte Millionen Dollar ausgegeben haben, um Zweifel an der Klimawissenschaft zu wecken.

Viele Medien seien dieser Propaganda auf den Leim gegangen und hätten kritiklos „Klimaskeptiker“-Unsinn verbreitet. „Als gäbe es da eine ernsthafte Fachdebatte. Nach wie vor ist der öffentliche Diskurs Lichtjahre vom wissenschaftlichen entfernt“, kritisierte Rahmstorf. Vom 6. bis 18. November findet im ägyptischen Scharm el Scheich die nächste Weltklimakonferenz statt.

(zeit/epd)
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