Folgen für Artenvielfalt Eingewanderte Krabbenart verändert die Ostseebucht

Tallin · Früher gab es in der estnischen Bucht von Pärnu keine Krabben. Doch mit der Schifffahrt gelangte die Zuiderzeekrabbe in die Ostsee. Forschern zufolge veränderte diese die Artenvielfalt in der südestnischen Bucht von Pärnu dramatisch.

 Zuiderzeekrabben liegen auf einem Küchentuch.

Zuiderzeekrabben liegen auf einem Küchentuch.

Foto: Landwirtschaftsministerium Schlei/dpa

Insbesondere gebe es inzwischen deutlich weniger heimische Muscheln und Schnecken, von denen die Krabben sich ernähren. Dies habe wiederum die Nährstoffkonzentrationen steigen lassen und so das Wachstum von Phytoplankton begünstigt, schreibt das Team im Fachblatt "Scientific Reports".

Die Zuiderzeekrabbe (Rhithropanopeus harrisii) war ursprünglich an der nordamerikanischen Atlantikküste heimisch und breitete sich mit dem Schiffsverkehr aus. 1874 wurde sie in den Niederlanden gesichtet, in den 1930er Jahren tauchte sie in der Ostsee auf, 2011 dann in der Bucht von Pärnu. Dort beobachtete das Forscherteam um Jonna Kotta von der Universität Tartu die weitere Entwicklung.

Zahl der wirbellosen Tiere am Boden der Bucht geschrumpft

Demnach vermehrte sich die Krabbe nach ihrer Ankunft stark - auch weil es kaum natürliche Feinde gab. Durch die intensive Fischerei gebe es nur wenige Raubfische, auch räuberische Vögel seien eher selten. Vor der Ankunft der Zuiderzeekrabbe gab es den Forschern zufolge in der Region keine anderen Krabben.

Im Beobachtungszeitraum bis 2015 schrumpfte die Zahl der wirbellosen Tiere, die am Boden der Ostseebucht leben. Laut der Studie sank die Biomasse wirbelloser Tiere wie Muscheln oder Schnecken um 61 Prozent, ihre Artenvielfalt nahm um 35 Prozent ab. Besonders hatten es die Krabben auf die ähnlich große Baltische Plattmuschel (Limecola balthica) abgesehen, deren Schale sie binnen Sekunden knackt.

Vermutlich durch das Verschwinden vieler wirbelloser Tiere sei der Nährstoffgehalt deutlich gestiegen, was wiederum die Masse von Phytoplankton deutlich zunehmen ließ, spekuliert das Team. "Dieser Wandel ist wahrscheinlich dauerhaft, denn eine Beseitigung der Krabbe ist unrealistisch."

(das/dpa)
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