Wald im Stress Mehr kranke Bäume in NRW

Düsseldorf ·

Umweltminister Johannes Remmel sieht den Zustand des Waldes in Nordrhein-Westfalen an einem "historischen Tiefpunkt" angelangt. Der "grünen Lunge unserer Atmosphäre" gehe es "schlecht", sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Düsseldorf bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2011. Umweltschützer rügten eine zu starke Abholzung.

Der Anteil der gesunden Bäume hat sich dem Bericht zufolge im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozentpunkte auf 24 Prozent verringert. Dies ist der schlechteste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Die "Gesundheit" der Bäume zwischen Rhein und Weser wird seit 1984 wissenschaftlich untersucht. Seitdem erforschen Experten den Zustand der Kronen, der Blätter und der Nadeln.

Trockenheit schwächt Bäume

Die Hauptursache für die negative Entwicklung vermutet Remmel im Klimawandel. Die Vegetationsperioden würden immer trockener, was dem Wald "starken Stress" bereite, sagte der Minister.

Der Anteil deutlich geschädigter Bäume nahm um zehn Prozentpunkte auf 33 Prozent zu. Der Bestand der schwach geschädigten Bäume sank um zwei Prozentpunkte auf 43 Prozent.

"Weniger als ein Viertel aller Waldbäume kann nur noch als gesund bezeichnet werden. Gleichzeitig steigen die deutlichen Schäden an.
Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend", sagte Remmel. "Denn der Wald ist ein Stück unschätzbares Naturerbe, das es zu bewahren und zu schützen gilt", mahnte der Grünen-Politiker.

BUND kritisiert traditionelle Forstnutzung

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte Korrekturen bei der Waldpolitik. "Der Wald stirbt, doch die Ursachen werden nach wie vor nicht konsequent genug angegangen", sagte der BUND-Landesvorsitzende Paul Kröfges. "Wir müssen uns endlich von den traditionellen Forstnutzungs-Szenarien verabschieden, konsequent weitere Schadstoffeinträge minimieren und den Klimawandel bekämpfen", forderte der Umweltschützer.

Der BUND-Chef kritisierte, dass bislang nur der NRW-Staatswald mit einem Flächenanteil von nur 13 Prozent nach Nachhaltigkeitskriterien bewirtschaftet werden solle. Im Privatwald liege das Hauptaugenmerk weniger auf den Allgemeinwohlfunktionen als auf schnellen und hohen Holzerträgen, sagte Kröfges.

Der SPD-Agrarexperte André Stinka bekräftigte die Pläne der rot-grünen Koalition für eine "Waldstrategie 2050". Der Klimawandel erfordere "neue Maßnahmen für die Waldbewirtschaftung", sagte der Landtagsabgeordnete. "Wir müssen die Wälder in NRW an die sich verändernde Klimasituation anpassen. Dazu brauchen wir vor allem lebendige Mischwälder statt Monokulturen", sagte Stinka.

(DAPD)
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