Köln Die Phil.Cologne entdeckt das All

Köln · Frank Schätzing wagte sich beim Kölner Spektakel unter die Philosophen.

 Der in Köln lebende Beststeller-Autor Frank Schätzing.

Der in Köln lebende Beststeller-Autor Frank Schätzing.

Foto: Susanne Diesner

An ihrem dritten Tag hob die Phil.Cologne ab. Zum Auftritt von Star-Autor Frank Schätzing ertönte in Köln-Sülz der Eingangstrailer der berühmtesten Raumpatrouillen des Universums: "Der Weltraum ist unendlich. Dies sind die Abenteuer der Phil.Cologne". Tatsächlich war ein echter Astronaut an Bord: auf dem Podium eines Abends über unendliche Weiten, Aliens und Aufzüge ins All. Beim Betrachten unseres Blauen Planeten aus dem Fenster der MIR überkamen Reinhold Ewald beinahe religiöse Gefühle. Demut und Ehrfurcht habe er verspürt vor dieser wunderbaren Schöpfung.

Das passte in den Pfarrsaal St. Bruno, dessen Namen der Wissenschaftstheoretiker Klaus Mainzer aber keinesfalls mit dem Gründer des Karthäuserordens verbinden wollte. Vielmehr sei mit größtem Respekt an Giordano Bruno zu erinnern. Der habe zwar nichts mit Köln und noch weniger mit der Kirche zu tun, er habe aber als erster Mensch die Welt ins Unendliche gedacht. Stichwort für den Moderator Andreas Platthaus: Denken sei, so seine Mahnung an das Publikum, auch mit teuer bezahlter Eintrittskarte erste Zuhörerpflicht. Zum Beweis der Existenz anderer intelligenter Wesen im All bediente sich Frank Schätzing des Kleiderschranks seiner Frau. Wenn sie ihre Klamotten und Accessoires jeweils unterschiedlich kombiniere, komme dabei eine beeindruckende Zahl von Outfits heraus. Die lasse sich mit jedem neu gekauften Fummel exponentiell steigern, doch letztlich handele es sich um eine endliche Größe. Für den Autor des Bestsellers "Limit" heißt dies, dass sich auch alle bisher gemessenen Parameter irdischer Astronomen im All wiederholen können.

Das Lieblingswort von Konrad Beikircher ist "simmelieren", also ein intensives Nachdenken. Der Fernsehjournalist Gert Scobel hatte im Stadtgarten eine nüchterne Expertenrunde zum Thema "Human Brain Project" versammelt, und aufmerksames Mitdenken war selbstverständlich auch hier gefordert. Dabei klang der zentrale Begriff des Abends nur so ähnlich wie das schöne kölsche Wort. "Simulieren". Das genaue Nachahmen der Prozesse im menschlichen Gehirn ist das Ziel eines von der Europäischen Union mit vielen Millionen geförderten, auf zehn Jahre angelegten Wissenschaftsprojekts. Doch Simon Eickhoff, Neurowissenschaftler an der Forschungsstelle Jülich und Mitarbeiter des Großprojekts, traf bei der Phil.Cologne auf Skepsis. Die ging so weit, dass dem Berliner Philosophen Michael Plauen bei ansonsten angemessenem Sprachniveau die saloppe Wertung "Stuss" herausrutschte. – Bilanz der ersten Phil.Cologne: 8300 Besucher, 83 Prozent Auslastung.

(RP)
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