Im Breisgau zitterten die Wände Erdbeben - in Deutschland keine Seltenheit

Hannover (RPO). Am Dienstag bebte im Süden von Baden-Württemberg die Erde. Für Wissenschaftler ist das alles andere als außergewöhnlich. Jährlich registrieren die Forscher tausende Mini-Beben in Deutschland. Auch der Niederrhein zählt zu den betroffenen Gebieten.

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Foto: AP

Erschütterungen im Bereich der Stärke 4,5 auf der Richterskala würden in Deutschland ein- bis maximal zweimal pro Jahr registriert, sagte Thomas Plenefisch vom Seismologischen Zentralobservatorium der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Beben bis zur Magnitude 1 würden jährlich Hundert- bis Tausendfach auftreten. "Tagtäglich gibt es kleinere, nicht spürbare Beben in Deutschland", sagte Plenefisch in Hannover.

Das Ereignis am Dienstagmorgen im Breisgau war größerer Natur. Bei einer Stärke von 4,5 auf der Richterskala zitterten die Wände. Zahlreiche besorgte Menschen riefen bei Feuerwehr und Polizei an. Polizeisprecher Dietmar Ernst sagte: "Es gab zuerst einen gewaltigen Schlag und dann hat es gerüttelt." In einigen Haushalten sollen Tassen aus dem Regal gefallen sein. Verletzte und größere Gebäudeschäden gab es nicht.

Experten zufolge muss noch mit kleineren Nachbeben gerechnet werden. Eventuell könnten diese über einer Magnitude von 2,5 bis 3 liegen und somit spürbar sein. Allerdings würden typischerweise im Schwarzwald eher weniger Nachbeben auftreten.

Erdbebenregionen bis in die Niederrheinische Bucht

Die jüngsten Erschütterungen der Erdkruste haben sich in einer der Erdbeben-Schwerpunktregionen ereignet, die entlang des Rheingrabens von Basel über Karlsruhe bis in die niederrheinische Bucht bei Köln reicht. Zuletzt hatte sich das im August 2007 bemerkbar gemacht, als ein leichtes Zittern durch das Rheinland ging. Das Epizentrum des Bebens lag südlich von Koblenz. Die Erdbebenwarte Bensberg maß damals einen Wert von 3,7 auf der Richterskala. Einige unserer Leser schilderten eindrucksvoll, wie sie das Beben miterlebten.

Weitere Erdbebengebiete in Deutschland sind neben dem Rheingraben die Schwäbische Alb, das Vogtland, die Bodenseeregion und das nördliche alpine Vorland. Ursache der Erschütterungen ist ein Spannungsfeld, das durch die Kollision der Afrikanischen mit der Eurasischen Kontinentalplatte entsteht. Erhöht werde das Risiko regional durch vorgeprägte Schwächezonen in der Erdkruste, die durch das leichte Auseinanderdriften des Kontinents etwa im Rheingraben entstanden seien, erklärt Plenefisch.

Das stärkste Beben der vergangenen Jahrzehnte hat sich am 13. April 1992 in Roermond an der deutsch-belgischen Grenze ereignet. Durch die Erschütterungen der Stärke 5,9 waren kleinere Türme des Kölner Doms eingestürzt. Nur wenig schwächer fiel laut Plenefisch ein Beben am 3. September 1978 auf der Schwäbischen Alb bei Albstadt aus, das ebenfalls Schäden an Häusern verursachte.

Anderer Herkunft waren die Erschütterungen im Februar 2008 im Saarland, die fast eine Kirche einstürzen ließen. So genannte Grubenbeben sind die Schattenseite des Kohleabbaus an der Saar. Allein im Jahr 2007 gab es im Saarland 53 Beben mit einer Stärke von mehr als 2,0. Schäden an Häusern und Infrastruktur sind die Folge.

Das stärkste bekannte Erdbeben in Mitteleuropa nördlich der Alpen ereignete sich den Angaben zufolge am 18. Oktober 1356 bei Basel. Das Beben lag knapp unter der Marke von 7 auf der Richterskala, wie Rekonstruktionen aufgrund der Schäden ergeben haben. Damals hatte es auch Todesopfer gegeben. Im Jahr 1756 gab es Berechnungen zufolge ein Beben der Stärke 6,4, das die Region um Düren verwüstete.

(DDP)
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