Journalismus in der Pandemie Wissenschaft erlebt Corona-Boom

Um das junge Publikum mitzunehmen, hat der WDR seine Sendung Quarks fit gemacht für viele neue mediale Plattformen. Heute bedient das Format viele soziale Netzwerke und Plattformen. Ein Überblick.

Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim.

Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim.

Foto: dpa/Linda Meiers

Was die aktuelle Krise mit einem Sport-Großereignis zu tun hat, erklärt Mustafa Benali aus der WDR-Wissenschaftsredaktion: „Was die Fußball-WM für Sportredaktionen ist, ist Corona für uns. Wir können in dieser Zeit unheimlich viel geben und Orientierung liefern.“ Tatsächlich hat das WDR-Format Quarks in der Corona-Krise einen geradezu unheimlichen Sprung gemacht. Kannte man es noch vor wenigen Jahren vor allem als regelmäßige Fernsehsendung mit Ranga Yogeshwar als Moderator, ist es heute eine Marke, die auf vielen Plattformen eine Rolle spielt.

Quarks bedient zum Beispiel die sozialen Netzwerke und Video-Plattformen Instagram, TikTok und Youtube. Dem Instagram-Kanal folgen mittlerweile über einen Million Menschen, so viele wie sich auch monatlich auf der Webseite tummeln. Videos zum Corona-Virus steigen steil nach oben in den Youtube-Trends und werden bis zu 2,4 Millionen Mal abgerufen. In einer Zeit der großen Verunsicherung, in der sich viele Ordnung im Chaos der täglich neu erscheinenden und sich teilweise widersprechenden Studien wünschen, hat sich das Nischenthema Wissenschaftsjournalismus also zu einem Boom entwickelt.

Um auch die Zielgruppen mitzunehmen, die die öffentlichen Rundfunkanstalten mit linearen, also zu festen Zeiten ausgestrahlten, Hörfunk- und Fernsehformaten zunehmend verlieren, hat der WDR in den vergangenen Jahren die Programmdirektionen neu strukturiert und zuvor getrennt arbeitende Redaktionen zu crossmedialen Ressorts zusammengeführt. So befeuert jetzt auch die Wissenschaftsredaktion nach ausführlichen Recherchen unterschiedlichste Kanäle und setzt auf jüngere Moderatoren wie Mai Thi Nguyen-Kim von „maiLab“ oder Ralph Caspers.

So kann es also sein, dass jüngere Menschen den Namen „Quarks“ vor allem von knapp einminütigen Videoclips aus dem sozialen Netzwerk Instagram kennen. Das Problem dabei: In einer Minute kann man dem wissenschaftlichen Anspruch, Fakten immer wieder neu zu überprüfen und einen interdisziplinären, multiperspektivischen Blick einzunehmen, nur schwer erfüllen. So klingen die Quarks-Erklärvideos oft nach absoluter Wahrheit, selbst wenn einiges ungewiss ist. Und auch der Podcast „Quarks Science Cops“, der zwei Wissenschafts-Polizisten Fakten checken lässt, wirkt manchmal, als sei das Ergebnis eigentlich vom ersten Satz an klar.

Redakteurin Lisa Weitemeier sagt allerdings: „Mit Pro- und Contra-Formaten oder Clips zum Thema ‚Das wissen wir‘ und ‚Das wissen wir nicht‘ versuchen wir, unseren Nutzern mitzugeben, dass es normal ist, wenn sich Wissenschaftler streiten oder uneinig sind, dass es Zwischentöne gibt. Selbst auf der Plattform Instagram.“

Der Erfolg gibt dem WDR erst einmal Recht: Für den Instagram-Auftritt von Quarks ist die Sendeanstalt für den Grimme-Online-Award nominiert. Die Preisträger werden am 17. Juni bekannt gegeben.

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