Vor UN-Umweltkonferenz in Katar Altmaier sieht Zwei-Grad-Ziel in akuter Gefahr

Berlin · Bis zum 7. Dezember wollen Vertreter aus 194 Staaten in Katar über geeignete Schritte im Kampf gegen den Klimawandel beraten. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sorgt sich vor Beginn der UN-Klimakonferenz um eine außer Kontrolle geratene Erderwärmung.

Peter Altmaier - Bundeswirtschaftsminister und enger Vertrauter der Kanzlerin
9 Bilder

Das ist Peter Altmaier

9 Bilder
Foto: dpa/Sebastian Kahnert

"Das aktuelle Tempo des internationalen Klimaschutzes ist absolut unzureichend, um das angestrebte Zwei-Grad-Ziel tatsächlich zu erreichen", sagte Altmaier der Deutschen Presse-Agentur vor der am Montag in Katar beginnenden zweiwöchigen Konferenz. "Fest steht, dass wir im Moment weltweit einen ungebrochenen Boom erleben bei den CO2-Emissionen". SPD, Grüne und Umweltverbände warfen der Regierung vor, selbst zu wenig zu tun.

Eine Erwärmung um zwei Grad wird von Wissenschaftlern als gerade noch beherrschbar erachtet. Ein Klimareport für die Weltbank stellte jüngst fest, dass die Welt derzeit aber eher auf bis zu vier Grad bis zum Jahr 2100 zusteuert. Die Folgen wären katastrophal und würden den Meeresspiegel stark ansteigen lassen. Altmaier forderte, dass auch Länder wie die USA und China mehr tun müssten in der Übergangszeit bis zu dem von dem Jahr 2020 an geplanten Weltklimavertrag.

2010 hatten sich die UN-Staaten auf das Zwei-Grad-Ziel geeinigt. "Gelingt das nicht, werden sich extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren häufen, mit fatalen Folgen für viele Millionen Menschen", sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz. Der Vorsitzende des Deutschen Klimakonsortiums, Jochem Marotzke, sagte im "Spiegel", es sei politisch kaum durchsetzbar, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Weltklimavertrag soll 2020 in Kraft treten

Erst ab 2020 sollen sich alle 193 UN-Staaten per Weltklimavertrag zu konkreten Emissionsreduzierungen verpflichten. Der Vertrag soll bis 2015 stehen und muss nun in Katars Hauptstadt Doha weiter ausgearbeitet werden. Damit es dazwischen keine Klimaschutzlücke gibt, will sich die EU zusammen mit rund zehn weiteren Staaten zu einer achtjährigen Verlängerung des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls verpflichten.

Es ist das bisher einzige Abkommen mit verbindlichen Vorgaben für eine Reduzierung der Ausstöße klimaschädlicher Gase. Die EU hat die Emissionen seit 1990 um rund 18 Prozent reduziert. Da ein Kyoto II aber nur 15 Prozent der globalen Ausstöße erfassen würde, forderte Altmaier auch von den anderen Staaten eine Erhöhung ihrer bisherigen Klimaschutzzusagen bis zum Jahr 2020.

Doch selbst die Bundesregierung ist zerstritten in der Frage einer Verschärfung des EU-Emissionshandels, bei dem die Industrie für ihre CO2-Ausstöße Verschmutzungsrechte kaufen muss. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) lehnt eine künstliche Verteuerung der Zertifikate ab. Gleiches gilt für das von Altmaier verfolgte Ziel, dass die EU bis 2020 ihre klimaschädlichen Treibhausgasausstöße im Vergleich zum Jahr 1990 nicht um 20, sondern um 30 Prozent reduziert.

"Deutschland entwickelt sich immer mehr zum Bremser in der Klimapolitik, auf europäischer wie auf internationaler Ebene", sagte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel der "Frankfurter Rundschau". Grünen-Chefin Claudia Roth sagte der Zeitung, die Regierung riskiere sonst die Vorreiterrolle Europas und Deutschlands. "Geht Deutschland nicht voran, scheitert der Klimaschutz weltweit."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort