Düsseldorf Gagarin – der erste Mensch im All

Düsseldorf · Am 12. April 1961 sind es nur noch Minuten, bis die Vostok-1 um 8.07 Uhr morgens (MESZ) startet – mit dem 27-jährigen Kosmonauten Juri Gagarin an Bord. Er wird der erste Mensch sein, der die Erde mit eigenen Augen aus dem Weltraum sehen wird – und dorthin gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Gagarin hat lange an den Worten gefeilt, die er nun sagt: "Alles, was ich bis heute in meinem Leben erfahren und getan habe, war nur die Vorbereitung für diesen einen Moment."

Tatsächlich hat er schon als Kind davon geträumt, zu den Sternen zu fliegen. Intensiv beschäftigt er sich als Jugendlicher mit Mathematik, Astronomie, Physik und verschlingt die Bücher des russischen Raketenpioniers Konstantin Ziolkowski. Trotzdem scheint es Anfang der 50er Jahre undenkbar, dass ein Mensch zu den Sternen aufbricht. Aber er will ihnen zumindest nahe sein und Jetpilot werden. 1957 schließt er die Fliegerschule ab – als einer der besten. Es ist dasselbe Jahr, in dem die Sowjetunion mit Sputnik den ersten Satelliten ins All schießt und Staatschef Nikita Chruschtschow davon spricht, einen Menschen ins All zu schießen.

Gagarin glüht förmlich, als er das hört. Sein Kindheitstraum ist plötzlich zur realen Möglichkeit geworden. 1960 dann gehört er tatsächlich zu den 20 ausgesuchten Piloten, die als mögliche Kosmonauten infrage kommen – auch weil er nur knapp 1,60 Meter groß und damit ideal für eine kleine Raumkapsel ist.

Am 12. April ist es soweit. Gagarin geht den Weg, von dem er immer geträumt hat. "Auf geht's", ruft er beim Start begeistert in den Funk. Insgesamt 108 Minuten wird sein Flug dauern, der ihn bis zu 327 Kilometer über die Erdoberfläche tragen wird. Ein ergriffener Gagarin blickt durch ein Fenster: "Ich kann die Erde sehen . . . alles ist so klar . . ." Und: "Das Gefühl der Schwerelosigkeit ist interessant . . . wunderschön . . . interessant." Was er nicht sagt, ist "Gott habe ich nicht gesehen." Diese Aussage Chruschtschows wird ihm nur später in den Mund gelegt.

Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre geht zwar nicht alles glatt, aber Gagarin landet trotzdem sicher. Und er ist ein umjubelter Held, der danach als Botschafter der Sowjetunion um die Welt reist.

Der Flug selbst bringt ihm kein Glück. Der erste Raumflug eines Menschen soll sein letzter sein. Immer wieder bemüht er sich um einen erneuten Start. Doch man lässt ihn nicht. Die sowjetische Führung will nicht riskieren, dass ihr Held stirbt. Mit einer Ausnahme: Am 27. März 1968 startet er zu einem Übungsflug mit einem Jet. Die Maschine stürzt ab, Gagarin stirbt.

(RP)
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