Mal spektakulär, mal unscheinbar Die Innovationen der Hannover-Messe

Hannover (RPO). Die größte Hannover-Messe seit zehn Jahren hat am Montagmorgen ihre Pforten für die Besucher geöffnet. In 24 Hallen zeigen 6560 Firmen aus 65 Ländern Maschinen, Motoren, Windräder und andere Industriegüter. Eine Rundschau über die Innovationen der Industriemesse.

Innovationen der Hannover-Messe
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Die Schwingen wiegen auf und ab, surrend zieht der silberne Vogel seine Kreise durch die Messehalle. Die Flügel, der Schwanz, der Kopf, all das bildet eine Einheit aus fließenden Bewegungen, die erfolgreich gegen die Schwerkraft kämpfen. Er gleicht einer Silbermöwe, und doch ist er nicht frei wie ein Vogel, denn unten am Boden steht ein Ingenieur mit einer Fernbedienung, der den Besuchern der Hannover-Messe demonstriert, wozu die Technik in der Lage ist.

Die Ingenieure der Firma Festo nehmen für sich in Anspruch, als erste den Vogelflug entschlüsselt zu haben. Ihr Roboter ist nur ein Beispiel für die vielen bestaunenswerten Neuerungen, die auf der größten Industrie-Messe der Welt zu sehen sind. Ständig entwickelt sich die Technik weiter, eine Innovation jagt die nächste. Das Unternehmen Festo mit Sitz im baden-württembergischen Esslingen ist beispielhaft für viele deutsche Aussteller auf der Hannover-Messe: außerhalb der Branche kaum bekannt, sehr innovativ und tendenziell aus dem Südwesten der Republik.

Das Auto-Ladegerät braucht kein Kabel

Von vielen Innovationen bekommen die meisten Menschen gar nichts mit, obwohl sie von den Ergebnissen profitieren - der steigenden Sicherheit, dem wachsenden Komfort und den fallenden Preisen etwa. Viele der Ausstellungsstücke auf der Hannover-Messe gehören in 10 oder 20 Jahren vielleicht zum Alltag.

So könnte es sein, dass sich das Batterie-Ladekonzept des Unternehmens SEW-Eurodrive eines Tages durchsetzt. Elektroautos müssten dann nur noch auf den Parkplatz fahren und würden automatisch von einem unsichtbaren System ohne Kabel und ohne weiteres Zutun aufgeladen.

Was klingt wie Science-Fiction, funktioniert im Prototyp schon, wie Thorsten Götzmann erläutert. Über Induktion, also ein elektromagnetisches Feld ähnlich wie bei dem gleichnamigen Herd-Typ, wird die Energie dabei übertragen. Eine im Boden des Parkplatzes eingelassene Platte stellt die Energie zur Verfügung, das Auto darüber kann sie über den Zwischenraum hinweg locker aufnehmen und damit die Batterie laden.

"Wasser, Schnee, Schmutz - spielt alles keine Rolle", sagt Götzmann. Die Ladevorrichtung kann sogar von einer Schicht Asphalt bedeckt sein, was sie gegen Vandalismus sicher macht. Auch der Wirkungsgrad ist hoch: 90 Prozent des eingesetzten Stroms kommt im Auto an, womit das System im Vergleich zu anderen Lösungen nicht schlecht dasteht.

Von großen Ideen und der Tüftelei im Kleinen

Auf der Hannover-Messe sind nur wenige der ausgestellten Neuheiten so anschaulich wie der Roboter-Vogel oder das Ladesystem auf dem Parkplatz. Die meisten Ausstellerstücke kommen unspektakulär daher, sind das Ergebnis jahrelanger Tüftelei und Forschung. Daran wird deutlich, was Ingenieure auf der ganzen Welt antreibt: so große Ideen wie der Traum vom Fliegen zum einen, zum anderen aber auch die Liebe zur unermüdlichen Arbeit am Detail. Das Gute kann immer noch ein Stück besser werden.

So zeigt Mathias Heck von der Firma Lange+Ritter, wie in einem neuen Verfahren sogenannte Faserverbundwerkstoffe zur Herstellung eines Autoteils eingesetzt werden. Das Endprodukt, einen Frontspoiler, kennt jeder, der sein Auto schon einmal von vorn betrachtet hat. Heck demonstriert, wie aus einer Glasfasermatte und Kunstharz in einer Pressform innerhalb kurzer Zeit ein solcher Frontspoiler entsteht.

Das ist weniger aufregend, als den Vogelflug zu entschlüsseln, doch das Verfahren bringt den Autobau ein Stück voran. Es spart rund drei Viertel der Zeit und produziert kratzfeste Frontspoiler in der gewünschten Farbe. Dabei ist es deutlich sicherer als herkömmliche Verfahren mit Lacken und dampfenden Lösemitteln, die aufwendig abgeführt werden mussten. Die Materialkosten sind so auf acht Euro gesunken, wie Heck erklärt, die Produktionskosten auf 50 Euro. Bei üblichen Preisen von über 100 Euro ist das Teil sehr konkurrenzfähig - bis ein anderer Ingenieur kommt und etwas Besseres erfindet.

(DDP/jre)
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