Durch Abholzung der tropischen Wälder Forscher: Katastrophales Artensterben ausgelöst

London/Singapur (rpo). In Singapur werden immer mehr tropische Wälder gedankenlos abgeholzt. Das hat ein katastrophales Artensterben ausgelöst.

Tiere aus aller Welt
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Nachdem die Lebensräume in den vergangenen 183 Jahren um 95 Prozent schrumpften, seien zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bereits verschwunden, berichten Wissenschaftler aus Japan, Australien und Singapur im britischen Fachblatt "Nature" (Bd. 424, S. 420).

Sie fürchten, dass am Ende dieses Jahrhunderts nicht nur in Singapur, sondern in ganz Südostasien bis zu 42 Prozent der verbliebenen Arten ausgestorben sein werden - die Hälfte davon werde damit für immer von der Erde verschwinden.

Nach der Kriterien der unabhängigen internationalen Naturschutzorganisation (IUCN) sind derzeit 77 Prozent von Singapurs Arten vom Aussterben bedroht. Werde die Abholzung ungemindert weiter betrieben, werden allerdings am Ende dieses Jahrhunderts auch in Südostasien 74 Prozent der Tropenwälder vernichtet und damit etliche Arten ausgerottet sein, schreiben die Wissenschaftler. Nur groß angelegte Schutzmaßnahmen könnten dies verhindern.

Anhand historischer Aufzeichnungen und neuerer Daten aus Singapur rekonstruierten die Forscher um Barry Brook von der australischen Northern Territory University in Darwin den Niedergang der Artenvielfalt.

Im Jahr 1819 errichteten die Briten erste Stützpunkte in Singapur, damit begann auch die Abholzung der tropischen Wälder und Mangroven. Von den ursprünglichen 540 Quadratkilometern bewachsener Fläche seine heute nur noch 24 Quadratkilometer Wald übrig, berichten die Wissenschaftler.

Der Artenreichtum habe in diesem Zeitraum um mindestens 28 Prozent abgenommen. Möglicherweise sei der Verlust sogar wesentlich höher, schreiben die Wissenschaftler. Viele Arten seien vermutlich schon ausgestorben, bevor Singapurs Artenvielfalt von 1870 an systematisch erfasst wurde.

Berechnungen, in denen Artenlisten gleicher Lebensräume des benachbarten Malaysias mit einbezogen wurden, ergaben, dass eventuell bis zu 73 Prozent aller ursprünglich vorhandenen Tier- und Pflanzenarten bereits ausgestorben sind.

Am stärksten betroffen waren solche Arten, die sich auf den Lebensraum Wald spezialisiert hatten. Ihre Zahl ging um ein Drittel zurück. Außer der Zerstörung der Lebensräume - zunächst durch Abholzung, später dann durch die Ausbreitung der Städte - seien auch die Jagd und das Sammeln von Tier- und Pflanzenarten Ursache für den rasanten Niedergang der Artenvielfalt.

So sei der letzte Tiger (Panthera tigris corbetti) bereits 1930 geschossen worden. Auch der heftige Beschuss Singapurs während des Zweiten Weltkriegs habe vermutlich verheerende Auswirkungen auf die Fauna des Waldes gehabt.

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