Samencocktail soll Panda-Bärin zu Nachwuchs verhelfen Fünf gescheiterte Befruchtungsversuche im Berliner Zoo

Berlin (rpo). Weil das im Berliner Zoo lebende Panda-Weibchen Yan Yan immer noch nicht schwanger ist, soll jetzt ein Samencocktail aus China für den gewünschten Nachwuchs sorgen. Eien Paarung mit einem Artgenossen hatte sich zuvor als Katastrophe herausgestellt.

Die Bärin aus China hat nach Kenntnis des Berliner Zoos das hohe Alter von 18 Jahren erreicht, nach chinesischen Angaben ist sie möglicherweise auch schon 21 - und immer noch fehlt der Nachwuchs. Was das Panda-M&ännchen Bao Bao im Berliner Zoo - mit fünf künstlichen Befruchtungsversuchen nicht geschafft hat - soll jetzt ein Samencocktail aus China richten. "Mit 24 Jahren ist das Lebensalter der Bären meistens beendet, mit 22 die Fruchtbarkeit", mahnte die Berliner Bürgermeisterin und Justizministerin Karin Schubert (SPD) am Mittwoch im Zoo.

Auf einer China-Reise hatte Schubert das Riesenpanda-Forschungszentrum in Peking besucht und ihre Fühler ausgestreckt. Der Direktor des Zentrums will den Cocktail, eine Samenmischung mehrerer Panda-Bären, im Frühjahr angeblich nach Genehmigung des Sonder-Exports selbst in die Partnerstadt Berlin bringen. Dabei muss im April der richtige Zeitpunkt erwischt werden, denn das schwarz-weiße Panda-Weibchen "ist nur zwei Tage im Jahr heiß", wie Zoopfleger Lutz Störmer betonte. Störmer, der sich seit Jahren um die beiden Panda-Bären in Berlin kümmert, beurteilt den Erfolg der geplanten Besamungsaktion "Man kann nur hoffen - aber der richtige Weg wäre, neue und jüngere Tier zu bekommen", sagt der Pfleger.

Missglückter Paarungsversuch

Das aber scheitere an den Kosten. Weil der Große Panda vom Aussterben bedroht ist, exportiert China die Pandas nur leihweise. Weltweit leben nur noch mehrere tausend Große Pandas, die meisten in Reservaten am Rande des tibetischen Hochlandes, einige wenige in Tierparks. Während der Berliner Zoo nur eine geringe Miete für Yan Yan entrichtet, zahle der Zoo in San Diego (USA) jährlich 10 Millionen Dollar für seine Tiere, berichtet Störmer. Der chinesische Botschafter Ma Canrong sagte am Mittwoch nur, er freue sich, "dass die Berliner Bevölkerung unsere Pandas so liebt". Publikumsliebling Yan Yan lebt als Leihgabe seit 1995 im Berliner Zoo. Bisher lieferte der Panda-Bär Bao Bao, 1980 als Staatsgeschenk Chinas an Deutschland übergeben, das Sperma für die künstliche Befruchtung.

Zoodirektor Jürgen Lange betonte ausdrücklich, fünf fehlgeschlagene künstliche Befruchtungen bedeuteten nicht, dass Bao Bao zeugungsunfähig sei. Möglicherweise habe der Bär einfach nicht genügend Sperma produziert. Sein Samen soll jetzt mit in den chinesischen Cocktail gemischt werden, um keine Chance zu verschenken. Pandas leben als Einzelgänger Die Pfleger im Berliner Zoo wollten es bisher niemals riskieren, Bao Bao leibhaftig auf Yan Yan loszulassen. Bei einem Zeugungsversuch im Londoner Zoo 1992 hatte sich das Panda-Männchen wild auf seine Partnerin, das Weibchen Ming Ming gestürzt, ihr ein Ohr und einen Finger abgebissen und ein Bein gebrochen. Eine Paarung kam nicht zu Stande. Außerhalb der kurzen Paarungszeit leben Bambusbären als Einzelgänger. Panda-Weibchen Yan Yan kümmerte sich am Mittwoch nicht im entferntesten um den Presserummel, trottete hinter dem Gitter hin und her und kaute an Grünzeug. Zwar wünschen sich die Berliner sich nichts sehnlicher als Panda-Nachwuchs im Zoo. Ob Yan Yan aber auf ihre alten Tage überhaupt noch Mutter werden will, war nicht zu ermitteln.

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