Hunderte Millionen Klimaflüchtlinge befürchtet Meeresspiegel steigt schneller als erwartet

Paris · Der Meeresspiegel steigt einer internationalen Studie zufolge deutlich schneller an, als der UN-Klimarat (IPCC) in seiner richtungsweisenden Studie aus dem Jahr 2007 erwartet hatte. Das Wasser der Weltmeere steige derzeit um 3,2 Millimeter jährlich, anstatt wie von den UN-Experten prognostiziert um 2,0 Millimeter.

Wetter-Rekorde im "goldenen Herbst"
14 Bilder

Wetter-Rekorde im "goldenen Herbst"

14 Bilder

Das ist das Ergenis einer am Mittwoch im Fachblatt "Environmental Research Letters" veröffentlichten Studie. Dieser Anstieg liegt 60 Prozent über der Vorhersage des IPCC.

Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könne der Meeresspiegel damit um einen Meter ansteigen, sagte ein Co-Autor der Studie, Grant Foster von der US-Firma Tempo Analytics, der Nachrichtenagentur AFP. Diese Einschätzung teilt auch Stefan Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das an der Studie beteiligt war.

"Die neuen Erkenntnisse unterstreichen, dass der IPCC keineswegs alarmistisch ist, sondern in einigen Fällen sogar die Klimarisiken unterschätzt hat", erklärte Rahmstorf auf der PIK-Website.

Folgen für die Meere verheerender als erwartet

Der UN-Klimarat hatte bis zum Jahr 2100 mit einem Anstieg der Meeresspiegel von bis zu 59 Zentimetern gerechnet. Die vom UN-Klimarat prognostizierte mittlere Erderwärmung von 0,16 Grad Celsius pro Jahrzehnt stimmt mit der Analyse der neuen Studie überein, die Folgen für die Meere seien aber verheerender als erwartet.

Die Forscher sind sich sicher, dass der Meeresanstieg durch den Klimawandel verursacht wurde, können die Herkunft der wachsenden Wassermassen aber noch nicht genau erklären. Neben dem PIK und Tempo Analytics arbeiteten zudem Wissenschaftler vom französischen Institut LEGOS an der neuen Studie mit.

Sollte sich der Anstieg um einen Meter bis zum Jahrhundertende bewahrheiten, warnen die Forscher vor katastrophalen Auswirkungen. In dichtbesiedelten Regionen, die nur knapp über dem Meeresspiegel liegen, drohten viele Menschen ihren Lebensraum zu verlieren, sagte Foster.

Küstenmetropolen wie New York besonders betroffen

Es könnte demnach "hunderte Millionen" Klimaflüchtlinge geben, was weiteres Konfliktpotenzial berge. Küstenmetropolen wie New York würden die Auswirkungen ebenfalls zu spüren bekommen. Sturmfluten wie zuletzt beim Hurrikan "Sandy" könnten demnach in Zukunft regelmäßiger vorkommen.

Die letzte umfassende UN-Klimaprognose aus dem Jahr 2007 hatte die globale Debatte über Maßnahmen gegen den Klimawandel angefacht. Die neueste Prognose des IPCC wird in drei Stufen zwischen September 2013 und April 2014 veröffentlicht. Am Montag hatte in Katars Hauptstadt Doha die 18. UN-Klimakonferenz begonnen. Im Mittelpunkt des Treffens steht ein Arbeitsplan für ein globales Klimaabkommen, das bis zum Jahr 2015 verhandelt werden und im Jahr 2020 in Kraft treten soll.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort