USA und Kanada beginnen mit Vermessung Das Rennen um die Rohstoffe der Arktis

Anchorage (RPO). Wissenschaftler aus den USA und Kanada beginnen am Montag eine Expedition zur Vermessung des arktischen Meeresbodens. Von den Ergebnissen der auf fünf Wochen angesetzten Arbeiten erwarten beide Länder Aufschluss darüber, wie weit nach Norden sie ihre Souveränität auf Regionen ausdehnen können, in den große Vorkommen an Öl, Erdgas und anderen Rohstoffen vermutet werden.

August 2007: Russen hissen Flagge unter dem Nordpol
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August 2007: Russen hissen Flagge unter dem Nordpol

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Foto: AFP

Gemäß Seerechtskonvention der Vereinten Nationen haben Küstenstaaten die Hoheit über einen 370 Kilometer breiten Küstenstreifen und dürfen diesen auch wirtschaftlich nutzen. Sie können diesen Streifen vergrößern, wenn sie die Existenz eines darüber hinausgehenden Festlandssockels beweisen, wie die Geologische Gesellschaft der USA (USGS) erklärte.

Die exakte Festlegung von Seegrenze ist angesichts der Klimawandels von besonderem Interesse, da der Temperaturanstieg die Ausbeutung bislang nicht erreichbarer Vorratsstätten möglich macht. Das unterstrichen im Jahr 2007 russische Forscher, als die mit einem Kleinst-U-Boot in 4300 Metern Tiefe am Nordpol die Flagge ihres Landes setzten. Russland hat mehrere, allerdings umstrittene Souveränitätsansprüche in der Region erhoben.

Auch zwischen Kanada und den USA ist der exakte Verlauf ihrer Seegrenze umstritten. Auch in dieser Frage warten beide Länder mit Spannung auf die Ergebnisse der Expedition.

Für die Wissenschaftler ist der Debatte über Grenzen aber nicht von vorrangigem Interesse. "Das ist Sache der Diplomaten und keine wissenschaftliche Entscheidung", sagte Jonathan Childs von der USGS. Die Forscher würden sich auf das Sammeln von Daten zur Vermessung des Meeresgrundes und zur Dicke von Gesteinsschichten konzentrieren.

Die Wissenschaftler ans Ziel bringen sollen zwei mächtige Eisbrecher, die am Montag von Häfen in Alaska und in Kanada aus in See stechen werden.

Fünf Anrainerstaaten

Kanada und die USA zählen neben Russland, Dänemark und Norwegen zu den fünf Arktis-Anrainerstaaten. Jedem der Länder steht nach internationalem Recht eine 200-Seemeilen-Zone vor der Küste zur ausschließlichen wirtschaftlichen Nutzung zu. Kanada hatte in der Vergangenheit jedoch eine 300-Seemeilen-Zone beansprucht.

Angesichts des schmelzenden Polareises wachsen die Begehrlichkeiten zur Nutzung der frei werdenden Meeresgebiete in der Region. Immer nördlichere Öl- und Gasfelder könnten erschlossen werden, Fischfangflotten weiter vordringen und die bisher fast immer vom Eis verschlossene Nordost-Passage könnte den Seeweg zwischen Europa und Asien drastisch verkürzen. Wer die unter dem Polareis versteckten Rohstoffe nutzen darf, ist jedoch umstritten.

Zwar steht jedem der Anrainerstaaten die 200-Seemeilen-Zone vor seiner Küste zur wirtschaftlichen Nutzung zu, die Gebietsansprüche für große Teile der Region sind dagegen nicht geregelt. Nach Einschätzung der USGS könnten sich in der Arktis 90 Milliarden Barrel Öl und 30 Prozent der weltweiten Erdgasreserven befinden.

(RTR/csr)
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