Bedeutung in der Kulturgeschichte untersucht Forscherin: Po ist "mächtiger sexueller Stimulus"

Hamburg (rpo). Apfel-, birnen-, herz- oder kastenförmig, groß und weich oder klein und fest. An was denken Sie dabei? Wenn Sie jetzt "Damenpopo" gedacht haben, dann liegen Sie vollkommen richtig. Wann eben jener nämlich die Herrenwelt entzückt, das hängt von den Schönheitsidealen einer Gesellschaft ab. Aber, so eine Expertin, welche Form auch immer, es ist wohl das wesentliche erotische Lockmittel der Frau.

Knackige Hinterteile
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Foto: Fotos AP

Das hat die Bremer Kulturwissenschaftlerin Ingelore Ebberfeld festgestellt. Ihre Überzeugung: Der Podex sei ein "mächtiger sexueller Stimulus", wohl das wesentliche erotische Lockmittel der Frau und damit wichtiger als Beine oder Busen.

Zwar hielt Eva - wie nach ihr ungezählte Modelle in der bildenden Kunst - das Feigenblatt vor ihr Geschlecht und nicht vors Gesäß, wie Ebberfeld in ihrer dreiteiligen Arbeit für die "Zeitschrift für Sexualmedizin" der "Medical Tribune" bemerkt.

Optisch quasi neutral

Daraus sei aber nicht abzuleiten, dass das Hinterteil keine erotische Ausstrahlung besitze. Im Gegenteil: Es schien nur stets unverfänglicher, die Damen von achtern abzubilden als vom Bug her.

Ein Grund ist laut Ebberfeld, dass der Po optisch quasi neutral ist - anders als Busen oder Geschlecht reize er nicht durch zusätzliche Merkmale. Auch kann der Mann der Frau ziemlich ungeniert auf die rückwärtigen nackten oder verhüllten Tatsachen schauen - schließlich hat die Beobachtete hinten keine Augen.

Die Maler und Bildhauer wussten aber, was sie mit ihren Ansichten nackter Pos vermittelten - nämlich die Aufforderung zum Beischlaf. Nur wenige gaben das unverblümt zu wie ein französischer Kupferstecher im Jahr 1800. Dessen Werk "Das galante Anerbieten" zeigt als zentrales Motiv ein eindrucksvoll gewölbtes Hinterteil.

Wunsch nach einem "Lopez-Popo"

Umgekehrt kennen auch die Frauen den Reiz ihres Gesäßes, steigen darum auf hochhackige Schuhe und können dann gar nicht anders als die Hüften schwingen. Wer sich von der Natur nicht begünstigt fühle, den dränge es inzwischen gar zum Schönheitschirurgen, hat Ebberfeld festgestellt.

Aktueller Anlass: der Wunsch nach einem "Lopez-Popo" - nach dem außergewöhnlich gerundetem Vorbild der Popsängerin und Hollywood-Schauspielerin Jennifer Lopez.

Nicht umsonst habe es auch immer wieder Kleidermoden zur Betonung des Hinterteils gegeben, führt Ebberfeld aus. Doch das kam nicht immer gut an: Die Engländer fühlten sich von solchen textilen Finten regelrecht betrogen. Jede Frau, die einen Mann durch Einsatz von Reifröcken, hohen Hacken oder falschen Hüften zum Heiraten verlocke, sei wie eine Hexe, und die Heirat werde annulliert, heißt es in einem Parlamentsedikt von 1899.

Warum ist ein Frauenpopo attraktiv?

Warum aber ist ein Frauenpo, und gerade der gut gerundete, überhaupt attraktiv für Männer? Er könne Fettreserven und damit die Fähigkeit signalisieren, Kinder auch in schwierigen Zeiten zu versorgen, zitiert Ebberfeld eine Erklärung. Laut psychoanalytischer Deutung hingegen habe die Mutter eine Schlüsselposition in der Gesäßerotik: Sie herze den Kinderpopo, versetze ihm aber auch Klapse.

Die Bremer Privatdozentin zieht eine viel schlichtere Erklärung vor: Danach wäre das männliche Interesse am Allerwertesten "auf unsere archaische Begattungsweise zurückzuführen". Diese biete dem Mann zudem den Vorteil, die Frau fest im Griff und unter Kontrolle zu haben.

Mangel an ernsthafter Po-Literatur

Fast ein Jahr hat Ingelore Ebberfeld benötigt, um bildnerische Darstellungen und frühere Arbeiten über die Bedeutung des Pos zu sichten. Auffällig: Das wenige, was bisher veröffentlicht wurde, ist meist alt. Vielleicht, weil sich Wissenschaftler ungern Rechenschaft über ihre ursprünglichsten Neigungen ablegen? Woher der Mangel rühre, könne man nur vermuten, kommentiert die Forscherin. "Zum Küssen gibt es jedenfalls einen Berg Literatur."

Ihre Studie sei der wohl erste Versuch einer Arbeit nach wissenschaftlichen Kriterien, glaubt die Forscherin. Was kommt nach gründlichen Arbeiten über die Erotik des Geruchs, des Küssens, den Busen und das Hinterteil als nächstes?

"Ich befasse mich von jeher mit dem Körper der Frau, und das Feld ist so groß, da kann man nicht aufhören", sagt die 51-Jährige. Über Beine etwa habe sich noch niemand ernsthafte Gedanken gemacht. Auch ein reizvolles Feld für sie: Die Bedeutung von männlichen Pos für die Frauen.

"Viele sagen, er müsse klein und knackig sein", überlegt sie. "Vielleicht, weil das Kraft symbolisiert?"

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