Herrlich gaga: das Debüt von Roxy Music

Klassiker Die Debüt-LP von Roxy Music aus dem Jahr 1972 ist soeben in einer dieser luxuriösen Ausgaben erschienen, mit denen immer mal wieder an dieses oder jenes bahnbrechende oder zumindest halb-bedeutende Werk der Musikgeschichte erinnert wird. Das ist eine schöne Gelegenheit, noch einmal etwas total Wichtiges in die Welt zu rufen: Diese Band ist unfassbar toll! Sie konnten damals eigentlich gar keine Instrumente spielen, aber das Schöne am Pop ist ja, dass der Wille entscheidet und dass Dilettantismus kein Nachteil ist, wenn er denn gut verkleidet daherkommt.

Klassiker Die Debüt-LP von Roxy Music aus dem Jahr 1972 ist soeben in einer dieser luxuriösen Ausgaben erschienen, mit denen immer mal wieder an dieses oder jenes bahnbrechende oder zumindest halb-bedeutende Werk der Musikgeschichte erinnert wird. Das ist eine schöne Gelegenheit, noch einmal etwas total Wichtiges in die Welt zu rufen: Diese Band ist unfassbar toll! Sie konnten damals eigentlich gar keine Instrumente spielen, aber das Schöne am Pop ist ja, dass der Wille entscheidet und dass Dilettantismus kein Nachteil ist, wenn er denn gut verkleidet daherkommt.

Und verkleidet waren sie ganz wunderbar. Bryan Ferry trug die Haare auf die Seite geleckt, Brian Eno kombinierte goldene Hosen und Hemden mit Raubtier-Print, und wer sich die Bandfotos im Booklet ansieht, weiß gleich: Es kommt auf die Haltung an. Roxy Music sahen lächerlich aus, aber sie trugen es mit Fassung, und der Krach, den sie produzierten, hatte soviel Stil, dass man gar nicht anders konnte, als sie zu mögen. Nur eine Woche haben sie für die Aufnahme des Albums gebraucht, genügt ja auch, der erste Versuch ist ohnehin meist der beste.

Die Hits heißen "Re-Make/Re-Model" und "Ladytron", und obwohl "Virginia Plain" erst nachträglich als Single erschien, findet man es auf der Neuausgabe, wobei das allerbeste Lied "If There Is Something" ist. Bryan Ferry, der in seiner weiteren Karriere den Weltrekord im Abspreizen des linken kleinen Fingers gebrochen hat und ansonsten die beste Frisur des Pop trägt und als Krawattenmann des Jahrhunderts gilt, hat die meisten Stücke dieser Platte später noch einmal alleine eingespielt.

Dem Dandy geht es nun mal um fortlaufende Überprüfung und Revision des Schönen, so ist er halt. Die Dame auf dem berühmten Cover ist übrigens Kari-Ann Muller, die spätere Ehefrau von Chris Jagger, dem Bruder von Mick. Ein anderes Cover von Roxy Music zierte dann Jerry Hall, die damalige Partnerin von Bryan Ferry, die indes bald mit Mick Jagger zusammenkam. Bryan Ferry wiederum heiratete schließlich eine Freundin des eigenen Sohnes, und so gaga, grell und eins drüber wie sich all diese Fakten lesen, klingt auch diese Platte.

Philipp Holstein

(RP)
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