Düsseldorf Grüner als ein Gartenzaun

Düsseldorf · Die Trockenmauer ist ein wahres Biotop für Insekten, Reptilien und Pflanzen. Was es bei Aufbau und Bepflanzung zu beachten gibt.

Aus den Ritzen zwischen den Steinen lugt das Zimbelkraut hervor, auf der Mauerkrone leuchtet die Heidenelke. Und mit etwas Glück entdeckt man sogar eine Eidechse, die auf den warmen Steinen ein Sonnenbad nimmt. Trockenmauern sehen nicht nur schön aus und können individuell gestaltet werden, sie sind auch Unterschlupf für Tiere und Lebensraum für Pflanzen.

"Mit der richtigen Technik lässt sich so eine Trockenmauer in jedem Garten anlegen: Sie kann als Abtrennung und Zaun-Ersatz dienen, mit ihr kann man Hänge gestalten und stützen, sie kann ein Hochbeet umfassen oder Sitzplatz sein", sagt Dorothea Schulte, Mitglied im Verein Naturgarten e.V. Die Diplom-Ingenieurin für Garten- und Landschaftsarchitektur hat sich auf naturnahe Gartengestaltung spezialisiert und erklärt das Prinzip einer Trockenmauer: "Viele unterschiedlich große Steine werden trocken aufeinander gesetzt. Das heißt: Die Fugen werden nicht mit Mörtel oder Erde gefüllt."

Weil Trockenmauern Gestaltungselemente sind, sollten sie nicht einfach irgendwo platziert werden. Die Fachfrau empfiehlt, vor dem Bau einen Experten um Rat zu fragen. "Er schaut sich die Standortbedingungen an und entscheidet dann über die geeignete Bautechnik und die richtigen Materialien. Möchte ich beispielsweise Insekten und Eidechsen anlocken, dann eignet sich ein Standort Richtung Süd-Osten."

Der Aufbau selbst ist dann gar nicht schwer. "Wer gut anpacken kann und im Idealfall noch eine Sackkarre hat, der schafft das ganz alleine." Allerdings gibt es einige Dinge, die Naturfreunde wissen sollten. Je höher die lebendige Mauer werden soll, desto stabiler muss das Fundament sein. Sonst werden Teile der Mauer schon bald einsinken, und die Stabilität der gesamten Mauer ist gefährdet.

"Für eine rund 40 Zentimeter hohe und 30 Zentimeter tiefe Mauer muss man über die Länge der Mauer einen rund 15 Zentimeter tiefen Graben ausheben", erklärt Dorothea Schulte. "Dabei kommt es auf die Wasserdurchlässigkeit des Bodens an; bei Lehm sollte man tiefer graben." Der Graben wird dann mit Schotter aufgefüllt. "Gut ist ein 0/45er-Mineralgemisch, das man im Baustoffhandel bekommt."

Dieser Schotter muss dann verdichtet werden. "Das bedeutet, man feuchtet ihn leicht an und stampft ihn mit einem Vorschlaghammer fest." Für eine längere Mauer ist eventuell schweres Gerät zum Verdichten nötig, das man sich im Fachhandel leihen kann. Das Fundament sollte sich schließlich rund fünf Zentimeter unterhalb der Umgebung befinden.

Nun kann der eigentliche Bau beginnen: Die erste Schicht wird mit einem schweren Gummihammer auf das Fundament fixiert. Schicht auf Schicht werden dann die Steine wackelfrei aufeinander gesetzt. "Das ist wie ein großes 3D-Puzzle." Und wenn mal was nicht passt, wird es passend gemacht: mit Hammer und Meißel - dabei die Schutzbrille und Lederhandschuhe nicht vergessen!

Dorothea Schulte empfiehlt, Steine aus der Region zu verwenden, etwa Grauwacke, Ruhrsandstein oder Basalt; die gibt es im Natursteinhandel. Zusätzlich kann man auch Abbruchmaterial wie rote Ziegel oder alte Wegeplatten und sogar Fensterbänke verwenden. "Gemischt mit den Natursteinen sieht das besonders schön aus." Die größten und eher flacheren Steine kommen nach unten und an die Ecken, um die Mauer zu stabilisieren. In den mittleren Reihen liegen ebenfalls große Steine, aber auch kleinere sowie flache Steinplatten zum Ausgleichen.

"Eine stabile freistehende Trockenmauer sollte aus zwei Steinreihen bestehen, die sich leicht aneinander neigen", sagt sie. "Die Mitte und mögliche Lücken werden mit Schotter aufgefüllt. Alles muss wackelfrei sein. Außerdem ist es wichtig, dass die Fugen nach vorne hin richtig eng sind, damit keine Feinteile rausgespült werden können."

Die schönsten Steine bewahrt man sich am besten für den oberen Abschluss auf. "Um auf seiner Mauer sitzen zu können, sollte man für die letzte Schicht rund sieben Zentimeter dicke Platten wählen. Die Abschlusssteine müssen außerdem so schwer sein, dass sie sich bei Belastung nicht direkt verschieben."

Wer seine Trockenmauer bepflanzen möchte, der sollte die Pflanzen schon beim Aufbau einsetzen. "Im Nachhinein ist das nicht mehr möglich", weiß die Fachfrau. Geeignet sind Pflanzen, die Trockenheit lieben, beispielsweise das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) für die Zwischenräume sowie das kriechende Seifenkraut (Saponaria ocymoides). Auf der Mauerkrone wachsen gut die Karthäusernelke, die Heidenelke und das Sonnenröschen (Helianthemum nummularium).

Und welche Pflege braucht eine Trockenmauer? "Im Prinzip wenig", sagt Dorothea Schulte. "Denn sie ist ja ein natürlicher Lebensraum. Zwischendurch kann man vielleicht mal Gras rauszupfen, damit die Mauer nicht zuwächst. Und Keimlinge von Bäumen wie Ahorn oder Birke sollte man entfernen. Denn wenn die größer werden, drücken sie die Steine auseinander und zerstören die Mauer."

Wer seine Trockenmauer in Eigenarbeit baut, spart also eine Menge Geld. Dorothea Schulte schätzt die Materialkosten für eine kleinere selbst gebaute Mauer - etwa ein Meter lang und 40 Zentimeter hoch - auf etwa 400 Euro für Steine, Schotter und Transport.

"Die Kosten variieren je nach Händler", betont sie. Aber die Naturgärtnerin kennt eine simple Alternative zur Trockenmauer, die auch schon Kinder bauen können: den Steinhaufen. "So ein grober Steinhaufen mit größeren Fugen bietet Lebensraum für verschiedenste Tiere", erklärt sie. Dafür werden einfach nur unterschiedlich große Steine locker aufeinander geschichtet. "Und dann", sagt die Gartenexpertin, "heißt es abwarten und schauen, was passiert!"

(RP)
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