Das RP-Klimahaus Diese Stoffe sind nachhaltig

Die Textilindustrie stellt ein großes Problem für die Umwelt dar. Sie produziert massig Emissionen, Arbeitsbedingungen sind oft schlecht und die Müllberge, die die Fast Fashion verursacht, werden unüberschaubar.
Um den Ausstoß gefährlicher Stoffe und die Verschwendung von Ressourcen zu verhindern oder zumindest einzudämmen, gibt es mittlerweile diverse nachhaltige Alternativen zu den gängigen Stoffen der Fast Fashion.
Welche das sind, woraus sie gewonnen werden und was sie nachhaltiger macht erfahren Sie in dieser Bilderstrecke.

Schafwolle
Schafwolle ist sozusagen ein Hightech-Produkt natürlichen Ursprungs. Bei Wolle handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff, der zu Textilien verschiedenster Art verarbeitet werden kann. Wolle ist atmungsaktiv, wärmend oder kühlend und zugleich feuchtigkeitsabweisend. Außerdem verfügt Wolle über eine natürliche Selbstreinigungsfunktion: Gerüche werden kaum aufgenommen und ein Auslüften reicht häufig, damit das Material wieder frisch riecht. Wollprodukte zu waschen ist also meist nicht nötig.
Wichtig beim Kauf von Wollprodukten ist, darauf zu achten, woher die gewonnene Wolle stammt und unter welchen Bedingungen die Schafe geschoren werden. Vor allem Merinowolle ist hier in den vergangenen Jahren aufgrund des leidvollen Mulesing-Verfahrens in Verruf geraten. Dieses Verfahren wird vor allem bei Schafen in Neuseeland und Australien praktiziert und ist in Deutschland grundsätzlich verboten. Bei der Prozedur soll der Befall durch Fliegenmaden verhindert werden, was allerdings sehr schmerzhaft für die Tiere ist. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass die Wolle entsprechend anerkannte Zertifizierungen wie kbT (kontrolliert biologische Tierhaltung), Naturtextil IVN Best, GOTS oder RWS (responsible Wool Standards) aufweist.

Nachhaltige Seide
Ein Geheimtipp und bisweilen recht unbekannt sind Produkte aus dem Material Ahimsa-Seide: Hierbei handelt es sich um eine alternative Form der Seidengewinnung, bei der die Raupen nicht verletzt werden. Die Seidenfasern werden erst nach dem Schlüpfen der Falter vom zurückgelassenen Kokon abgeraspelt. Einsatz findet die Seidenfaser zum Beispiel auch in nachhaltiger Zahnseide.
Produkte tierischen Ursprungs können auch heute eine tolle, natürliche Alternative zu Kunststoffprodukten darstellen. Sofern die Rohstoffe tierleidfrei gewonnen werden und auch die Produktion sowie Lieferkette fair und nachhaltig sind.

Baumwolle
Baumwolle zählt zu den am häufigsten verwendeten Materialien in Kleidung. Im Fair-Fashion-Bereich wird statt der herkömmlichen Baumwolle oftmals Bio-Baumwolle verwendet. Baumwolle ist eine Naturfaser aus den Samenhaaren der gleichnamigen Pflanze. Nach der Ernte werden die Fasern zu Garn gesponnen und anschließend in der Textilindustrie zu Kleidung verarbeitet. Für die Bio-Variante des Materials wird nur natürliches Saatgut verwendet, also kein gentechnisch verändertes. Zusätzlich wird auf Pestizide und chemische Dünger verzichtet, weshalb die Anbauart auch den Boden schont. Im Vergleich zum herkömmlichen Anbau wird außerdem bis zu 91 Prozent Wasser eingespart.
Sowohl beim Anbau als auch bei der Verarbeitung wird für die Bio-Baumwolle oftmals auf den Einsatz von umweltbelastenden Maschinen verzichtet und auf Handarbeit gesetzt. Auf diese Weise werden kleinbäuerliche Strukturen unterstützt, da gerade Kleinbauern diese Art des Anbaus praktizieren. Im Vergleich zu Bekleidungsstücken aus herkömmlicher Baumwolle führt das zu 20 bis 40 Prozent höheren Verkaufspreisen von Produkten aus Bio-Baumwolle. Dafür ist die Bio-Kleidung dann aber auch vollständig abbaubar. Der Stoff ist atmungsaktiv, temperaturregulierend und langlebig. Somit ist er flexibel und vielseitig für Kleidung einsetzbar.
Beim Kauf von Baumwollprodukten sollte unbedingt auf eine Bio-Zertifizierung geachtet werden, da der Stoff oft unter Bedingungen hergestellt wird, die Umwelt und Mensch schwer belasten. Diese Zertifikate stellen sowohl einen umweltfreundlichen Anbau als auch eine faire und nachhaltige Produktion sicher.

Bambus
Ein weiteres besonders beliebtes, nachhaltiges Material ist Bambus. Denn das Gras lässt sich vielseitig verarbeiten und ist ein schnell nachwachsender Rohstoff. Bambus wächst pro Tag zwischen zwei und 30 Zentimeter. Die feinen Pflanzen-Fasern eignen sich, um sie als Holz für Alltagsgegenstände wie Zahnbürsten, Wattestäbchen oder Griffe von Bürsten und Co. zu nutzen. Sogar Stoff wird aus dem Material gefertigt. Dieser fühlt sich beinahe wie Seide an.

Holz
Die Regeneratfaser Modal wird aus Buchenholz gewonnen. Für das Material wird nur Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet, das für eine andere Verwendung beispielsweise in Möbeln nicht geeignet wäre. Die Herstellung erfolgt in einem chemischen Prozess mit mehreren Stufen. Verwendet werden dabei hauptsächlich Natronlauge und Schwefelkohlenstoff, die aber größtenteils wiederverwendet werden können. Somit entsteht ein nahezu geschlossenes Verfahren. Was die Kleidung aus Modal ebenfalls nachhaltig attraktiv macht, ist, dass Buchen auch in Europa wachsen und daher lange Transportwege entfallen.
Kleidung aus Modal ist atmungsaktiv, langlebig, hautfreundlich und zeichnet sich durch einen seidigen Glanz aus. Deswegen wird das Material gerade für Bettwäsche, Schlafanzüge und Unterwäsche eingesetzt.
Auch aus Holz gewonnen wird die Faser Lyocell, auch bekannt als Tencel. Die Basis der Faser ist Cellulose, die aus dem Holz gelöst werden muss. Kleidung aus Tencel ist biologisch abbaubar. Wenn die Kleidung also zu 100 Prozent aus dem Stoff besteht, kann man sie auf den Kompost werfen.
Kork
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem nachhaltigen Material Kork. Er wird aus der Rinde des Korkbaums gewonnen und weist Eigenschaften auf, die dieses Material unschlagbar machen. Schuhe und Taschen werden bereits aus Kork hergestellt, Kleider und Shirts folgen. Kork gilt als nachhaltige Lederalternative, das „Leder des 21. Jahrhunderts“. Denn Kork ist nicht nur so robust und strapazierfähig wie Leder, sondern verfügt außerdem über eine natürliche Wärmedämmung, ist atmungsaktiv und hat wenig Eigengewicht.
Die Korkeiche wird für die Kork-Produktion nicht gefällt und ist in nachhaltig betriebenen Schutzgebieten kultiviert. Und: Kork ist biologisch abbaubar.

Kautschuk
Ein weiteres Produkt, das aus einer Pflanze gewonnen wird, ist der Naturkautschuk. Dieses Material wird aus dem Milchsaft des Kautschukbaums gewonnen. Es punktet durch die von Natur aus gummiartigen Materialeigenschaften. Gummistiefel oder Sneaker profitieren von der nachhaltigen Gummi-Variante.
Sisal
Als eine der wichtigsten Naturfasern überhaupt gilt Sisal. Es wird aus den Blättern der Agave gewonnen. Die Fasern sind reißfest und steif, weshalb sie sich hervorragend eignen, um Seile, Kordeln, Hüte oder Matten herzustellen. Weil sich unbehandeltes Sisal nicht leicht spinnen lässt, ist es auch eher weniger in Kleidung enthalten. Damit die Faser feiner wird, muss sie chemisch behandelt werden.
Der größte Produzent von Sisal ist Brasilien. Daher legt die Naturfaser häufig weite Strecken zurück, bevor sie erworben werden kann. Aber auch Spanien und Portugal kultivieren Agave in großem Stil und erzeugen Sisal daraus.

Bio-Leinen
Bei Leinen handelt sich um ein leichtes und glattes Material, welches aus der Flachspflanze gewonnen wird. Daher wird das Material teilweise auch Flachs genannt. Die Gewinnung der Faser ist recht aufwendig, da die Pflanze mit Wurzel geerntet und entsamt werden muss. Anschließend folgt ein Trocknungs- und Röstungsprozess, sowie die eigentliche Entnahme der Faser, die zum Schluss versponnen wird. Als natürlich wachsende Faser wird Leinen oft direkt als nachhaltig bezeichnet. Das ist grundsätzlich richtig, wenn der Wasser- und Ressourcenbedarf für den Anbau betrachtet wird. Für ein Kilogramm Leinen werden knapp 2500 Liter Wasser benötigt. Das ist rund ein Viertel des Wasserbedarfs von Baumwolle.
Bio-Leinen oder Flachs wird ohne chemische Dünger und im Fruchtwechsel angebaut, wodurch der Boden auf natürliche Weise geschont wird. Zusätzlich wird für die Bio-Variante auf die Warmwasser-Röstung verzichtet, da sie viel umweltbelastendes Abwasser verursacht.
Leinen ist als Material atmungsaktiv und kühlend und somit für Sommerkleidung und Bettwäsche beliebt. Da die Leinenfasern Bündel bilden, die für viel Stabilität sorgen, wird es auch als Verstärkungsmaterial in der Textilbranche genutzt.

Recyceltes Polyester
Polyester ist eins der meistgenutzten Materialien für Kleidung. Es handelt sich um eine Kunstfaser auf der Basis von Erdöl. Zur Herstellung wird das Schmelzspinnverfahren genutzt, in welchem Kunststoffe eingeschmolzen und versponnen werden. Für recyceltes Polyester werden alte, bereits genutzte Kunststoffe verwendet. Diese werden in dem Verfahren neu versponnen. Meist handelt es sich dabei um PET-Flaschen, synthetischen Industriemüll, Überproduktionen und Ähnliches. Leider ist oft nicht bekannt, welche Kunststoffe genau recycelt werden. Des Weiteren ist ein hoher Energie-, Wasser- und Chemikalieneinsatz notwendig, wodurch die Umwelt belastet wird. Trotzdem wird durch das Wiederverwenden bereits existierender Kunststoffe Erdöl gespart. Zudem wird auf diese Weise Müll reduziert und gerade die Weltmeere bleiben von neuem Plastikabfall verschont. Da das Herstellungsverfahren im Vergleich zu den anderen vorgestellten Fasern günstig ist, kann so nachhaltige Kleidung preiswert produziert werden.
Die Kleidung aus recyceltem Polyester weist die gleichen Eigenschaften wie bei herkömmlichem Polyester auf. Ob in T-Shirts, Kleidern, Stoffhosen oder Outdoorjacken – die Kunstfaser ist wasserabweisend, elastisch, temperaturregulierend. Somit ist sie als Allrounder vielseitig einsetzbar. Allerdings enthält das Material Mikroplastik, welches sich beim Waschen herauslöst und somit in den Wasserkreislauf gerät. Um den Abrieb durch Mikroplastik zu verhindern, forscht ein Team um Maike Rabe in Mönchengladbach.

Hanffaser
Die Hanfpflanze ist bei den meisten durch den Zusammenhang mit Cannabis bekannt. Jedoch kann aus ihr auch die Hanffaser gewonnen werden, welche derzeit die nachhaltige Textilbranche erobert. Denn der aus ihr generierte Hanfstoff ist vielseitig für Kleidung einsetzbar. Die Faser wird aus den Stängeln der Pflanze entnommen. Dafür wird die Faser geerntet, geröstet, dann entrindet und abschließend zu Garn weiterverarbeitet.
Die Hanffaser gilt als nachhaltig, da die Pflanze nahezu auf jedem Boden wächst. Dabei benötigt der Anbau wenig Wasser (4000 Liter Wasser je produziertes Kilogramm Faser) und keine Pestizide oder chemische Dünger. Zusätzlich gibt die Pflanze beim Wachsen Nährstoffe an den Boden ab und verbessert ihn damit sogar. Als reine Naturfaser sind alle Textilien aus ihr vollständig biologisch abbaubar, wodurch kein Abfall entsteht.
Hanfstoff findet sich vor allem in T-Shirts und Sportkleidung. Der Stoff ist leicht, atmungsaktiv, kühlend, reißfest und langlebig. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Verwendung von Hanfstoff im Fair-Fashion-Bereich ansteigt.

Sojaseide
Die Sojaseide ist auch als veganes Kaschmir bekannt, da es sich um ein sehr weiches Material handelt. Gewonnen wird das Material aus Abfallprodukten der Sojabohnen-Industrie und unterstützt somit bei der Müllreduzierung. Damit das Material in der Textilindustrie einsetzbar ist, muss es chemisch behandelt werden. Dieser Umstand ist durchaus eine Belastung für die Umwelt, insbesondere da unter anderem Formaldehyd eingesetzt wird. Formaldehyd kann gesundheitsschädlich und krebserregend sein.
Sojaseide wird vornehmlich für hochwertige, nachhaltige Kleidung eingesetzt. Der Stoff ist weich, leicht und glänzend. Daher ist er besonders für Oberteile sehr beliebt.

Ananasfasern
Der Stoff aus den Fasern der Ananasblätter hat diverse Eigenschaften, er ist atmungsaktiv, weich, leicht und flexibel, ist formbar und leicht einzufärben. Seit einigen Jahren experimentieren Hersteller mit den Blättern der exotischen Frucht, die Fasern seien eine optimale Alternative zu Leder, heißt es.
Bei der Ananas-Ernte bleiben die Blätter als Nebenprodukt übrig, also sind für die Produktion der Faser keine externen Ressourcen notwendig. Auch hier müssen aber die durch den Export aus den Produktionsländern verursachten Emissionen berücksichtig werden.
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