Flammendes Finale steht bevor Forscher berechnen Todeszeitpunkt der Erde

Leinfelden (RPO). Jetzt ist es offiziell: Der Todeszeitpunkt der Erde wurde berechnet. Dem feurigen Finale wird demnach ein ebenso bizarrer wie faszinierender Todeskampf vorausgehen. Aber ruhig Blut, ein wenig dauert es doch noch.

Earthviews - Bilder der Erde aus dem Weltall
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Earthviews - die Erde aus dem All

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Nach neuen Berechnungen von Wissenschaftlern wird die Erde in 7,59 Milliarden Jahren untergehen. Möglicherweise tritt der Planetentod auch schon fünfzig Millionen Jahre früher ein, vielleicht auch erst fünfzig Millionen Jahre später, da wollen sich die Forscher nicht festlegen. Sicher sind sie dagegen - allerdings erst seit kurzem - bei der Todesursache: Die Erde wird verbrennen, weil sie ins Feuer der ebenfalls sterbenden Sonne stürzt. Das berichtet die Zeitschrift "bild der wissenschaft" in ihrer November-Ausgabe.

Nach dem Szenario, das der US-Planetenwissenschaftler Jeffrey Kargel mit Hilfe von mathematischen Modellen und Daten über Kometen, Meteoriten und den Jupitermond Io entworfen hat, beginnt die ungemütliche Phase wohl schon in etwa 1,6 Milliarden Jahren, wenn die Sonne ungefähr 15 Prozent heller ist als heute: Die Temperaturen auf der Erde werden dann bei etwa 60 bis 70 Grad Celsius liegen, ein Klima, bei dem sehr viel mehr Wasser verdunstet als heute.

Nach und nach verschwinden die Ozeane

Da der Wasserdampf ein exzellentes Treibhausgas ist, wird sich die Temperatur in den folgenden Jahrmillionen immer weiter erhöhen. Nach und nach verschwinden die Ozeane, die Gebirge flachen ab und lediglich die großen Flüsse bleiben übrig.

Auch die Atmosphäre wird nicht mehr so sein wie heute: Die zunehmend intensive UV-Strahlung der Sonne zerschlägt die Moleküle des Wasserdampfes in Wasserstoff- und Sauerstoffatome sowie aggressive Hydroxylradikale. Der Wasserstoff, so leicht, dass ihn die Gravitation der Erde nicht halten kann, entweicht anschließend ins All. Der schwerere Sauerstoff hingegen bleibt zurück - und färbt den blauen Planeten rot. "Das Eisen im Gestein wird den Sauerstoff absorbieren und die Erde wird ein rostiger Planet - ähnlich wie der Mars", erklärt Kargel.

Irgendwann, wenn die Temperaturen auf etwa 1000 Grad angestiegen sind, beginnt das Gestein selbst zu schmelzen. Mineralien wie beispielsweise Gips lösen sich auf, und tödliche Wolken aus Schwefelsäure werden, ähnlich wie heute auf der Venus, in die Atmosphäre aufsteigen - wenn sie denn überhaupt noch existiert. In 7,5 Milliarden Jahren schließlich wird es nicht einmal mehr Tag und Nacht auf der Erde geben: Die zum roten Riesen mutierte Sonne, deren Radius dann etwa 250-mal so groß ist wie heute, hält den Planeten so fest, dass er ihr immer die gleiche Seite zuwendet.

Ewiger Tag mit hohen Temperaturen

Dort wird dann ewiger Tag herrschen, mit so hohen Temperaturen, dass die Magma-Ozeane verdampfen. Die andere Seite der Erde ist hingegen zu ewiger Dunkelheit verdammt - und möglicherweise auch zu eisiger Kälte: "Wenn es die Atmosphäre nicht mehr gibt, wird es extrem kalt", glaubt Kargel. Er schätzt, dass die Temperaturen auf bis zu minus 240 Grad fallen könnten. Dazwischen wird es zwei Zonen in ständigem Zwielicht geben, wärmer als die Nacht, aber sehr viel kühler als die Tagesseite.

Diese Temperatursprünge sorgen für ungewöhnliches Wetter. So verdampfen bei über 2200 Grad Silizium, Eisen und Magnesium auf der heißen Seite, um in der Zwielichtzone wieder zu kondensieren. "Es gäbe Eisen-Regen und vielleicht Siliziumdioxid-Schnee", illustriert Kargel. Auf der Nachtseite könnten sogar Natrium- und Kalium-Schnee vom Himmel fallen.

Kargel: "Seltsame Kontinente aus Natrium, Kalium, Aluminium und Kalzium würden auf einem geschmolzenen Ozean schwimmen, in den Gletscher aus Silizium, Eisen und Magnesium hineinfließen - es wird ein höllischer Ort sein." Auch gigantische Eiskappen könnte es in der schneidenden Kälte geben - allerdings nicht aus Wasser, sondern aus Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Stickstoff und Argon.

Erde wird restlos verglühen

Was danach mit der Erde passiert, war unter Wissenschaftlern lange umstritten: Wird sie verbrennen oder diesem Schicksal so gerade noch entkommen? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wie weit sich die Sonne in ihrem eigenen Todeskampf ausdehnen wird und wie das wiederum die Bahnen der Planeten beeinflusst.

Lange Zeit glaubten die meisten Forscher, dass die Erde dem Verbrennen ganz knapp entgehen könnte. Doch jetzt gibt es neuere, genauere Berechnungen - und die machen laut "bild der wissenschaft" diese Hoffnung zunichte: In besagten 7,59 Milliarden Jahren kommt die Erde der Sonne so nahe, dass zuerst das Gestein der Erdkruste verdampft, sich dann der Erdmantel auflöst und schließlich auch der Rest des Planeten verglüht.

Die Menschheit und vermutlich auch so ziemlich alle anderen Lebewesen auf der Erde brauchen sich deswegen allerdings keine Sorgen zu machen: Die letzten Mikroorganismen werden nach den neuesten Hochrechnungen in 1,2 bis 1,6 Milliarden Jahren sterben - und die Menschen wohl nicht einmal mehr eine Milliarde Jahre durchhalten.

(afp)
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