Debatte um Zölibat und Frauenordination

Das RP-Interview mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp sorgte für reichlich Wirbel. Wir nehmen es zum Anlass für eine Serie.

Enorm war die Resonanz unserer Leser auf dieses Interview. Bei einem Besuch in der RP-Zentralredaktion hatte sich der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp auch zur zölibatären Lebensform der römisch-katholischen Priester geäußert wie auch zur Priesterweihe für Frauen. Dazu betonte der Weihbischof unter anderem, dass der Zölibat nicht nur notwendig, sondern auch zeitgemäß sei und dass es darum gehe, "Christus in dieser Welt auch durch die eigene Lebensweise sichtbar und berührbar zu machen". Und allen, die sich in der katholische Kirche Frauen als Priester wünschten, könne er "ehrlicherweise keine Hoffnung machen", da Bischöfe und Priester "die Nachfolger der Apostel" seien und die Kirche daher nicht das Recht habe, die Entscheidung Christi zu ändern.

Damit hat Weihbischof Dominikus Schwaderlapp jene Position eingenommen, die dem Kirchenrecht entspricht. Im Codex Iuris Canonici für angehende Priester heißt es, dass Kleriker gehalten sind, "vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren". Ebenso verhält es sich mit der Frauenordination. Hierzu hatte Johannes Paul II. in einem Apostolischen Schreiben vor 20 Jahren erklärt, dass die Kirche keinerlei Vollmacht habe, "Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben". Dies betreffe die göttliche Verfassung der Kirche selbst.

Warum dann aber das starke Bedürfnis der Leser, uns ihre ausschließlich kritische Meinung zu sagen? Weil viele Menschen diese kirchenrechtlichen Feststellungen als unzeitgemäß empfinden und weil die Kirche solche Diskussionen zu oft als abschließend behandelt hat und eine lebendige Diskussion darüber selten zulässt. Dabei sind Zölibat und Frauenordination weder ein Dogma noch ein Sakrament. Und so fragen sich auch viele Gläubige, ob eine Kirche sich in diesen Fragen wandeln kann, ohne im Kern getroffen zu werden oder sich dem Vorwurf auszusetzen, dem Zeitgeist zu huldigen.

Das starke Engagement unserer Leser - auch im Leser-Forum bei RP-Online - zeigt, wie groß das Bedürfnis nach einer Debatte in diesen Fragen ist und wie sehr es die Menschen bedrängt. Wir wollen das zum Anlass nehmen, neben dem Abdruck einiger Leserbriefe auf dieser Seite ab der kommenden Woche in mehreren Beiträgen uns der Fragen zum Zölibat und der Frauenordination anzunehmen. Auch dies verstehen wir im besten Sinne als Debattenbeiträge. Dabei soll es unter anderem um frühe Apostelinnen der Kirche gehen, um theologische Begründungen, um frühe Diakoninnen und die Frage, wie es rechtlich überhaupt möglich sein könnte, das Priesteramt für Frauen einzuführen und den Zölibat abzuschaffen.

(RP)
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