Ab Donnerstag Freiheit fürs Federvieh

Frankfurt/Main (rpo). Enten, Gänse und Hühner dürfen sich freuen: Am Donnerstag endet die bundesweite Stallpflicht, die aus Angst vor einer Ausbreitung der Vogelgrippe im Oktober erlassen worden war.

 Endlich wieder ins Freie! Ab Freitag dürfen Hühner, Gänse und Enten wieder raus.

Endlich wieder ins Freie! Ab Freitag dürfen Hühner, Gänse und Enten wieder raus.

Foto: ddp, ddp

"Es ist den Tieren sicher schwer gefallen, die ganze Zeit im Stall zu sein", sagt Gerald Wehde vom Ökoverband Bioland. Besonders für Enten und Gänse sei es wichtig, an Gewässern zu leben. Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßt das Ende der Stallpflicht. Zwar sei das Verbot der Freilandhaltung des damaligen Ministers Jürgen Trittin begründet gewesen. "Es war aber so ein bisschen Aktionismus", kritisiert der AbL-Vorsitzende Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf.

Noch im Frühherbst hatte es so ausgesehen, als ob von infizierten Zugvögeln keine große Gefahr für Deutschland ausgehe. Vorsichtshalber verhängten dennoch mehrere Bundesländer Stallpflichten. Dann griff das aggressive Virus H5N1 auch auf Russland über. Experten sahen damit ein erhöhtes Risiko, dass infizierte Zugvögel in Deutschland Nutzgeflügel anstecken könnten.

Ein Ausbruch der Vogelgrippe wäre zumindest wirtschaftlich verheerend: Als etwa der Erreger H7N7 im Jahr 2003 in den Niederlanden auftrat, wurden Millionen von Vögeln getötet und ein Exportverbot verhängt. Gerade beim schnell mutierenden Erreger H5N1, an dem in Asien mindestens 69 Menschen gestorben sind, kommt immer die Angst vor dem Ausbruch einer weltweiten Grippe-Epidemie unter Menschen hinzu. Obwohl die Erreger beim Kochen oder Braten absterben, würde der Verkauf von Geflügelfleisch und Eiern wahrscheinlich deutlich zurückgehen.

Um einen Ausbruch in Deutschland zu verhindern, gelten manche Vorsichtsmaßnahmen weiter: So dürfen Wildvögel nicht an die Futterstellen des Hausgeflügels kommen, das auch nur mit Leitungswasser getränkt werden darf. Größere Einschränkungen gelten bei Geflügelschauen, und der Import von Tierprodukten aus Ländern mit der Vogelgrippe ist ohnehin schon lange verboten. Experten halten illegale Einfuhren für die größte Gefahr. Trotzdem wurden seit September allein am Frankfurter Flughafen zehn Tonnen Lebensmittel von Reisenden aus Risikoländern vernichtet.

Angst vor dem Frühjahr

Auch wenn von Zugvögeln zurzeit keine Gefahr ausgeht, könnte das Thema Stallpflicht schon bald wieder auf der Tagesordnung der zuständigen Minister stehen. Denn im kommenden Frühjahr ziehen die Vögel aus Afrika wieder zurück nach Europa. Anfang Dezember war ein Vogelgrippe-Verdachtsfall in Äthiopien gemeldet worden. Während in Deutschland tote Wildvögel ständig in Labors untersucht werden, ist die Infrastruktur in Afrika schlecht. Vögel könnten sich dort oder in Südosteuropa auf der Reise nach Nordeuropa anstecken.

Ein Aufstallungsgebot im Frühjahr sei deshalb nicht unwahrscheinlich, betont der nordrhein-westfälische Agrarminister Eckhard Uhlenberg. Auch Bayern prüft, ob die Stallpflicht im März oder April wieder eingeführt wird. "Wir rechnen alle mit einer erneuten Stallpflicht", sagt auch der Sprecher des brandenburgischen Agrarministeriums, Jens-Uwe Schade.

Diese Entwicklung sehen Freilandhalter mit Sorge. "Wir haben zwar ausreichend Stallfläche, aber die Tiere hatten doch erheblichen Stress ohne ihren gewohnten Freilandauslauf", sagt Elke Jantzen vom Geflügelhof in Rosenow bei Schwerin. Der Absatz von Lebendtieren sei während der Aufstallung zurückgegangen. Bioland-Sprecher Gerald Wehde hofft, dass es im Frühjahr nicht erneut zu einer Stallpflicht kommt: "Die Diskussion wird wahrscheinlich wiederkommen, aber es darf keinen Automatismus geben."

(ap)
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