Ein Hauch aus der Provence

Das Solevino liegt, etwas versteckt, im Neusser Stadtteil Furth. Vor dem Besuch kann man schon testen, ob man den Gäste-Test besteht.

Im Grunde ist das Solevino (Sonne und Wein), etwas salopp gesagt, eine Mogelpackung: Bei diesem Namen rechnet man mit Pasta oder Pizza, mit Tiramisu und Tonno, Saltimbocca oder Salsiccia. Gibt es aber nicht: Die Karte ist durchweg provencalisch - und das darf man wörtlich nehmen. Wer frankophil genug und der Sprache mächtig ist, findet alle Angebote auf Französisch. Für die anderen gibt es eine deutsche Übersetzung.

Lösen wir dieses Namensrätsel als Erstes auf. Solevino-Chef Gerd Lang brachte den Namen von einer Italienreise mit. Es muss da einen großartigen Moment abends am Meer gegeben haben, die Sonne ging unter, der Wein im Glas mundete vortrefflich - die Welt war in Ordnung, und der Name des Restaurants geboren. Aber dennoch setzte der Chef auf das, was man vor allem in Südfrankreich in der Küche zaubert - italienischer Name, französische Küche, vor allem die oft deftige der Provence. Es gibt sicher schlechtere Kombinationen, gut gekocht wird in beiden Ländern.

Wir ließen uns anfangs von einem Confit de Magret de Canard (15,50 Euro) neugierig machen - Tranchen von der Entenbrust mit einer leichten Sauce aus Cassis und Balsamico. Noch nie haben wir die dünnen (kalten) Scheiben der Entenbrust so harmonisch mit der Sauce er-schmeckt, perfekt passt dazu ein gemischter Salat mit Linsen: großartiger Einstieg. Weil uns die Fleischzubereitung mit der Niedrigtemperatur-Methode schon immer fasziniert (und nie enttäuscht) hat, waren wir angenehm überrascht, dazu mehrere Angebote zu finden. Rind, Lamm, Kaninchen, Schwein und Ochsenbäckchen lässt der Solevino-Koch dazu bis zu zwei Tage schmoren, bevor sie auf den Teller kommen. Leider übersahen wir den etwas versteckten Hinweis, dass man - wegen der aufwendigen Zubereitung - manchmal nur jeweils zwei der Angebote tatsächlich servieren kann. Wir nahmen das Rosmarin-Lavendel-Schwein (19,80), und bereuten die Wahl nicht: Das Fleisch war, typisch für diese Garmethode, butterzart, durch das Schmoren hatte sich eine köstliche, dunkle Kruste gebildet. Die dazu gereichten Kartoffelschnitze fielen leider stark ab: Es fehlte den ansonsten perfekt frittierten Kartoffeln an Salz. Das dazu gereichte blanchierte und in der Pfanne mit Olivenöl geschwenkte Gemüse (u.a. Fenchel und Möhren), garniert mit frischen Kräutern, schlugen locker den Bogen von Neuss nach Südfrankreich. Das andere Hauptgericht dagegen war zwar ok, aber verglichen mit den anderen Gerichten eine Enttäuschung: Wir hatten uns für das Entrecote (24,00) aus der Steakkarte entschieden, das uns am Ende nicht überzeugte, allerdings - anders als das Schwein - von perfekt gewürzten Kartoffeln begleitet wurde. Dass das Solevino Bolten-Alt vom Fass (wird im Nachbarort Korschenbroich gebraut!) anbietet, entzückte den Bierfreund am Tisch, und der offene Weißwein Noulens en Gascogne (0,2 l für 5,80) stellte den Weinfreund mehr als zufrieden. Wäre der leicht-fruchtige Wein noch in einem nicht ganz so simplen und einem etwas größeren Glas serviert worden, hätte er noch mehr Freude gemacht, zumal er perfekt temperiert war.

Und die Sache mit dem Gäste-Test? Der steht auf der Facebookseite des Solevino - und klopft mit ein paar launigen Fragen die Großzügigkeit der Gäste ab. Die Botschaft: sich entspannen, die kleinen Pannen des Lebens leicht nehmen und das Glas halbvoll und nicht halbleer sehen.

Fazit: Zufriedenes Augenzwinkern beim Gruß an die Küche, verbunden mit der Bitte, der Kartoffel mehr Salz und dem Weißwein mehr Platz im Glas zu gönnen.

Info Solevino, Venloer Straße 156, 41462 Neuss, tgl ab 18 Uhr, Tel. 02131 959941, www.restaurant-solevino.de

(RP)
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