Biologisches Phänomen Forscher entdecken Intersex-Reh im Sauerland
Bochum · Weder Bock noch Ricke - Genetiker haben das Erbgut eines intersexuellen Rehs aus dem Sauerland entschlüsselt. Der Fall erregt auch in den USA Interesse.
Das Tier mit zweierlei Geschlechtsmerkmalen aus einem Wald bei Schmallenberg im Sauerland hatte vor über zwei Jahren das Interesse eines dort jagenden Wissenschaftlers erregt. "Von vorne sah es aus wie ein Männchen, von hinten wie ein Weibchen", sagte Professor Jörg Epplen von der Ruhr-Universität Bochum am Montag. So trug das Reh auf dem Kopf ein Geweih wie ein Bock, hatte aber am Hinterteil eine sogenannte Schürze, ein typisch weibliches Haarbüschel.
Weil Epplen als Humangenetiker auch im Bereich Intersexualität forscht, beschloss er das schwächelnde Tier zu erlegen, um die genetischen Gründen für das Erscheinungsbild aufzuspüren. Über seine Forschungen berichtete er auch in der US-Fachzeitschrift "PLOS ONE".
Obwohl das Reh den weiblichen Chromosomensatz XX besaß, hatten sich unter dem Haarbüschel statt einer Vagina ein verkürzter Penis und Hoden herausgebildet. Der langwierige Entschlüsselungsprozess des Genoms in Zusammenarbeit mit der Universität Köln und der australischen Universität von Melbourne zeigte schließlich, dass das intersexuelle Tier die dreifach Menge eines Gens in sich trug, das unter anderem für die Herausbildung von Keimdrüsen zuständig ist.