Radioaktive Belastung vor Japans Ostküste Strahlendosis — Forscher halten Risiko für gering

Tokio · Die radioaktive Belastung des Meeres vor der Ostküste Japans ist nach Erkenntnissen von Forschern nicht so gefährlich wie befürchtet.

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Foto: dapd

Zwar seien drei Monate nach dem Gau im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi vom März 2011 bis zu tausendfach höhere Werte von radioaktivem Cäsium vor Japan festgestellt worden als zuvor. Die Strahlenrisiken lägen insgesamt jedoch "unterhalb dessen, was allgemein als schädlich für Meerestiere und menschliche Verbraucher angesehen wird, und selbst unter jenen von natürlich vorkommenen Radionukliden", schreiben die Forscher um Ken O. Buesseler im US-Journal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).

So beeinflussen den Forschern zufolge natürliche radioaktive Elemente wie bestimmte Polonium- und Kalium-Sorten die Meerestiere in der Region stärker als das nun hinzugekommene Cäsium.

Zooplankton und Fische

Der US-Forscher Buesseler von der Woods Hole Oceanographic Institution (US-Staat Massachusetts) und japanische Kollegen analysierten radioaktive Elemente aus Fukushima im Meereswasser, in Zooplankton und in Fischen. Dazu hatten sie Proben aus dem Meer und seiner Tierwelt in verschiedenen Wasserschichten vom Juni vergangenen Jahres genommen.

In einer Entfernung von 30 bis 600 Kilometern vor der Küste sei dabei radioaktives Cäsium 134 und 137 gemessen worden. Die höchste Konzentration sei nahe der Küste festgestellt worden. Die sogenannte Kuroshio-Strömung fungiere dabei als südliche Abgrenzung beim Transport radioaktiver Stoffe.

Neben den direkt in die Luft gelangten radioaktiven Atomen habe auch das Wasser, das zur Kühlung der beschädigten Reaktoren eingesetzt wurde, zu Radioaktivität im Meer beigetragen. Nach den Kernschmelzen und Wasserstoffexplosionen sei die freigesetzte Radioaktivität zwar hoch gewesen. So sei die Konzentration an radioaktivem Cäsium an den Abwasserkanälen der Atomruine Anfang April mehr als 50-millionenmal höher gewesen als zuvor, hieß es.

Dennoch seien die Risiken geringer als das, was allgemein als gesundheitsgefährdend betrachtet werde. Allerdings mahnen die Forscher zugleich zu Vorsicht, da bei jeglicher Einschätzung von Strahlendosis auch die Auswirkungen einer langfristigen Belastung berücksichtigt werden müssten - zumal in der Anlage der Atomruine in Fukushima weiterhin Radioaktivität freigesetzt werde.

Lockerung der Evakuierungszone

Die ersten Evakuierten aus der Gegend nahe des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi bereiten sich indes auf die Rückkehr vor. Mehr als ein Jahr nach der Sperrung der Evakuierungszone rund um die Atomruine erklärte die Regierung drei Gemeinden für teilweise wieder zugänglich.

Der Bürgermeister des am Rande der 20-Kilometer-Sperrzone gelegenen Dorfes Kawauchi beging am Montag mit seinen Beamten den ersten Tag des neuen Steuerjahres, wie japanische Medien berichteten. Auch Bewohner von Teilen der Stadt Tamura dürfen jetzt ohne Sondergenehmigung und Schutzvorkehrungen ihre Wohngebiete wieder betreten, allerdings noch nicht dort übernachten. Für die Gemeinde Minamisoma gilt die neue Bestimmung ab Mitte April.

(dpa)
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