Untersuchung an Streifenhörnchen Kleine Säugetiere haben Angst vor freien Flächen

London (RPO). Kleine Säugetiere haben offenbar nicht etwa Angst vor dem Verkehr auf Straßen, vielmehr fürchten sie sich dort vor den offenen Flächen. Das berichten kanadische Wissenschaftler, die das Verhalten von gut 400 Streifenhörnchen und Weißfußmäusen in der Natur beobachtet haben.

 Kleine Säuger - hier ein Wombat - haben offenbar Angst vor weiten Flächen.

Kleine Säuger - hier ein Wombat - haben offenbar Angst vor weiten Flächen.

Foto: AP, AP

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Tier einen bestimmten Ort erreicht, hänge von der Anzahl der zu querenden Straßen ab und nicht davon, wie stark die Straßen befahren sind, sagen die Forscher um Lenore Fahrig von der Carleton Universität in Ottawa. Über die Ergebnisse berichtet der Onlinedienst des Fachmagazins "Nature".

Straßen teilen natürliche Lebensräume und trennen Tierpopulationen, was gravierende Auswirkungen auf bedrohte Tierarten haben kann. Studien an Amphibien und Reptilien zeigten eine besorgniserregende Sterberate durch den Straßenverkehr, sagt Fahrig. Kleine Säugetiere scheinen hingegen den Autos besser ausweichen zu können. Trotzdem meiden sie Straßen und überqueren diese nur zögerlich. Bislang wussten Forscher nicht, ob die Ursache die lärmenden Autos sind oder die Straße selbst.

Bis zu 15.000 Fahrzeuge täglich

Das Team aus Biologen markierte Streifenhörnchen (Tamias striatus) und Weißfußmäuse (Peromyscus leucopus), die sie dadurch verfolgen konnten. Die Forscher setzten die Tiere an Orten aus, an denen die Säuger durch eine unterschiedliche Zahl von Straßen von ihrer Heimat getrennt waren und beobachteten dann, wie sich die Straßen und die Stärke des Verkehrs auf das Heimkommen der Tiere auswirkten.

Einige der Straßen, die zu überqueren waren, werden sehr wenig befahren, andere täglich von mehr als 15.000 Fahrzeugen genutzt. War keine Straße zu passieren, fanden knapp 80 Prozent der Tiere zurück. Wenn eine Straße überquert werden musste, waren es noch gut 50 Prozent. Bei mehreren Straßen sank die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere ans Ziel kamen, mit jedem Verkehrsweg um die Hälfte.

Die Verkehrsdichte hatte jedoch keinen Einfluss auf die Anzahl, berichten die Wissenschaftler. Der Lärm und der Verkehr stelle für die Tiere kein Problem dar. Denn in Gebieten, die an Straßen angrenzen, lebten ebenso viele Kleinsäuger wie in Gebieten weit abseits von Straßen. "Sie meiden gepflasterte Straßen, aber es macht ihnen nichts aus, in ihrer Nähe zu sein", betont Fahrig.

Große Tiere zum Beispiel verhalten sich anders: Studien zeigten, dass Straßenverkehr Elche, Hirsche und Rehe abschreckt. Naturschützer haben eine Vielzahl von Ansätzen, um die Wanderung von Tieren weiterhin zu ermöglichen wie etwa das Sperren von Straßen, die Kontrolle des Verkehrs oder der Bau von Tunneln. Aber bislang gebe es noch keine einheitliche Lösung, die auf alle Tierarten passe, erläutert Fahrig.

(afp)
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