Mit Mini-U-Boot auf Tauchstation Branson will die Tiefsee erkunden

Newport Beach (RPO). Der britische Milliardär Richard Branson will nicht nur hoch hinaus, sondern auch nach ganz unten: Neben seinem Vorhaben, kommerzielle Weltraumflüge anzubieten, will der Chef des Virgin-Konzerns mit einem Mini-U-Boot zu den tiefsten Stellen der Ozeane vordringen. An der Seite des US-Abenteurers Chris Welsh stellte Branson am Dienstag in Kalifornien das Unterwasser-Gefährt vor.

 Richard Branson auf dem Dach seines U-Boots.

Richard Branson auf dem Dach seines U-Boots.

Foto: AP, AP

Der mit einem Spezialflügel ausgestattete Einsitzer soll Stellen von mehr als 20.000-30.000 Fuß (mehr als 6000-10.000 Meter) Tiefe erreichen, in die bislang kein Mensch vorgedrungen ist. Der Weltraum sei schon vor langer Zeit vom Menschen erobert worden, kommerzielle Raumflüge seien in greifbarer Nähe - nun sei "die letzte große Herausforderung für die Menschheit das Erreichen und Erobern der Tiefen der Weltmeere", sagte Branson bei der Präsentation in Newport Beach südlich von Los Angeles. "Es waren mehr Menschen auf dem Mond als unterhalb von 20.000 Fuß", fügte der 60-Jährige hinzu.

Am Steuer des "fliegenden" U-Bootes, das äußerlich an ein Raumschiff erinnert und dank des Spezialflügels bis zu zehn Kilometer tief tauchen kann, soll der US-Segler und Abenteurer Welsh sitzen. In einem Zeitraum von zwei Jahren sollen die jeweils tiefsten Punkte der fünf Weltmeere erreicht werden. Wenn alles nach Plan verläuft und die Tests des Drucksystems erfolgreich sind, soll es Ende dieses Jahres losgehen. Das U-Boot kann 24 Stunden autonom sein und soll die Unterwasserwelt filmen.

Welsh soll bei der ersten Fahrt den tiefsten Punkt unter den Weltmeeren erreichen: den Marianengraben im Westpazifik, der bis zu 11.033 Meter unter dem Meerespiegel liegt. Branson steht für die erste Fahrt als Ersatzmann bereit.

"Aquanauten" nehmen Kurs auf den Marianen-Graben

In jedem Fall aber will der Brite das U-Boot 8605 Meter weit zum tiefsten Punkt des Atlantiks steuern, zum niemals zuvor erkundeten Puerto-Rico-Graben. Die Menschen, die Tiefen unterhalb von 20.000 Fuß erreichen, nannte Branson "Aquanauten". "Bei Virgin glauben wir, dass tausende Menschen gerne die Ozeane erkunden und Aquanauten werden möchten", sagte er mit Blick auf einen möglichen kommerziellen Einsatz der U-Boote. Das Projekt habe aber einen ernsthaften wissenschaftlichen Hintergrund, betonte er. Aus wissenschaftlicher Sicht komme das Vorhaben der Entdeckung des Amazonas-Gebietes gleich.

Nach Angaben von Welsh bergen die Expeditionen für den Insassen des U-Bootes ein erhebliches Risiko, denn das Boot ist einem Druck ausgesetzt, der tausendmal so hoch ist wie der Luftdruck in der Atmosphäre. Das Gefährt wurde aus Kohlefaser und Titan gefertigt und hat eine Sichtkapsel aus Quarz. "Kein Leck kann toleriert werden", sagte Welsh. "Ein Leck würde rostfreien Stahl oder menschliches Fleisch durchschneiden und den sicheren Tod bedeuten." Eine Rettung in diesen Tiefen sei ausgeschlossen. Branson sagte, ein Abenteurer müsse auf alle Risiken vorbereitet sein, etwa auf das Versagen des Drucksystems.

Der Unternehmer, der mit einer Plattenfirma und einer Fluggesellschaft Milliarden machte, hat neben verschiedenen Abenteuern mit einem Weltraumprojekt von sich reden gemacht. Mit seiner Firma Virgin Galactic will Branson ab 2012 kommerzielle Weltraumflüge anbieten.

Branson widmete das Tauchprojekt seinem einstigen Abenteurer-Partner Steve Fossett, der das U-Boot ursprünglich in Auftrag gegeben hatte. Fossett starb jedoch 2007 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz in Kalifornien.

(AFP/felt)
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