Stromschläge Warum man bei Kälte häufiger "eine gewischt" bekommt

Düsseldorf · Plötzlich schlägt der Blitz ein. Ein Händedruck, ein Griff an die Türklinke, ein Kuss - und schon bekommt man "eine gewischt". Gerade bei kalten Temperaturen wie in diesen Tagen passiert das häufiger. Warum ist das so?

 Bei Kälte kommt es öfter zu kleinen Stromschlägen - auch zwischen Menschen. (Symbolfoto)

Bei Kälte kommt es öfter zu kleinen Stromschlägen - auch zwischen Menschen. (Symbolfoto)

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Matthias Habel von Wetter-Online erklärt das so: "Die derzeitige Kälte wird von extrem trockener Luft begleitet. Das bedeutet, wir haben knisterndes Stromschlagwetter." Bei trockenem und kaltem Wetter wie in den vergangenen Tagen enthält die Luft sehr wenig Feuchtigkeit. Sie sei daher ein sehr schlechter elektrischer Leiter. "Unser Körper lädt sich dann besonders gut und schnell auf, entsprechend häufiger und intensiver bekommen wir im Winter den unangenehmen Stromschlag", sagt der Diplom-Geograph.

Normalerweise gleichen sich positive und negative Ladungen permanent über unsere feuchte Haut und die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit aus. Ist die Luft oder die Haut zu trocken, kann kein Ladungsaustausch stattfinden.

Bis zu 35.000 Volt Spannung würden bei diesem Stromschlag für eine kurze Zeit durch unseren Körper fließen, erklärt Habel. Das sei zwar unangenehm, aber nicht gefährlich: "Das bewegt sich im Bereich vom Bruchteil einer Sekunde." Der Experte hat auch ein passendes Bild dafür: Man werde bei diesen Witterungsverhältnissen "wie ein Akku immer weiter geladen, bis sich die Elektrizität mit der Berührung eines leitenden Gegenstandes oder eines anders geladenen Menschen auf einen Schlag durch einen Blitz entlädt".

Besonders anfällig für dieses Phänomen seien Menschen mit trockener Haut, "da sich die Ladung bei ihnen schlechter über den Körper verteilt". Auch Kleidungsstücke mit einem hohen Anteil synthetischer Fasern werden durch Körperbewegungen elektrisch aufgeladen und übertragen die Elektrizität auf den Körper. Daher rät der Experte etwa zu Kleidung aus Naturfasern oder Baumwolle; zudem zu Schuhen mit Ledersohlen, da sich die Energie so über den Boden entladen kann. Gummisohlen hingegen isolierten zusätzlich.

Wer zuhause oder im Büro das Risiko eines Stromschlags vermeiden möchte, sollte die Luftfeuchtigkeit erhöhen - etwa über Luftbefeuchter oder Pflanzen. Auch wer immer mal wieder einen Heizkörper anfasst, reduziert die Ladung im Körper. Und wer beim Aussteigen aus dem Auto Sorge vor einem Blitz hat, sollte die Karosserie mit einer Hand oder dem metallischen Autoschlüssel berühren, bevor er einen Fuß auf den Boden setzt. Menschen mit trockener Haut rät der Experte, sich häufiger einzucremen. Dann kann man sich - die Klaus Lage Band leicht uminterpretiert - auch 1000 mal berühren, ohne dass es blitzt. "Zoom machen" kann es deshalb ja trotzdem.

Einen kleinen Reisetipp hat Habel abschließend auch noch parat: Sibirien solle man aktuell meiden, sagt er im Scherz. In der "Heimat" der aktuellen Kaltfront ist es nämlich besonders kalt und trocken.

(tk)
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