Bedburg-Hau-Moyland Die Welt ohne Menschen

Bedburg-Hau-Moyland · Das Museum Schloss Moyland zeigt Bilder von Lori Nix. Die Amerikanerin gestaltet in ihren Fotoarbeiten eine postapokalyptische Erde.

Der Mensch ist weg. Verlassen die Bauten, eingestürzt Museen und Theater, versandet die U-Bahn. Von grauem Staub überzogen steht der Billard-Tisch in einer Bar, die Barhocker sind gegen den Tresen gekippt, um den Flipper kümmert sich niemand. Nur ein Gürteltier schnuffelt über die Theke.

Es ist eine fremde, trotz allen Chaos' stille, menschenleere Welt, die Lori Nix auf ihren Bildern zeigt. Eine Welt, die sich die Natur nach und nach zurückerobert, wenn der Sand durch die offenen S-Bahn-Türen weht und erster Strandhafer sprießt, wenn Bäume durch die Decke der altehrwürdigen Bibliothek wachsen oder ein Waschbär verwundert in den Treppenschacht eines Glockenturms schaut.

Der Mensch hat die Erde verlassen, seine Konstrukte stürzen ein, werden überwuchert. Die US-Fotografin Lori Nix hat seit 2005 die Vision einer Welt ohne Menschen ins Zentrum ihrer Serie "The City" gestellt. Sie präsentiert darin eine postapokalyptische Erde. Mit Bildern allerdings, in denen alle menschlichen Errungenschaften idyllisch überwuchert werden.

Jetzt zeigt Museum Schloss Moyland erstmals in Deutschland 26 der 28 meist großformatigen, rund 1,2 mal 1,5 Meter großen Fotos der Serie "The City". Flankiert werden diese Bilder von den Szenarien der Serie "Lost", die zwischen 2002 und 2004 entstanden. Auch wenn die Fotografin von Katastrophenfilmen wie "Flammendes Inferno" inspiriert wurde, thematisiert sie keine apokalyptischen Szenen. Sie möchte Gefahren, Katastrophen darstellen, die aber zugleich humorvoll abgemildert werden, erklärt die Künstlerin.

"Ich stelle mir eine Stadt der Zukunft vor, die entweder durch die Natur oder durch menschliches Handeln total entvölkert ist. Ich habe ein wenig Angst davor, was in der Zukunft sein wird, wenn wir nicht unser Verhalten in Bezug auf das Klima ändern", sagt Nix.

Sie ist fasziniert von der Macht der Natur, erlebte als Kind die Tornados und die Blizzards in ihrer Heimat im mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Seit langem setze sie sich mit der Frage auseinander, was mit der Erde geschieht, wenn der Mensch nicht mehr da ist, sagt Nix. Eine Frage, die Künstler immer wieder thematisiert haben: von den apokalyptischen Visionen des Mittelalters bis zu Hollywood.

Es ist ein futuristisches Gedanken-Experiment, das Nix da auf ihren Bildern durchdekliniert. Ein Experiment, von dem die Tiere vielleicht sagen: Es ist gut, dass der Mensch nicht mehr da ist, erklärt Nix. Ein Experiment, das den Menschen an seine Vergänglichkeit erinnert. Doch so futuristisch das Gedankengut, so altmodisch ist die Methode: Nix' Visionen werden nicht am Computer erzeugt. Zusammen mit ihrer Partnerin Kathleen Gerber baut sie die Miniatur-Szenen dreidimensional auf.

Das dauert im Schnitt bis zu sieben Monate und mehr pro Szene. Dann fotografiert Nix die Modelle mit einer Großbildkamera auf analogem Film, die wenigen Abzüge werden nicht digital bearbeitet. Nach dem Foto zerstören Nix und Gerber die Modelle.

(RP)
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