Mars nähert sich auf 55,76 Millionen Kilometer an Der Rote Planet kommt

Frankfurt/Main (rpo). Der Rote Planet kommt dem Blauen Planeten in den nächsten Tagen so nah wie er es selten wagt. Am Mittwoch wird der Mars nur 55,76 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein. Astronomen und Sternliebhaber rüsten sich bereits.

<P>Frankfurt/Main (rpo). Der Rote Planet kommt dem Blauen Planeten in den nächsten Tagen so nah wie er es selten wagt. Am Mittwoch wird der Mars nur 55,76 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sein. Astronomen und Sternliebhaber rüsten sich bereits.

Eigentlich ist er ein ziemlich mickriger Geselle. Nur halb so groß wie die Erde, mit nur einem Zehntel ihrer Masse, ohne nennenswerte Atmosphäre und am Himmel häufig genug gar nicht zu sehen, zieht der Mars am Rande des Asteroidengürtels ein wenig verloren seine Bahn um die Sonne. Für Materialisten nur ein verrostender Haufen eisenhaltigen Gesteins, fasziniert er die Menschen dennoch seit Jahrtausenden.

Den Römern symbolisierte der Rote Planet den Gott des Krieges und der Frühlingsauen, von dort kamen in den 40er Jahren Orson Welles' grüne Hörspiel-Männchen, und heute suchen irdische Roboter in seinen Schluchten nach Spuren früheren Lebens. Spannend ist vor allem seine Geschichte. "Je mehr die Wissenschaft über den Mars erfährt, desto ähnlicher wird er der Erde", sagen die Experten, die hoffen, auf seiner Oberfläche Spuren von Kleinstlebewesen entdecken zu können. Am Mittwoch ist Mars der Erde so nahe wie seit fast 60.000 Jahren nicht mehr.

Ob unsere Vorfahren im Sommer des Jahres 57.618 vor Christi Geburt den roten Himmelskörper ängstlich, sehnend oder ohne jede Gefühlsregung betrachteten, wissen wir nicht, doch spricht alles dafür, dass sie ihn wahrnahmen. Damals konnte der werdende Homo sapiens vermutlich nicht nachvollziehen, dass der sonst eher unauffällige, in jenen Tagen aber sehr helle rote Punkt am Nachthimmel der Erde geradezu aufdringlich nahe gerückt war, wenn auch noch 150 Mal weiter weg als der Mond.

Damals wie heute liegen zwischen Erde und Mars nur rund 55,76 Millionen Kilometer, doch ist diese Zahl eigentlich nur für pingelige Rekordjäger interessant. Denn ob der Rote Planet der Erde nun auf 58,03 Millionen Kilometer auf die Pelle rückt wie im August 1924 oder 56,91 Millionen Kilometer, wie es im September 2035 sein wird - die größtmögliche Annäherung beider Himmelskörper vollzieht sich alle 15 bis 18 Jahre und ist deshalb gar nicht so selten wie Sensationsberichte glauben machen wollen.

Die Nähe entsteht, wenn sich Erde und Mars auf ihren elliptischen Bahnen um die Sonne in gleicher Höhe befinden, vergleichbar mit zwei Läufern, von denen der schnellere im Stadion zum Zeitpunkt der Überrundung ganz eng an den anderen heranrückt, auf der Gegenkurve aber weit weg ist. So kommt es, dass die Entfernung zwischen Mars und Erde in beider Lauf um die Sonne zwischen etwa 56 Millionen und 401 Millionen Kilometern schwankt.

Den meisten Menschen, denen Himmelserscheinungen dieser Art ziemlich egal sind und die allenfalls eine totale Sonnenfinsternis als solche erkennen, wird der Besuch unseres Nachbarplaneten gar nicht auffallen. Denn Mars bewegt sich nach seinem Aufgang gegen 22.00 Uhr bis zu seinem Untergang um 06.30 Uhr von Südosten nach Südwesten nur knapp über dem Horizont. Wer also in bergigen Gegenden oder inmitten von Häusern lebt, sollte einen hoch gelegenen Standort wählen, um den Roten Planeten überhaupt zu Gesicht zu bekommen.

Wer das tut und außerdem über ein Fernrohr mit mindestens 60-facher Vergrößerung verfügt, hat freilich ein Spektakel der besonderen Art vor Augen - vorausgesetzt, der Himmel ist wolkenlos: Wie sonst nur alle 15 bis 18 Jahre können Profis wie Hobby-Astronomen deutlich die Strukturen erkennen, die sich auf der lebhaft orangeroten, bis ins schwarze hineinspielenden Oberfläche des Planeten abzeichnen, Flecken, teilweise so groß wie Kontinente, Wüsten, Risse und Schründe und auch, wenn man Glück hat, die weißlichen Polkappen.

Wenn die Annahme der Wissenschaft richtig ist, dass nämlich Mars eine der Erde vergleichbare urzeitliche Entwicklung durchgemacht hat, die dann ein frühes Ende fand, weil der massearme Planet allmählich seine Atmosphäre verlor, braucht man wenig Fantasie, sich Meere und Urströme auf der heute staubtrockenen Oberfläche vorzustellen. Man kann von künftigen interplanetarischen Expeditionen träumen, die sich an den Polen des Mars mit Wasser versorgen und andererseits die Utopisten belächeln, die eine Besiedlung des Roten Planeten mit Erdlingen in der Wüste von Nevada heute schon trainieren.

Und noch ein Tipp aus der knochentrockenen Praxis: Himmelsforscher raten, den Mars nicht unbedingt an den Tagen zu beobachten, an denen er der Erde am nächsten ist. Denn dann befindet er sich sehr nah über dem Horizont, und der Blick wird durch die Turbulenzen der dicken Erdatmosphäre getrübt. Vielmehr empfiehlt es sich, das Fernrohr im September zu justieren, wenn sich Mars zwar wieder von der Erde fortbewegt, am Himmel aber immer höher steigt.

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