Suche nach Leben Europäisch-russische Mission erreicht den Mars

Köln · Nach dem historischen Erfolg der Kometenmission "Rosetta" nimmt die europäische Raumfahrt nun den Mars ins Visier: Gut sieben Monate nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan soll die europäisch-russische Mission ExoMars 2016 am nächsten Mittwoch unseren Nachbarplaneten erreichen.

 Diese Atmosphärensonde untersucht in wenigen Tagen den Mars.

Diese Atmosphärensonde untersucht in wenigen Tagen den Mars.

Foto: afp

Das Raumfahrtprojekt und die Anschlussmission ExoMars 2020 könnten die Frage beantworten, ob es auf dem Mars einfache Lebensformen gab — oder noch gibt.

Die unbemannte Mission ExoMars 2016 besteht aus einem Landegerät mit dem Namen "Schiaparelli" und einer Atmosphärensonde mit der Bezeichnung TGO (Trace Gas Orbiter). Während der Orbiter am Mittwoch in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten einschwenken soll, wird das Testlandemodul "Schiaparelli" auf dem Mars landen.

Bereits am Sonntag soll sich "Schiaparelli" auf der letzten Wegstrecke zum Mars von der Atmosphärensonde trennen, um dann drei Tage später nach einem sechsminütigen Abstieg auf der Marsoberfläche aufzusetzen.

Auf dem Roten Planeten wird das Testlandemodul mehrere Tage lang Technologien erproben, um die spätere Landung eines Rovers zur Erforschung der Planetenoberfläche vorzubereiten. Diesen Rover soll die zweite ExoMars-Mission zum Mars bringen, deren Start 2020 geplant ist. Nach den USA wäre dann auch Europa mit einem Rover auf dem Mars vertreten.

Doch zuvor soll ExoMars 2016 mit "Schiaparelli" und dem Mars-Orbiter TGO die jüngsten Erfolge der europäische Weltraumagentur ESA fortsetzen. Nachdem die Atmosphärensonde TGO am Mittwoch in den Mars-Orbit eingetreten sein wird, wollen die Wissenschaftler sie auf eine kreisförmige Umlaufbahn um unseren Nachbarplaneten bringen.

Dies wird komplexe Bremsmanöver erfordern und daher ein ganzes Jahr dauern — erst Ende 2017 nimmt die Sonde ihre Wissenschaftsmission auf.

Und diese wissenschaftliche Arbeit könnte spannend werden: Die Atmosphärensonde soll die Gase in der Marsatmosphäre untersuchen. Dabei geht es den Wissenschaftlern besonders um Spurengase wie Methan. Hinweise auf geringe Mengen dieses Gases sammelte bereits die 2003 gestartete europäische Sonde "Mars Express".

Die Forscher wollen nun wissen, woher dieses Spurengas stammt. Denn eine mögliche Quelle könnten biologische Organismen sein — aber auch Vulkanismus. Um die Herkunft des Gases zu klären, soll die TGO-Sonde während ihrer mehrjährigen Wissenschaftsmission die geografische und jahreszeitliche Abhängigkeit der Methankonzentration messen.

Die Vorstellung von Leben auf dem Mars hat die Menschheit seit jeher fasziniert: Kein anderer Planet des Sonnensystems war so oft Ziel von Raumfahrtmissionen wie unser kleinerer Nachbarplanet. Sie alle sollen letztlich das alte Rätsel lösen, ob die heute unwirtliche Mars-Oberfläche früher Raum für mikrobielles Leben bot und ob es tiefer im Mars-Inneren vielleicht sogar bis heute existiert.

Eine solche Entdeckung wäre eine wissenschaftliche Sensation. Dabei liegt die Zeit noch nicht lange zurück, in der viele Menschen sogar von der Existenz intelligenter Lebewesen auf dem Mars überzeugt waren.

So nahmen manche US-Bürger am 30. Oktober 1938 ein Radiohörspiel für bare Münze, in dem Marsianer die USA angriffen. Dabei hatte der junge Autor Orson Welles lediglich den 1898 erschienen Science-Fiction-Roman "Krieg der Welten" des englischen Schriftstellers H. G. Wells für das Radio aufbereitet - als realistisch wirkende Reportage.

Bereits 1877 hatten Beobachtungen des italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli dem Mythos von intelligentem Leben auf dem Mars mächtig Vorschub geleistet. Schiaparelli, Namensgeber des ExoMars-Testlandemoduls, beobachtete feine Linien auf dem Nachbarplaneten, die er "canali" nannte.

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Dies wurde mit "Marskanäle" übersetzt, und prompt entstand in den Köpfen vieler Zeitgenossen Schiaparellis das Bild einer Mars-Zivilisation, die Kanäle zur Bewässerung der trockenen Wüstengebiete ihres Planeten erschaffen hatte. Was sich freilich als Phantasiegebilde erweisen sollte — die vermeintlichen Marskanäle entpuppten sich später als optische Täuschung.

(bur/AFP)
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