Aachen Karl, der Nahe

Aachen · Die Kaiserstadt Aachen feiert 800 Jahre Karlsschrein im Hohen Dom. Am Sonntag gibt es Pilgersüppchen und Karlswurst.

Beim heimlichen Wettbewerb "Wo steht der schönere Dom - in Köln oder Aachen?" schneidet die Marienkirche, die einst Karl der Große errichtete, gut ab. Kenner schwärmen von der spirituellen Aura im Innenraum. Man fühlt sich sogleich geborgen zwischen Oktogon und Chorhalle. Anzuschauen, anzubeten und zu staunen gibt es reichlich Anlass - vom Gnadenbild zum Barbarossaleuchter über die kostbaren Schreine und Mosaiken, den legendären Teufelsdaumen im Portal bis hoch zum Kaiserthron.

In den nächsten Tagen, vom 23. Juli bis zum 27. Juli, ist die Attraktion noch größer als gewohnt. Denn das Aachener Domkapitel feiert 800 Jahre Karlsschrein - anno 1215 hatte Kaiser Friedrich II. eigenhändig mit dem letzten Nagel das kostbare mittelalterliche Reliquiar verschlossen, nachdem die Gebeine Karls des Großen umgebettet worden waren.

Der golden glänzende Schrein hat die Form einer einschiffigen Kirche, sein Korpus ist aus einer Eiche geschreinert. Der Karlsschrein ist - wie auch der Marienschrein und der in Köln beheimatete Dreikönigsschrein - ein Meisterstück rheinisch-maasländischer Schreinerkunst. Zum Jubiläum ist er ausnahmsweise nicht in der Chorhalle aufgestellt und nur aus der Ferne anzusehen, sondern an den Ort verrückt, an dem er einst gestanden hat: ins Ostjoch des Sechzehnecks.

Der Schrein wurde zum Jubiläum aus seiner Glasummantelung herausgenommen und aufpoliert. Keinen Moment blieb er dabei unbewacht. Ein Silberschmiede-Meister stieg für die Reinigungsarbeiten hoch auf die Leiter, benutzte Staubtuch und Malerpinsel. Gold, Email, Filigrane und Edelsteine leuchten nun wieder in alter Pracht. An den Längsseiten erkennt man acht Könige und Kaiser, auf einer Stirnseite thront Karl der Große, auf der rückwärtigen Maria mit dem Christuskind. In den Dachreliefs ist die Lebensgeschichte von Karl dargestellt, der durch göttliche Berufung seinen Weg fand. Das Domkapitel verheißt dem Publikum, dass es "Karl so nah wie nie" komme und wartet auf mit einem umfangreichen Programm. Während der Festtage schmücken barocke Wandteppiche den Altarraum, aus der Domschatzkammer hat man die Karlsbüste in den Chorraum geholt, die die Schädeldecke Karls des Großen enthält.

Tagtäglich beginnen die Feierlichkeiten morgens um sieben mit einer Eucharistiefeier im Oktogon, um 8 Uhr gibt es erste Gelegenheiten zur Besichtigung des Schreins, weitere Messen und Führungen folgen. Abends um 22 Uhr beschließt das letzte Gebet zur Nacht den Tag. Am Sonntag findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst im Dom statt, gefolgt von einer Eucharistiefeier (Beginn: 11.30 Uhr) und zeitgleich einem Frühschoppen im Quadrum. Dort werden Pilgersüppchen und Karlswurst gereicht.

(RP)
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