Forscher aus München erhält "Louis-Jeantet-Preis" 700.000 Franken für Biochemiker Mann

München · Der deutsche Biochemiker Matthias Mann vom Max-Planck-Institut in Martinsried ist von der Schweizer Louis-Jeantet-Stiftung für seine biomedizinische Forschung ausgezeichnet worden.

Was den "Louis-Jeantet-Preis" zusätzlich attraktiv macht, ist seine internationale Anerkennung. Bisher wurden 75 Wissenschaftler ausgezeichnet (darunter zwölf Deutsche) - immerhin acht davon haben wenig später einen Nobelpreis erhalten, so zum Beispiel Christiane Nüsslein-Volhard. Die Stiftung vergibt ihre Auszeichnungen nur an Forscher, die in Europa arbeiten.

Erst seit gut sechs Jahren existiert die Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut in Martinsried in der Nähe von München. Matthias Mann führt ein Team aus 45 Wissenschaftlern, das einen ausgezeichenten Ruf genießt. In seinem Terrain liegt er weltweit im Zitate-Ranking vorn. Er und seine wissenschaftichen Aufsätze werden von anderen Forschern so häufig zitiert wie sonst niemand.

Das liegt an der grundlegenden Bedeutung seiner Forschung: Matthias Mann ist ein außergewöhnlich einfallsreicher Methodenentwickler. Sein größtes Verdienst ist die Übertragung der aus der Physik stammenden Verfahren der Massenspektrometrie auf die Molekularbiologie. Daraus entstand ein extrem präzises Verfahren zur Messung von Proteinen. Seine Arbeit habe genaue Analysen von Krebstumoren ermöglicht, was wiederum die Diagnose und Behandlung verbesserte, erklärte die Schweizer Stiftung in ihrer Laudatio.

Die Untersuchung der Arbeitsweise von Proteinen ist einer der jüngsten Bereiche der Biologie. Proteine sind die eigentlichen Funktionsträger in den Zellen. Das menschliche Erbgut gibt zwar vor, was in der Zelle passieren soll, aber die Umsetzung liegt bei den abertausenden Proteinen. Viele Krankheiten basieren auf Fehlern in der Arbeitsweise der Proteine, jede Information über die Abläufe in der Zelle kann die Basis für ein neues Medikament bilden. Eine Forschung, die nicht nur im wissenschaftlichen Sinne wertvoll ist, sondern auch enormes wirtschaftliches Potential verspricht.

Zudem entwickelte Mann Computer-Software, die die Auswertung der umfangreichen Messdaten mithilfe von Sequenzdatenbanken aus der Genforschung erlaubt. Diese Technik wird weltweit in den Laboren zum direkten Vergleich tausender Proteine eingesetzt. Im Jahr 2008 gelang am Beispiel der Bäckerhefe die erste vollständige Proteomanalyse eines Organismus. Das nächste große Ziel: die vollständige Erfassung des Proteoms menschlicher Zellen.

Am 27. Februar erhält Mann außerdem in Berlin den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Preisträger dürfen in den nächsten sieben Jahren über 2,5 Millionen Euro verfügen. Dagegen wirkt das Preisgeld aus der Schweiz schon fast gering: 750.000 Franken (562.000 Euro). Wie der Leibniz-Preis ist auch die schweizer Auszeichnung der Weiterentwicklung der Wissenschaft verschrieben. Nur 100.000 Euro darf Matthias Mann für sich behalten, den Rest kann und muss er in seine Forschung stecken.

Der gebürtige Niedersachse studierte in Göttingen Physik, schrieb seine Doktorarbeit aber bereits in den USA an der Universität in Yale bei Nobelpreisträger John Fenn. Nach seiner Rückkehr nach Europa forschte er in Dänemark und Heidelberg. Seit 2005 setzt er als Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried seine Arbeiten fort, die dem Verständnis biologischer Systeme immer wieder neue Perspektiven eröffnen.

(rai)
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