Klimakrise Treibhausgas Methan schadet mehr als CO2 - Europa führt bei Verringerung

Stanford · Methan hat eine weitaus stärkere Treibhauswirkung als Kohlendioxid. Umso bedenklicher, dass durch menschliches Verhalten immer größere Mengen in die Atmosphäre gelangen - doch es gibt machbare Lösungen.

 Forscher der Universität Kiel statteten im vergangenen Jahr Kühe mit Messgeräten aus, um deren Ausstoß des klimaschädliche Treibhausgases Methan bei einem Futterversuch zu messen.

Forscher der Universität Kiel statteten im vergangenen Jahr Kühe mit Messgeräten aus, um deren Ausstoß des klimaschädliche Treibhausgases Methan bei einem Futterversuch zu messen.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Der jährliche weltweite Ausstoß des Treibhausgases Methan hat einen neuen Höchststand erreicht: 2017 gelangten Hochrechnungen zufolge knapp 600 Millionen Tonnen des Gases in die Erdatmosphäre, mehr als die Hälfte davon durch Aktivitäten des Menschen. Gegenüber dem jährlichen Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2006 hat sich der jährliche Ausstoß um rund 50 Millionen Tonnen erhöht, ein Zuwachs um neun Prozent. Diese Zahlen stammen aus zwei Studien einer Gruppe um Rob Jackson von der Stanford University in Stanford (Kalifornien, USA), die in den Fachzeitschriften „Earth System Science Data“ und „Environmental Research Letters“ veröffentlicht wurden.

Über einen Zeitraum von 100 Jahren hat Methan eine 28 Mal stärkere Treibhauswirkung als Kohlendioxid (CO2), über 20 Jahre gerechnet ist die Wirkung sogar 86 Mal stärker. „Methan ist jetzt für 23 Prozent der globalen Erwärmung aufgrund von Treibhausgasen verantwortlich“, erklärte Ko-Autor Pep Canadell vom CSIRO Oceans and Atmosphere in Canberra (Australien).

Während die Methanemissionen aus natürlichen Quellen wie Feuchtgebieten und Vulkanen im untersuchten Zeitraum nahezu gleich geblieben sind, hat sich der Ausstoß durch menschliche Aktivitäten stark erhöht. Als Methan-Quellen nennen die Studienautoren hier vor allem die Förderung von fossilen Brennstoffen, die Mülldeponien und die Landwirtschaft, besonders die Viehzucht. „Die Leute scherzen über das Rülpsen von Kühen, ohne zu wissen, wie groß die Quelle wirklich ist“, so Jackson. Der Methanausstoß von Rindern und anderen Wiederkäuern seien fast so hoch wie jener der Öl- und Gasindustrie.

Die Wissenschaftler präsentieren aber auch eine gute Nachricht: Weil Methan in der Atmosphäre sehr viel schneller abgebaut wird als CO2, könnte eine Verringerung des menschengemachten Methanausstoßes schnell Wirkung zeigen. Die kurzfristige Reduktion von Treibhausgasen im Zuge der Lockdowns wegen der Corona-Krise wird den Forschern zufolge allerdings kaum Einfluss auf die Methanemissionen haben. „Wir heizen immer noch unsere Häuser und Gebäude und die Landwirtschaft wächst weiter“, erklärte Rob Jackson.

Europa ist die einzige Weltregion, deren Methanausstoß im Jahr 2017 gegenüber dem Vergleichszeitraum (2000 bis 2006) leicht gesunken war. „Richtlinien und ein besseres Management haben die Emissionen aus Deponien, Gülle und anderen Quellen hier in Europa reduziert“, erklärte Ko-Autorin Marielle Saunois von der Université de Versailles Saint-Quentin (Frankreich). Die Europäer äßen mittlerweile auch weniger Rindfleisch und mehr Geflügel und Fisch.

Drei Weltregionen verzeichneten einen besonders starken Anstieg beim Methanausstoß: Afrika/Naher Osten, China/Südasien sowie Ozeanien, wozu auch Australien gehört. Haupttreiber sind den Computermodellen und Berechnungen zufolge vor allem die Viehzucht und die Verwendung fossiler Brennstoffe.

Mit jährlich 4,5 Millionen Tonnen mehr haben auch die USA ihren Anteil an der Emissionssteigerung, vor allem durch die Förderung und Verteilung von Erdgas. Einen Anstieg der Methanemissionen durch das Auftauen von Permafrostböden in kälteren Regionen konnten die Forscher zumindest bis 2017 nicht beobachten.

(peng/dpa)
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