Kinder ernst nehmen Kleinkinder senden Hinweise bei sexuellem Missbrauch

Hamburg (rpo). Der aktuelle Fall von mindestens sieben missbrauchten Mädchen und Jungen in einer Kindertagesstätte in Hannover zeigt auf erschreckende Weise, dass man seine Kinder offenbar nirgendwo zu 100 Prozent sicher wähnen kann. Doch betroffene Kinder senden Hinweise auf sexuellen Missbrauch aus. Man muss sie nur erkennen - und die Kinder vor allem ernst nehmen.

 Sexuell missbrauchte Kleinkinder senden Signale aus. Wichtig ist, die Kinder ernst zu nehmen.

Sexuell missbrauchte Kleinkinder senden Signale aus. Wichtig ist, die Kinder ernst zu nehmen.

Foto: ddp, ddp

Aufgeflogen ist der 32-jährige Mann in Hannover erst durch einen anonymen Hinweis; die Eltern der Kinder im Alter bis zu sechs Jahren hegten keinen Verdacht. Doch Experten zufolge senden auch Kleinkinder schon Signale aus, bei denen Mütter und Väter misstrauisch werden sollten.

Ein einzelnes offensichtliches Erkennungsmerkmal für einen Missbrauch bei Kleinkindern gibt es nicht, sagt Carmen Kerger, Beraterin beim Hamburger Verein Dunkelziffer e.V., der Hilfe für sexuell missbrauchte Kinder anbietet. Deshalb sei es um so wichtiger, dass Eltern aufmerksam sind und vor allem ihren Nachwuchs ernst nehmen.

Gerade im Kindergartenalter erzählen Mädchen und Jungen demnach noch unvoreingenommen und direkt, was ihnen passiert ist. Ein Schamgefühl wie es Grundschulkinder bereits entwickelt haben, kennen sie noch nicht. Eltern sollten ihrem Kind zunächst gut zuhören und dem Gesagten auch Glauben schenken. "In einem Fall hat ein Kind gesagt, 'Penispusten ist schön'. So etwas ist ein Hinweis, dass etwas vorgefallen sein könnte", sagt Kerger.

Wichtig: Die Eltern sollten das Kind erzählen lassen und mit eigenen Fragen, die nur zu Ja-Nein-Antworten führen, zurückhaltend sein. Und die Eltern sollten nicht in Hysterie verfallen. Selbst das Erzählen vom "Penispusten" könne sich letztlich als harmloses Erlebnis herausstellen. Im Fall solch einer auffälligen Äußerung sollten Mütter und Väter deshalb Kontakt zur jeweiligen Einrichtung suchen und sich berichten lassen, was derzeit in der Kita gemacht wird, ob etwas besonderes vorgefallen ist und dabei auch auf diese Aussagen hinweisen.

Neben den verbalen Äußerungen der Kinder sind die Verhaltensweisen der zweite wichtige Bereich für mögliche Hinweise auf einen Missbrauch. Wenn ein Kind nicht mehr in den Kindergarten will, keinen Kontakt mehr zu einem bestimmten Erzieher will, verstört ist oder auf einmal wieder in die Hose macht, sollten Eltern laut Kerger den sexuellen Missbrauch als eine der möglichen Ursachen ansehen.

Auch in diesem Fall gelte es, nicht hysterisch zu reagieren und damit das Kind zusätzlich zu belasten. Zunächst sollten die denkbaren Ursachen für das veränderte Verhalten abgeklopft werden. Außer dem Gespräch mit der Einrichtung kommen dazu auch die Eltern von einem der Kinder infrage, mit dem das eigene Kind den engsten Kontakt hat.

Außerdem gibt es auch Hinweise auf sexuellen Missbrauch durch auffällige Stellen am Körper, etwa ein ständig geröteter Po. Da auch hier andere Gründe der Auslöser sein können, rät die Expertin ebenfalls, nicht in Panik zu verfallen, sondern in Ruhe nach den Ursachen zu forschen.

Parallel dazu gelte auch schon bei einem Kleinkind, dass es zur Prävention von sexuellem Missbrauch in seiner Persönlichkeit gestärkt werden sollte. "Auch eine Zweijährige weiß schon, was sie nicht mag. Sie sollte zu Hause lernen, dann auch klar und deutlich 'nein' sagen zu dürfen."

(afp)
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