Windströmungen in Echtzeit registrieren High-Tech-Sensoren schützen US-Städte vor Terror

Washington (rpo). In den USA sollen die Bürger mehrerer Metropolen im Fall eines Angriffs mit Chemie- und Biowaffen oder "schmutzigen" Atombomben rechtzeitig gewarnt werden. Sensoren auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden machen es möglich.

<P>Washington (rpo). In den USA sollen die Bürger mehrerer Metropolen im Fall eines Angriffs mit Chemie- und Biowaffen oder "schmutzigen" Atombomben rechtzeitig gewarnt werden. Sensoren auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden machen es möglich.

Die zehn Meter hohen Masten auf Dächern von Regierungsgebäuden in Washington erinnern aus der Ferne ein wenig an alte Fernsehantennen. Doch an den Aluminiumgerüsten ist alles brandneu. Sie sind mit modernsten Sensoren ausgestattet und sollen vor Angriffen rechtzeitig warnen.

Über ein halbes Dutzend dieser mit Ultraschall-Windsensoren ausgestatteten Türme stehen inzwischen im Großraum Washington. Dutzende sollen folgen, berichtete die "Washington Post". Ziel ist es, die kleinsten Windströmungen in Echtzeit zu registrieren und mit Hochleistungsrechnern der Nationalen Ozean- und Atmosphären-Behörde (NOAA) auszuwerten.

Im Fall eines Terrorangriffs mit Giftgas oder in der Luft verbreiteten tödlichen Bakterien können die Behörden dann schneller die Straßenzüge evakuieren, die in der Windrichtung liegen und damit besonders gefährdet sind. NOAA-Laborleiter Bruce Hicks ist von dem Programm begeistert. "Das nun installierte System bietet der Region die Möglichkeit, sich auf einen Angriff vorzubereiten und zu reagieren, wenn einer erfolgen sollte." Erste Sensoren wurden bereits auch in New York installiert.

Mehrere Metropolen werden geschützt

Mehrere Metropolen, die als besonders gefährdet gelten, werden nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums mit High-Tech-Sensoren geschützt. Zu dem Arsenal gehören modernste Strahlendetektoren, die in Washington unter anderem auf die Windsensor-Masten montiert wurden. Im Vergleich mit traditionellen Geigerzählern sind die modernen Gammastrahlen- und Neutronenflux-Detektoren viel empfindlicher.

Auch die Umweltbehörde EPA hilft bei der Terror-Abwehr. Viele ihrer Geräte, die eigentlich die Luftverschmutzung messen sollen, wurden so umgebaut, dass sie auch Partikel von Bio- oder Chemiewaffen erkennen können. Wo die Detektoren stehen, darüber schweigt sich die Heimatschutzbehörde aus.

Ähnlich schweigsam geben sich die Verkehrsbetriebe in Washington. Sie hatten als erste in den USA mehrere U-Bahnhöfen mit Detektoren ausgerüstet, die Giftgase entdecken können. Doch geben sie aus Sicherheitsgründen keine Auskunft darüber, wo sich die Detektoren befinden. Die Presseabteilung verrät lediglich, dass damit weitere Stationen ausgestattet werden, um die Bewohner Washingtons vor einem Anschlag nach dem Muster des tödlichen Saringas-Angriffs von Tokio im Jahr 1995 zu schützen.

Die U-Bahn in Washington spielt nach Angaben der Verkehrsbetriebe eine besonders wichtige Rolle, da 40 Prozent aller Bundes- und Regierungsangestellten damit zu ihrem Arbeitsplatz fahren. Bisher können die Sensoren allerdings nur bestimmte Chemiewaffen entdecken. Biowaffen wie in der Luft treibende Anthrax-Partikel rauschen unerkannt durch die Filter.

Doch die Sicherheitsbehörden sind überzeugt, dass bald sehr kleine Sensoren entwickelt sind, die alle gefährlichen Partikel auf einen Schlag erkennen können. Von dem Bemühen um mehr Sicherheit profitieren zahlreiche High- Tech-Firmen und Universitäten. Die Regierung unterstützt Sicherheits-Forschung im laufenden Jahr mit knapp drei Milliarden Dollar. 2004 soll der Forschungsetat noch leicht aufgestockt werden, um neueste Technologie im Kampf gegen den Terror auf den Markt bringen zu können.

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