Klimaschutz Energieverband hält 1500 neue Windräder pro Jahr für nötig

Berlin · Wenn neue Windräder gebaut werden sollen, gibt es oft Proteste. In Deutschland sind in den kommenden Jahren aber tausende neue Windräder nötig, um die Klimaziele zu schaffen, sagt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

 Windräder auf einem Feld in Sachsen (Archivfoto).

Windräder auf einem Feld in Sachsen (Archivfoto).

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Der Energieverband BDEW hält bis 2030 pro Jahr rund 1500 neue Windräder an Land für nötig, um Klimaziele schaffen zu können. „Wir brauchen jetzt den Turbo“, sagte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutschen Presse-Agentur. Sie forderte zugleich Reformen etwa im Artenschutz für mehr Flächen. Außerdem müsse die Akzeptanz für Windräder erhöht werden.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Bundesverbands Windenergie nur 420 Windenergieanlagen errichtet. Insgesamt gibt es derzeit rund 30.000 Windräder in Deutschland. Der Ausbau der Windkraft an Land wird aus Branchensicht gehemmt von langen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Außerdem gibt es zu wenig ausgewiesene Flächen und viele Klagen etwa aus Artenschutzgründen. Vor Ort gibt es oft Proteste gegen neue Windräder.

Aus Sicht des BDEW ist abgeleitet für die Klimaziele 2030 ein Zuwachs der installierten Leistung auf 100 Gigawatt bei der Windkraft an Land erforderlich. Ende 2020 lag die installierte Leistung bei rund 55 Gigawatt. „Um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, brauchen wir einen Zubau von rund 1500 Windrädern pro Jahr bis 2030.“, sagte Andreae. Viel werde über das Repowering passieren - neue Windräder ersetzen alte, die neuen können aber viel mehr Strom erzeugen. Zwar gebe es hier Erleichterungen bei Planungen und Genehmigungen, das reiche aber noch nicht aus.

Die Akzeptanz für den Ausbau der erneuerbaren Energien müsse weiter erhöht werden. Ganz wichtig sei die finanzielle Beteiligung von Standortkommunen an Windparks. „Die Bedeutung der Wertschöpfung vor Ort wird aus meiner Sicht stark unterschätzt“, sagte Andreae. „Wir sind in einer konjunkturellen Phase, in der wir ein Aufbruchssignal brauchen.“ Dies seien auch Projekte in erneuerbare Energien.

Die Politik hatte vor kurzem Klimaziele angehoben. Dies war eine Reaktion auch auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das im Kern besagte: Einschneidende Schritte zur Senkung von Emissionen dürfen nicht zulasten der jungen Generation auf die lange Bank geschoben werden.

Andreae kritisierte aber: „Es gibt eine Lücke zwischen den Klimazielen und dem erforderlichen Rahmen. Die Unternehmen bekennen sich zum Ziel der Klimaneutralität.“ Die Wirtschaft diskutiere längst nicht mehr das Ob und das Wann, sondern das Wie. „Aber sie braucht einen Instrumentenkasten, um die Ziele zu erreichen. Klimaschutz braucht Ziele, entstehen kann er aber nur über Investitionen.“ Im Herzen dieser Transformation befinde sich die Energiebranche.

„Bei den erneuerbaren Energien stehen viele Unternehmen in den Startlöchern. Sie könnten Windprojekte realisieren, sie haben Strategien, um Solarenergie auf die Dächer zu bringen. Die Rahmenbedingungen müssen aber verbessert werden.“ Das Entscheidende bei den erneuerbaren Energien seien die Flächen. Es gebe zu wenig ausgewiesene Flächen. Zudem müssten Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden.

Andreae mahnte Reformen an. „Artenschutz ist der Schutz der Art. Wenn wir die Energiewende nicht hinbekommen, werden die negativen Folgen wie Trockenheit der Wälder und andere Klimaveränderungen viele Arten insgesamt gefährden. Das heißt, wir müssen eine Regelung finden, die den Schutz der Art in den Vordergrund stellt, aber nicht den Schutz jedes einzelnen Vogels.“ Der BDEW sei in intensiven Diskussionen mit den Naturschutzverbänden.

Aus Sicht der Unternehmen und der Branche wäre schon eine Standardisierung des Artenschutzrechtes hilfreich, damit es zumindest in allen Bundesländern gleiche Regelungen gebe und nicht in 16 Bundesländern 16 unterschiedliche Regelwerke. Die Bundesländer müssten ihre Spielräume ausschöpfen für mehr Flächen. „Das bedeutet eben nicht, jetzt wieder über Mindestabstände zu diskutieren, sondern es bedeutet, kluge Lösungen für die dringend benötigten Flächen zu finden.“

Auch der Ausbau der Windkraft auf See sowie der Photovoltaik müsse beschleunigt werden. „Wenn die erhöhten Klimaziele auch erreichbar sind, müssen wir alle zusammen einen echten Sprint hingelegen“, sagte Andreae. „Das machen Sie nicht mehr mit einfachen Turnschuhen, sondern da müssen Turnschuhe mit Spikes ran.“

Es gebe keine Energiewende ohne den Zubau der erneuerbaren Energien. „Wir müssen viel stärker verdeutlichen, dass die Energiewende ein chancenreiches Zukunftsprojekt ist. Die Chancen liegen nicht allein darin, dass wir Klimaneutralität erreichen, sondern dass die Energiewende zusätzliche Wertschöpfung vor Ort schaffen kann und eine saubere und sichere Energieversorgung ermöglicht.“

(ahar/dpa)
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