Düsseldorf Expertin: Gefangene Delfine sind verspielter

Düsseldorf · Tierschützer protestierten am Rande einer Anhörung im Landtag zur Zukunft des umstrittenen Delfinariums im Duisburger Zoo.

Wal- und Delfinschützer haben gestern in Düsseldorf bei einer Expertenanhörung im Landtag gegen die Haltungsbedingungen der Delfine im Duisburger Zoo protestiert. Das Delfinarium sei der "größte Delfinfriedhof Europas", behauptet das Wal- und Delfinschutzforum (WDSF) mit Sitz in Hagen. Zudem würden die Tiere nicht artgerecht gehalten. "Das Springen über künstliche Hindernisse und nach Gegenständen wie Bällen in der Luft ist Freiland-Delfinen fremd", sagte ein WDSF-Vertreter. Achim Winkler, der Direktor des Tierparks, wies die Vorwürfe zurück. "Zoohaltung ist immer ein Kompromiss", sagte der Diplom-Biologe. Die Delfine seien gesund und verhielten sich artnormal.

Die Fraktion der Piraten im Landtag hatte beantragt, die "qualvolle Haltung" von Delfinen in NRW zu verbieten. Gestern äußerten sich zehn Experten zu dem Thema. Die Anhörung war der Versuch, die emotionale Debatte zu versachlichen. Denn an der Zukunft des Delfinariums scheiden sich auch in der Landespolitik die Geister.

In Deutschland haben nach dem großen Boom der Delfinzucht in den 70er Jahren mittlerweile nur noch zwei Delfinarien geöffnet. Neben Duisburg können Besucher die Wale nur noch in Nürnberg live erleben. "Bei den Tieren, die bei uns gehalten werden, ist das Spielverhalten viel ausgeprägter als in der freien Wildbahn", sagte Katrin Baumgartner vom Nürnberger Zoo. Grund dafür sei, dass die Tiere nicht so viel Energie für die Nahrungssuche verwenden müssten. Die Gesundheit der Delfine lasse sich durch regelmäßige Blutuntersuchungen nachweisen. "Die Tiere werden in den Zoos zudem deutlich älter, weil sie viel weniger Stress haben als in der Natur", ergänzte Theo Pagel vom Kölner Zoo. In Nürnberg ist der älteste Delfin schon 55 Jahre alt. Auch der Wissenschaftler Vincent Janik vom Meersäugetier-Forschungsinstitut an der schottischen Saint-Andrews-Universität verteidigte die Zoo-Haltung. In der Natur legten die Delfine weite Strecken deshalb zurück, weil sie nach Nahrung suchen müssten - und nicht, weil sie viel Freiraum benötigten.

Die Meeresbiologin Tanja Breining von der Tierschutz-Organisation Peta sieht das ganz anders. Sie hält die Haltung der Wale in Delfinarien für Tierquälerei. Im Zeitalter des Naturschutzes sei die Gefangenhaltung der Delfine auch eine bildungspolitische Katastrophe. "Das ist grausam, unmoralisch und komplett überflüssig", erklärte Breining. Schüler könnten auch durch Holzmodelle oder Computerspiele über das Leben der Delfine informiert werden. "Das funktioniert ja bei der Stoffvermittlung über die Dinosaurier auch gut", sagte die Tierschützerin. Kein Schüler in Nordrhein-Westfalen habe jemals ein lebendiges Urzeittier in einem Zoo zu Gesicht bekommen. Christoph Maisack von der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrechte beklagte, durch die Enge in den Delfinarien werde das Sozialverhalten der Säugetiere signifikant negativ verändert.

Der Duisburger Zoo befürchtet einen Besuchereinbruch, wenn das Delfinarium geschlossen würde. Die überdachte Anlage ist ein Publikumsmagnet und bietet Platz für 1200 Besucher. Von den 17 Delfinen, die seit den 60er Jahren im Zoo verendeten, starb der Großteil nach Angaben des Zoos an Altersschwäche. Seit dem Jahr 1982 seien für den Tierpark keine in freier Wildbahn lebenden Delfine mehr gefangen worden.

(RP)
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