Berlin Forscherin für Abschaffung der Hausaufgaben

Berlin · Hausaufgaben sollten nach Ansicht der Bildungsexpertin Jutta Allmendinger abgeschafft werden. Es sei viel besser, den Lernstoff im Unterricht selbst in kleinen Gruppen zusammen mit dem Lehrer noch einmal durchzuarbeiten, so Allmendinger.

Voraussetzung dafür sei allerdings die Umwandlung aller Schulen in Ganztagsschulen. "Hausaufgaben alten Stils zementieren soziale Ungleichheit", sagte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. So hätten Studien gezeigt, dass viele Eltern den gesamten Lernstoff mit ihren Kindern durcharbeiteten. Kinder, deren Eltern das nicht leisten könnten, gerieten dadurch immer mehr ins Hintertreffen.

Dass sich zahlreiche Eltern derart massiv in die schulische Ausbildung ihrer Kinder einbringen, hat nach Überzeugung von Jutta Allmendinger nicht nur mit der gestiegenen Bedeutung einer erfolgreichen Schulausbildung zu tun. "Die Hausaufgaben werden in gewisser Weise zu einem neuen Kommunikationsmedium zwischen Eltern und Kindern, zu einer neuen Art von Vergemeinschaftung. Weil man ja sonst viel weniger Zeit miteinander verbringt."

Um mehr Chancengleichheit in Deutschland zu schaffen als bisher, fordert Allmendinger neben der Gründung neuer Ganztagsschulen auch ein längeres gemeinsames Lernen mindestens bis zum Alter von 14 Jahren.

Am wichtigsten sei jedoch ein flächendeckender Ausbau von Kindertagesstätten. Ohne den Kita-Besuch gerieten Kinder aus sozial schwachen Familien schon in den ersten Lebensjahren in einen massiven Entwicklungsrückstand. Nach Meinung der Soziologin und Sozialpsychologin Jutta Allmendinger, die an der Harvard-Universität promoviert wurde und sich 1993 an der Freien Universität von Berlin habilitierte, treffe leider für Deutschland immer noch der gesellschaftlich nachdenkenswerte Befund zu: "Einmal arm – immer arm."

(dpa)
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