Trotz Abschaltung der AKW Deutscher Treibhausgas-Ausstoß sinkt weiter

Berlin · Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung und der Abschaltung von acht Atomkraftwerken ist der Treibhausgasausstoß 2011 um rund zwei Prozent zurückgegangen. Damit konnte der Ausstoß um 26,5 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 1990 verringert werden, wie das Umweltbundesamt (UBA) unter Verweis auf vorläufige Zahlen am Donnerstag mitteilte.

Gewinner und Verlierer des Atomausstiegs
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Foto: dapd

Zu berücksichtigen ist aber, dass 2011 der Energieverbrauch insgesamt wegen des milden Wetters gesunken ist, was den Rückgang beim Ausstoß klimaschädlicher Gase etwas relativiert.

Zudem stieg nach der Abschaltung von acht Atomkraftwerken die Verstromung der besonders klimaschädlichen Braunkohle. Dennoch verringerten sich allein die Emissionen beim Kohlendioxid im Vergleich zu 2010 um 2,4 Prozent. Der Methanausstoß sank sogar um 3,5 Prozent. Insgesamt wurden 2011 rund 917 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Einzelne Gase wurden jedoch stärker als noch 2010 ausgestoßen, zum Beispiel Lachgas wegen eines erhöhten Einsatzes von Düngemitteln.

Bis 2020 soll der Treibhausgas-Ausstoß in Deutschland um 40 Prozent verringert werden. UBA-Präsident Jochen Flasbarth betonte: "Der Rückgang der Emissionen zeigt: Deutschland nimmt seine Verpflichtungen ernst." Die Ziele des Kyoto-Protokolls könnten auch unter den Bedingungen eines beschleunigten Atomausstiegs erreicht werden. "Dies wurde häufig angezweifelt", sagte Flasbarth.

Milde Witterung hilft

Flasbarth räumte ein, die Emissionsminderung sei durch die relativ milde Witterung begünstigt worden. "Aber auch der wachsende Anteil von erneuerbarem Strom führt zu niedrigeren Emissionen, ebenso der geringere Stromexport." Vor dem Hintergrund der begonnenen Energiewende und des geringeren Stromanteils aus Kernkraftwerken stellten die Emissionszahlen einen Erfolg dar.

Bisher hatte das UBA nur Zahlen zum Ausstoß der rund 1640 Energie- und Industrieanlagen in Deutschland vorgelegt, die dem Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten unterliegen. Flasbarth betonte, um die Klimaziele zu erreichen, seien aber weitere Maßnahmen notwendig. So sollten die Menge an CO2-Zertifikaten im Emissionshandel durch eine Verschärfung des europäischen Klimaschutzzieles verringert und die energetische Gebäudesanierung vorangebracht werden.

Würde das EU-Ziel von 20 auf 30 Prozent weniger Emissionen bis 2020 erhöht, würde der EU-weite Handel mit Verschmutzungsrechten verschärft und der Druck durch teurere CO2-Zertifikate zum Einsparen von Emissionen erhöht.

Führende Experten bezweifeln im Gegensatz zu Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), dass das Ziel zu schaffen ist, da etwa im Bereich des Energiesparens in Gebäuden oder bei den CO2-Ausstößen im Verkehrssektor zu wenig passiere. "Mit den bisherigen Maßnahmen kann das Ziel nicht erreicht werden", sagte zum Beispiel Hans-Joachim Ziesing. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen und berät die Bundesregierung bei der Energiewende.

(dpa)
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