Pisa-Test in Lesen und Mathe Deutsche Schüler weiter nur Mittelmaß

Frankfurt/Main (RPO). Naturwissenschaften: gut. Lesen und Mathe: befriedigend. Chancengleichheit: ungenügend mit Tendenz zur Besserung. Dieses Zeugnis stellt die OECD in der neuen Pisa-Studie den deutschen Schulen aus. Das nationale Pisa-Konsortium sehe Deutschland insgesamt auf einem guten Weg.

So reagierten die Länder auf den Pisa-Schock
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Foto: ddp

Das berichtete die "Stuttgarter Zeitung" am Wochenende unter Berufung auf die Zusammenfassung der deutschen Pisa-Ergebnisse. Die Kritik aus Deutschland an Pisa-Koordinator Andreas Schleicher wies die OECD scharf zurück.

Laut "Stuttgarter Zeitung" belegt Deutschland bei Pisa 2006 unter den 30 OECD-Staaten bei Lesen und Mathe den 14. Platz. Korea, Finnland und Kanada lägen im Lesen weit vorne, in Mathe führten Finnland, Korea und die Niederlande. Das Ranking aller 57 Teilnehmerstaaten werde aber geheim gehalten.

Der Leiter des deutschen Pisa-Konsortiums, Manfred Prenzel, sehe die Ergebnisse insgesamt sehr positiv, schreibt die Zeitung. Es gebe "nachweisbare Verbesserungen" bei der sozialen Gerechtigkeit. Zwar sei der Zusammenhang zwischen Schulerfolg und Elternhaus nach wie vor zu stark, aber die Befunde zeigten eine Lockerung. Betrachte man, was sich international seit Pisa 2000 getan habe, "dann fällt Deutschland positiv auf", während andere Staaten sich deutlich verschlechtert hätten.

Materielle Anreize, mit denen manche Pisa-Länder die teilnehmenden Schüler anspornten, sieht Prenzel nicht als Problem. Zu einem "Spiegel"-Bericht, wonach etwa die USA jedem Pisa-getesteten Schüler bis zu 50 Dollar zahlten, sagte Prenzel im "Tagesspiegel": "Das verzerrt die Ergebnisse in keiner Weise." Das habe bereits eine Kontrolluntersuchung für Pisa 2000 ergeben.

Die Ergebnisse von Pisa 2006 werden am Dienstag vorgestellt. Pisa-Koordinator Andreas Schleicher war wegen der Kommentierung der Vorabinformationen von Unionspolitikern heftig attackiert und zum Rücktritt aufgefordert worden. Der Pisa-Chef sei "in verunglimpfender Art und Weise angegriffen worden", kritisierte die OECD-Direktorin für Bildung, Barbara Ischinger.

"Wir weisen diese Angriffe mit Entschiedenheit zurück und bedauern, dass hierdurch die konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und der OECD im Bereich der Bildungsanalysen völlig unnötig belastet wird." Der "weltweit anerkannte Bildungsforscher" Schleicher genieße "unser uneingeschränktes Vertrauen".

Zweifel an Erfolg der Reformen

Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Jürgen Zöllner (SPD), sagte der AP, im deutschen Bildungssystem habe sich vieles zum Besseren verändert. "Wenn sich in allen Politikfeldern so viel getan hätte wie in der Bildungspolitik, stünden wir deutlich besser da", betonte er. "Die Schule in Deutschland hat schon einen weiten Weg zu mehr Qualität geschafft." Die große bildungspolitische Herausforderung sieht Zöllner darin, Kindern aus Ausländer- und sozial benachteiligten Familien zu fördern.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan warnte vor nachlassendem Reformwillen. Die Pisa-Ergebnisse seien ermutigend, das solle aber nicht dazu "verführen, den Reformeifer einzustellen", sagte sie der "Wirtschaftswoche". Die Bundesländer ermahnte Schavan: "Wettbewerb zwischen den Ländern ist grundsätzlich gut, aber es fehlen noch Spielregeln zwischen den Ländern."

Der Bildungsökonom Ludger Wößmann vom Ifo-Institut bezweifelte dagegen, dass die besseren Ergebnisse in der Iglu-Studie tatsächlich auf Schulreformen zurückzuführen sind. Iglu zeige, dass der Pisa-Schock "vor allem bei den Eltern angekommen ist", die ihre Kinder heute viel stärker beim Lesen förderten als früher.

Die Lehrergewerkschaft GEW erklärte: "Wer ernsthaft Konsequenzen ziehen will, muss die Diskussion ohne Tabus führen." Die Gewerkschaft befürchtet, dass das Hauptproblem der fehlenden sozialen Chancengleichheit auch von Pisa 2006 bestätigt wird.

(ap)
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