Giftiges Gas strömt aus Nordsee-Bohrplattform

Aberdeen (jov) Vor der schottischen Küste ist die Gasbohrinsel "Elgin" des Total-Konzerns leckgeschlagen. Unkontrolliert strömt giftiges, vermutlich hochexplosives Gas aus. An der Meeresoberfläche bildete sich ein sechs Seemeilen langer öliger Film. Vorsorglich wurden gestern alle 238 Mitarbeiter der Plattform evakuiert, die etwa 240 Kilometer von der Stadt Aberdeen entfernt liegt.

Der Vorfall selbst hatte sich bereits am Sonntag ereignet. Unklar ist, was genau passierte und ob sich das Leck auf der Förderplattform selbst befindet oder am Bohrloch in 93 Meter Wassertiefe. Für Letzteres spricht, dass nach Augenzeugenberichten das Meer "gekocht" habe.

Die Behörden richteten eine Sperrzone um die Bohrinsel ein. Nach Angaben von Total wäge man derzeit die Optionen ab: das "Kill"-Verfahren mit einer gezielten Explosion, das Injizieren von Schlamm mit Hilfe von Tauchrobotern oder eine Entlastungsbohrung. Mit der müsste man aber aufgrund der Explosionsgefahr viele Kilometer entfernt beginnen. Das könnte dann bis zu sechs Monate dauern. Damit aber weckt der Vorfall Erinnerungen an die Explosion der BP-Öl-Plattform "Deepwater Horizon" vor knapp zwei Jahren.

Für die Bevölkerung an Land besteht laut den Behörden keine unmittelbare Gefahr, weil das ausströmende Gas sich in der Atmosphäre verflüchtige. Aber es enthalte giftigen, an der Luft leicht entzündlichen Schwefelwasserstoff, weshalb Personen direkt am Leck gefährdet seien. Wie hoch die Explosionsgefahr sei, wurde von Experten unterschiedlich bewertet. Mit der "Elgin"-Plattform förderte Total täglich neun Millionen Kubikmeter Gas und 60 000 Barrel Leichtöl.

(RP)
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