Aktuelle Studie Genetische Faktoren für Bluthochdruck identifiziert

London (RPO). Forscher haben 28 Regionen im Erbgut identifiziert, die eine wichtige Rolle für die Regulation des menschlichen Blutdrucks spielen. Veränderungen des Genoms an diesen Stellen fördern Bluthochdruck, verdickte Gefäßwände, Schlaganfälle und die koronare Herzkrankheit, wie ein internationales Wissenschaftlerkonsortium in einem Fachmagazin berichtet.

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Foto: abda

Bisher war eine erbliche Komponente des Bluthochdrucks nur für einige seltene Formen dieser Krankheit bekannt. Erst in dieser Studie habe man zahlreiche genetische Risikofaktoren auch für den gewöhnlichen Bluthochdruck identifiziert, heißt es in dem Beitrag des Magazins "Nature".

Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler Genvarianten von mehr als 200.000 Personen europäischer Abstammung und von 74.000 Asiaten und Afrikanern analysiert. Von den dabei neu entdeckten Genorten sei für die meisten ein Zusammenhang mit dem Blutdruck völlig unerwartet gewesen, sagen die Forscher.

Wichtiger Stoffwechselweg beeinflusst Blutdruck

"Die Identifizierung der neuen Genvarianten erweitert unser bisheriges Wissen über die Faktoren, die den Blutdruck beeinflussen", sagt Studienautor Christopher Newton-Cheh vom Massachusetts General Hospital. Sie zeige potenzielle Ansatzstellen für neue Medikamente und für Maßnahmen, um Herzkreislauf-Erkrankungen besser als bisher vorzubeugen.

Zum ersten Mal habe man auch die Beteiligung eines wichtigen Stoffwechselweges an der Steuerung des Blutdrucks festgestellt, berichten die Forscher. Drei der 28 gefundenen Genorte beinhalteten Gene, die Teil des sogenannten cGMP-Systems sind. Dieser Signalweg steuert unter anderem die Weitung der Blutgefäße und die Ausscheidung von Natrium durch die Nieren.

Diese Erkenntnis eröffne auch neue Möglichkeiten für die Behandlung von Bluthochdruck. "Es sind bereits mehrere Wirkstoffe gegen Lungenhochdruck und Herzversagen in der Entwicklung, die diesen Stoffwechselweg ansprechen", sagt Newton-Cheh. Die neuen Ergebnisse deuteten nun daraufhin, dass diese Mittel auch gegen Bluthochdruck im Allgemeinen wirksam sein könnten.

2,5 Millionen Genvarianten untersucht

An der Suche nach den Blutdruckgenen hatten sich 346 Wissenschaftler in 24 Ländern beteiligt. Die Forscher suchten zunächst in Gendatenbanken nach Genmustern, die besonders häufig bei Bluthochdruckpatienten aufzutreten schienen. Unter den mehr als 2,5 Millionen analysierten Genvarianten von insgesamt 69.000 Personen europäischer Abstammung fanden sich einige vielversprechende Kandidaten. Diese Genvarianten testeten die Wissenschaftler an 133.000 weiteren Personen auf einen Zusammenhang mit Blutdruckanomalien.

"29 Mutationen an 28 Genorten waren signifikant mit dem systolischen Blutdruck, dem diastolischen oder beiden verknüpft", schreiben die Forscher. 16 dieser Genvarianten seien dabei völlig neu gewesen, 22 der Genorte enthielten Gene, für die man zuvor keinen Zusammenhang mit dem Blutdruck vermutet hätte.

Die genetischen Risikofaktoren hätten sich auch bei 74.000 Personen asiatischer und afrikanischer Abstammung als stark mit Bluthochdruck verknüpft erwiesen, berichten die Wissenschaftler. Auch zur koronaren Herzkrankheit und Schlaganfall habe man einen Zusammenhang gefunden.

(dapd/das)
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